Präsident Biden und #StopWillow

Zum ersten Mal  wurden wir durch eine internationale Kampagne auf TikTok auf ein für uns relevantes, brandaktuelles Thema aufmerksam. Das „Willow“-Projekt in den USA. So wurde der Hashtag #StopWillow bis Donnerstagmittag mehr als 150 Millionen mal aufgerufen. Bei „Willow“ handelt es sich um das Acht-Milliarden-Dollar-Projekt mit rund 200 Ölbohrungen in 3 Ölfeldern des Ölkonzerns ConocoPhillips  in Alaskas westlicher Arktis, dem größten zusammenhängenden unberührten Gebiet der USA.

 

Dieses Projekt wurde 2021 von einem Richter gestoppt und an die Regierung zurückverwiesen. Vorgestern hat nun Präsident Biden grünes Licht für Ölbohrungen im Ausmaß von 600 Millionen Barrel über die nächsten 30 Jahre gegeben. Der entstehende jährliche CO2- Ausstoß von 9,2 Millionen Tonnen CO2 entspricht dem von 2 Millionen Autos pro Jahr. Dazu kommt die gesamte Infrastruktur wie Hunderte Kilometer Straßen, Flugpisten, Pipelines und Ölförderungsanlagen, die in dem unberührten Landstrich erbaut werden muss. Und dies, nachdem Biden 2020 betonte, dass es „keine weiteren Bohrungen auf Bundesland, Punkt“ geben werde.

 

Tatsächlich hatte sich Präsident Biden das Klimathema auf seine Fahnen geheftet und versprach im Wahlkampf, die US-Emissionen bis 2030 gegenüber dem Stand von 2005 zu halbieren.  So wurden unmittelbar nach seinem Amtsantritt die Verkäufe von Öl- und Gaspachtverträgen zunächst ausgesetzt, später allerdings wurde Biden zumindest teilweise durch Kompromisse dazu verpflichtet.

 

Die „New York Times“ schreibt zum Willow-Projekt, dass der Präsident dieses aus freien Stücken, ohne Druck von konservativen Abgeordneten oder Gerichtsurteilen, entschied. Einen Tag zuvor verkündete die US-Administration weitreichende Beschränkungen für künftige Öl- und Gasförderprojekte in und vor Alaska. So sollen der Arktische Ozean und fünf Millionen Hektar Land für Bohrungen komplett gesperrt werden. Dies wird von vielen Klimaaktivistinnen als „Retusche“ kritisiert.

 

Auch die Internationale Energieagentur hat laut „New York Times“ erklärt, dass die Regierungen keine neuen Öl-, Gas- und Kohleprojekte mehr genehmigen dürfen, wenn der Planet die katastrophalsten Auswirkungen des Klimawandels abwenden soll.

 

Umweltschützer wehren sich

„Es ist schockierend, dass Biden dem Willow-Projekt grünes Licht gegeben hat, obwohl er weiß, wie viel Schaden es den arktischen Gemeinden und der Tierwelt zufügen wird. Ein Gebiet in der Arktis zu schützen, um ein anderes zu zerstören, macht keinen Sinn und hilft den Menschen und der Tierwelt nicht, die durch das Willow-Projekt in Mitleidenschaft gezogen werden.“, sagte Kristen Monsell, eine leitende Anwältin des Center for Biological Diversity. „Jetzt müssen wir aufstehen und für diese unbezahlbaren wilden Orte und die Menschen und Tiere, die von ihnen abhängen, kämpfen. Es ist klar, dass wir uns nicht darauf verlassen können, dass Biden sein Wort hält, wenn es um die Bekämpfung des Klimawandels und den Stopp von Bohrungen auf öffentlichem Land geht.“

Eine Online-Petition auf Change.org hat bereits mehr als 3,3 Millionen Unterschriften gegen das Projekt Willow gesammelt und mehr als eine Million US-Bürger*innen schrieben einen Brief ans Weiße Haus. Es hat alles nichts genützt.

 

Klagen werden eingereicht

Die Umweltrechtsgruppe Earthjustice hat heute im Namen von Umweltschutzgruppen zusammen mit NRDC (Natural Resources Defense Council) eine Klage eingereicht, um das massive Willow-Ölbohrprojekt zu stoppen, das die Regierung Biden am 13. März genehmigt hat. Diese Genehmigung einer enormen neuen Kohlenstoffquelle untergräbt die Versprechen von Präsident Biden, die Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren und die Vereinigten Staaten auf saubere Energie umzustellen.

 

Trustees for Alaska hat im Namen der Sovereign Iñupiat for a Living Arctic und von Naturschutzgruppen eine separate Klage eingereicht.

 

Der Beschluss des Bureau of Land Management (BLM) zur Genehmigung von Willow gibt im Wesentlichen grünes Licht für den von ConocoPhillips angestrebten Plan und ignoriert die Bitten von rund 5,6 Millionen Menschen, darunter auch die Führung des nahe gelegenen Dorfes Nuiqsut, die die Bundesregierung aufgefordert haben, Willow zu stoppen.

 

Auch wenn die Regierung Biden ihre Genehmigung als eine abgespeckte Version des Plans bezeichnet, wird das Projekt in den nächsten 30 Jahren immer noch etwa 260 – 280 Millionen Tonnen Kohlenstoffemissionen in die Atmosphäre abgeben. Das Projekt würde der Umwelt, der arktischen Tierwelt und den Anwohnern, die für ihren Lebensunterhalt auf das Land angewiesen sind, irreparablen Schaden zufügen.

 

Die Anfechtung richtet sich gegen die Biden-Administration, weil sie es laut Earthjustice versäumt hat, Alternativen in Betracht zu ziehen, die die Treibhausgasemissionen und die Auswirkungen auf den Boden deutlich hätten reduzieren können.

Ob die Klagen den Bau der neuen Ölfelder stoppen kann, bleibt abzuwarten. Es wäre aus unserer Sicht sehr zu wünschen!

 

Ein besonders sensibles Ökosystem

Gerade Alaska reagiert besonders stark auf klimatische Einflüsse. So hat es sich in den letzten 60 Jahren doppelt so schnell erwärmt wie der übrige Teil der USA. Dies beinhaltet u.a. den Rückgang des Meereises,  das Auftauen des Permafrostbodens und den steigenden Meeresspiegel. Bereits bekannt ist, dass die Bohrungen und die Förderung des Erdöls einen gewaltigen Eingriff in die Natur darstellen. Das Auftauen der gefrorenen Tundra um die Bohrstellen würde den Klimawandel in Alaska möglicherweise weiter beschleunigen.