Welt-Zugvogeltag und die Bedeutung der Insekten
Auf ihrem Zug zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten sind die Vögel vielerlei Gefahren ausgesetzt. Dieses Jahr steht die Kampagne des Weltzugvogeltages am 11. Mai ganz im Zeichen des aktuellen Insektensterbens, das auch drastische Auswirkungen auf die vorhandenen Zugvogelpopulationen hat. Insekten stellen eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Vogelarten dar und sind auch bei der Aufzucht ihrer Brut von entscheidender Bedeutung. Daher lautet das diesjährige Motto „Insekten schützen, Vögel schützen “.
Ein Großteil der hemischen Vogelarten verbringt die Wintermonate in südlicheren Gefilden, meist in Afrika. Dazu zählen Weißstorch und Schwarzstorch, Kranich, Wespenbussard, Kuckuck, Mauersegler, Rauchschwalbe, Brachvogel, Kiebitz, Singdrossel, Sumpfrohrsänger, Feldlerche, Fitis, Nachtigall und Hausrotschwanz, aber auch Turteltaube und Wildentenarten. Doch diese Reise ist nicht ohne Gefahren. Einerseits werden Zugvögel nach wie vor stark bejagd, andererseits fehlen ihnen immer öfter Rastgebiete und auch Nahrung durch die massive Umgestaltung der ehemaligen Naturlandschaften durch uns Menschen. Auch die Klimakrise hat Auswirkungen auf den weltweiten Vogelzug:
Die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Zugvögel sind massiv
Wichtige Fakten im Überblick
Laut Wikipedia sind rund 50 Milliarden Zugvögel weltweit unterwegs, davon rund 5 Milliarden zwischen Europa und Afrika.
In den letzten Jahren wurde deutlich, dass die Insektenpopulationen zurückgehen, was mit einem Rückgang der Vogelarten einhergeht, die zum Überleben auf Insekten angewiesen sind.
Eine Analyse in der Zeitschrift Science ergab, dass wir jedes Jahrzehnt etwa 9 % der weltweiten Insektenpopulation verlieren.
Abholzung, industrielle Landwirtschaft, übermäßiger Einsatz von Pestiziden, Lichtverschmutzung und Klimawandel sind die Hauptfaktoren für diesen Trend (Reuters) .
Darüber hinaus haben die Vereinigten Staaten und Kanada einen Rückgang der Vogelpopulationen beobachtet, wobei die Vogelpopulationen seit 1970 deutlich um 29 % zurückgingen, was etwa 2,9 Milliarden Vögeln weniger entspricht.
Jedes Jahr werden rund 53 Millionen Vögel auf ihrem Weg von Afrika nach Europa und zurück durch Jagd getötet.
Faszinierende Insektenereignisse
Das Motto des diesjährigen Weltzugvogeltags „ Insekten schützen, Vögel schützen “ ist eine Gelegenheit, das Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten zu schärfen, aufzuklären und zu lernen.
Es fällt mit seltenen und faszinierenden Insektenereignissen zusammen, wie dem Auftauchen von Doppelbrut-Zikaden in Nordamerika und dem synchronen Glühwürmchen-Ereignis im Smoky-Mountains-Nationalpark, das wahrscheinlich Ende Mai oder Anfang Juni stattfinden wird.
In anderen Teilen der Welt zeichnet sich die Wanderung der „Wandergleitlibelle“ ( Pantala flavescens ) durch ihren bemerkenswerten Einfluss auf die Reise des Amurfalken ( Falco amurensis ) durch Asien und Afrika aus.
Während in Europa der Rückgang des Trauerschnäppers ( Ficedula hypoleuca ) mit klimabedingter Nahrungsknappheit in Verbindung gebracht wird, kommen die Vögel mittlerweile häufig zu einem Zeitpunkt in europäische Wälder, wo die Raupen zu Insekten herangewachsen sind, die ihre Küken nicht fressen können. Die Konsequenz dieser Fehleinschätzung wurde bereits 2006 in Nature veröffentlicht.
Problematik Jagd auf Zugvögel
Eine weiterer Grund für das Vögelstreben, die sehr leicht unterlassen werden könnte, ist die Jagd. Zugvögel werden immer noch stark bejagd, zum Beispiel in Mittelmeerländern wie Ägypten, Zypern, Malta, aber auch in Frankreich und Spanien gibt es eine lange Jagdtradition auf Zugvögel. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 sind es in Europa rund 53 Millionen Vögel, die so ums Leben kommen.
Situation in Österreich
Nicht nur im Mediterranraum, auch in Österreich werden jedes Jahr knapp 200.000 Vögel von Jägern getötet, darunter viele Zugvögel, und das sogar während des Frühjahrszuges.
Ein Lichtblick: Vor wenigen Tagen kündigten NÖ und Wien an, dass die Jagd auf die besonders gefährdete Turteltaube beendet wird – ein erster Erfolg des Volksbegehrens „Für ein Bundes-Jagdgesetz“. Dieses fordert ein ökologie- und tierschutzkonformes Bundes-Jagdgesetz, das die Jagd auf Zugvögel massiv reduziert.
Volksbegehren
„Wir sollten als Gesellschaft nicht länger dulden, dass mit unseren Zugvögeln so umgegangen wird“, so Winkelmayer, Bevollmächtigter des Volksbegehrens „Für ein Bundes-Jagdgesetz“. „Wir werden mit unserem Volksbegehren alles daransetzen, Österreich zu einem Land zu machen, in dem Zugvögel vor Schrotflinten sicher sind.“
Das Volksbegehren „Für ein Bundes-Jagdgesetz“ hat 14 Grundsätze formuliert, die in einem Bundes-Jagdgesetz verwirklicht werden sollen (https://bundesjagdgesetz.at/details.php). Die Initiative aus AG Wildtiere, Ökologischem Jagdverband, Tierschutz Austria und Verein gegen Tierfabriken wirbt derzeit um Unterstützungserklärungen für das Volksbegehren, die alle in Österreich wahlberechtigten Personen auf jedem beliebigen Bezirks- oder Gemeindeamt sowie rund um die Uhr online mittels Handysignatur leisten können.
Turteltaube
In den vergangenen Jahren wurde die Turteltaube noch im Burgenland, in Niederösterreich und in Wien bejagt. Überall sonst in Mitteleuropa war die Langstreckenzieherin, die jährlich zwischen ihrem Brutgebiet in Europa und ihrem Überwinterungsgebiet in der Sahelzone pendelt, bereits vor den Schrotflinten sicher. Nun zieht auch Österreich nach: Das Burgenland machte zu Jahresbeginn den Anfang und in dieser Woche kündigten auch NÖ und Wien an, die Turteltaube ganzjährig zu schonen. Ein wichtiger Fortschritt für den Artenschutz, dem weitere folgen sollen.
Tafel- und Spießente
Auch Tafelente und Spießente sind europaweit gefährdet und sollten umgehend aus der Liste der jagdbaren Arten gestrichen werden. Die Spießente ist noch in drei Bundesländern (B, K, NÖ) jagdbar, die Tafelente sogar in sieben. „Warum? Dafür gibt es überhaupt keinen vernünftigen Grund. Wir brauchen ein Bundes-Jagdgesetz, das diese Länderwillkür beendet“, betont Rudolf Winkelmayer, Bevollmächtigter des Volksbegehrens „Für ein Bundes-Jagdgesetz“.
Bekassine und Wachtel
„Auch die Jagd auf Bekassine und Wachtel während ihres Herbstzuges im Burgenland entbehrt einer vernünftigen Rechtfertigung und sollte ohne Verzug beendet werden. Lebende Vögel dürfen nicht als Zielscheiben missbraucht werden“, bekräftigt Winkelmayer.
Nicht einmal auf dem Frühjahrszug in die Brutgebiete sind alle Vögel vor Beschuss sicher, wenn sie Österreich durchqueren. Obwohl die EU-Vogelschutzrichtlinie in dieser Periode die Jagd generell untersagt, werden durchziehende Ringeltauben in drei Bundesländern (Burgenland, Oberösterreich, Steiermark) und durchziehende Kormorane in Salzburg bejagt.
Über den Welttag der Zugvögel (WMBD):
Der Weltzugvogeltag ist eine jährliche Sensibilisierungskampagne, die die Notwendigkeit des Schutzes von Zugvögeln und ihrer Lebensräume hervorhebt. Es hat eine globale Reichweite und fördert Maßnahmen und gibt Anregungen zum Schutz der Vögel und ihrer Umwelt durch Aufklärung, öffentliches Engagement und gemeinsame Aktivitäten über Grenzen hinweg.
Die Kampagne wird von der Konvention zur Erhaltung wandernder Wildtierarten (CMS), dem African-Eurasian Migratory Waterbird Agreement (AEWA), Environment for the Americas (EFTA) und der East Asian-Australasian Flyway Partnership (EAAFP) organisiert.