Laut dem Jahresbericht des Global Monitoring Lab der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA; Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der Vereinigten Staaten) lag der durchschnittliche Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre im Jahr 2023 bei 419,3 Teilen pro Million (kurz „ppm“) und erreichte damit einen neuen Rekordwert. In den letzten vier Monaten ist die Menge des Kohlendioxids in der Weltatmosphäre laut Forscher:innen des NOAA sprunghaft angestiegen wie nie zuvor.

 

Die durchschnittliche globale Kohlendioxidkonzentration war im März dieses Jahres um 4,7 Teile pro Million (ppm) höher als im März letzten Jahres, was einen rekordverdächtigen Anstieg des CO2-Gehalts innerhalb von 12 Monaten darstellt. Dieser Trend setzte sich auch im April 2024 fort:

Die Entwicklung des atmosphärischen CO2 in den letzten drei Jahren

April 2024 426, 57 ppm ( + 4,2 ppm)

April 2023 423, 37 ppm ( + 3,16 ppm)

April 2022 420, 19 ppm

https://gml.noaa.gov/webdata/ccgg/trends/co2_trend_mlo.png

Quelle: Quelle: Global Monitoring Laboratory/NOAA

 

Zur Grafik: Die roten Linien und Symbole stellen die monatlichen Mittelwerte dar, zentriert auf die Mitte eines jeden Monats. Die schwarzen Linien und Symbole stellen die gleichen Werte dar, nachdem sie um den durchschnittlichen saisonalen Zyklus korrigiert wurden.

 

Der Anstieg zwischen 2022 und 2023 betrug 2,8 ppm. Insgesamt war es damit das 12. Jahr in Folge, in dem der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre um mehr als 2 ppm anstieg. Am Mauna Loa Observatory auf Hawaii, wo die modernen Kohlendioxid-Aufzeichnungen 1958 begannen, lag der Jahresdurchschnitt des Kohlendioxids im Jahr 2023 bei 421,08.

 

Wir brechen alle Rekorde

„Das Tempo des Anstiegs in den ersten vier Monaten dieses Jahres ist wirklich bezeichnend und stellt ebenfalls einen Rekord dar“, sagte Ralph Keeling, Direktor des CO2-Programms an der Scripps Institution of Oceanography der UC San Diego. „Wir brechen nicht nur Rekorde bei der CO2-Konzentration, sondern auch bei der Geschwindigkeit des Anstiegs.“

 

Aufgrund von Untersuchungen des Ewigen Eises kennt man heute die CO2-Werte der letzten 800.000 Jahre. Wie man aus der untenstehenden Grafik ablesen kann, lagen die CO2-Werte zwischen 150 ppm in den Kaltphasen (Eiszeiten) und 280 ppm bis maximal 300 ppm in den Heißphasen unseren Globus. Die Entwicklung in den letzten 50 bis 70 Jahren, die wir in den darunterliegenden Grafik zeigen, übersteigt also die Werte der Heißphasen unseres Planeten bei Weitem, ist also absolut outstanding.

 

 

 

Bevor die Menschen begannen, durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe große Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre zu blasen, lag der CO2-Gehalt während fast 6.000 Jahren menschlicher Zivilisation bei etwa 280 ppm.

 

 

Seit Beginn der Aufzeichnungen am Mauna Loa Observatory sind die jährlichen Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe in jedem Jahrzehnt gestiegen, von knapp 11 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in den 1960er Jahren auf schätzungsweise 36,6 Milliarden Tonnen im Jahr 2023, wie aus dem Global Carbon Budget 2023 hervorgeht. Die unten stehende Grafik zeigt diesen raschen Anstieg innerhalb weniger Jahrzehnte.

https://gml.noaa.gov/webdata/ccgg/trends/co2_data_mlo.png

Quelle: Global Monitoring Laboratory/NOAA

 

Es droht katastrophaler Klimazusammenbruch

Der rasche Anstieg des Treibhausgases bedroht die Welt mit einem katastrophalen Klimazusammenbruch in Form von schweren Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürreperioden und Waldbränden. Jüngste Forschungen der Columbia Climate School legen nahe, dass der CO2-Gehalt zuletzt vor etwa 14 Millionen Jahren so hoch war und ein Klima verursachte, das weit entfernt von unseren heutigen Vorstellungen über unseren Planeten liegt.

 

Deren Autoren erklären in einer Aussendung, dass die gängigen Schätzungen davon ausgehen, dass jede Verdoppelung des atmosphärischen CO2 die globalen Durchschnittstemperaturen um 1,5 bis 4,5 Grad Celsius ansteigen lässt, und zwar auf einer Skala von Jahrzehnten bis Jahrhunderten.

 

Mindestens eine aktuelle, viel beachtete Studie vertritt jedoch die Ansicht, dass der derzeitige Konsens die Empfindlichkeit des Planeten unterschätzt, und geht von einer Erwärmung von 3,6 bis 6 Grad pro Verdopplung aus. In jedem Fall bringen alle Schätzungen den Planeten angesichts der aktuellen Trends gefährlich nahe an oder über die 2 Grad Erwärmung hinaus, die in diesem Jahrhundert erreicht werden könnte und die wir nach Ansicht vieler Wissenschaftler nach Möglichkeit vermeiden müssen.

 

Dann berechneten die Forscher:innen der Columbia Climate School auf der Grundlage aller bisherigen Erkenntnisse eine neue 66-Millionen-Jahre-Kurve der CO2-Temperaturen und kamen zu einem Konsens über die so genannte „Empfindlichkeit des Erdsystems“. Demnach würde eine Verdoppelung des CO2 den Planeten um satte 5 bis 8 Grad Celsius erwärmen, also noch mehr als bisher angenommen. Wir wissen bereits, dass bei einer Erwärmung um 3 Grad der Planet für uns Menschen so gut wie unbewohnbar wäre.

„3 Grad Erderwärmung wäre das Ende der menschlichen Zivilisation“

 

„Unabhängig davon, um wie viel Grad sich die Temperatur verändert, ist klar, dass wir den Planeten bereits in einen Bereich von Bedingungen gebracht haben, die unsere Spezies noch nie gesehen hat“, sagte der Mitautor der Studie, Gabriel Bowen, Professor an der University of Utah. „Das sollte uns dazu veranlassen, innezuhalten und uns zu fragen, was der richtige Weg in die Zukunft ist.“

 

„Die Anstiegsrate wird mit ziemlicher Sicherheit zurückgehen, aber sie steigt immer noch an, und um das Klima zu stabilisieren, muss der CO2-Gehalt sinken“, sagte er. „Das ist eindeutig nicht der Fall. Die menschliche Aktivität hat den CO2-Wert in die Höhe schnellen lassen. Das macht mich mehr als alles andere traurig. Es ist traurig, was wir da tun.“

 

Gründe für den Anstieg

Die Kohlendioxidkonzentration steigt vor allem wegen der fossilen Brennstoffe, die die Menschen zur Energiegewinnung verbrennen. Fossile Brennstoffe wie Kohle und Öl enthalten Kohlenstoff, den Pflanzen über viele Millionen Jahre durch Photosynthese aus der Atmosphäre entnommen haben; wir geben diesen Kohlenstoff in nur wenigen hundert Jahren wieder an die Atmosphäre ab. Darüber hinaus ist nach Ansicht der Wissenschaftler der Anstieg auch auf das periodische Klimaereignis El Niño, das inzwischen abgeklungen ist, sowie auf Treibhausgasemissionen aufgrund der Abholzung der Wälder zurückzuführen.

 

Experten für den Kohlenstoffkreislauf schätzen, dass natürliche „Senken“ – Prozesse, die Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen – auf dem Land und in den Ozeanen das Äquivalent von etwa der Hälfte des Kohlendioxids absorbiert haben, das wir im Jahrzehnt 2011-2020 jedes Jahr emittiert haben. Da wir mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre einbringen, als die natürlichen Senken aufnehmen können, steigt die Gesamtmenge des Kohlendioxids in der Atmosphäre jedes Jahr an.

 

Was passiert bei sofortigem Emissionsstopp?

Die Antwort darauf hat Mark Olefs, Leiter der Abteilung Klimaforschung von Geosphere Austria, gegenüber science.ORF.at: „Bei einem sofortigen CO2-Emissionsstopp würde es 50 Jahre dauern, bis sich der menschengemachte Anteil der CO2-Konzentrationen halbiert“. Allerdings würde es 100.000 Jahre dauern, bis sich die globalen Durchschnittstemperaturen wieder auf vorindustrielles Niveau gesunken wären.

Das Phänomen der Ozeanversauerung

Ein weiterer Grund, warum Kohlendioxid für das Erdsystem wichtig ist, ist, dass es sich im Ozean auflöst wie die Kohlensäure in einer Dose Limonade. Es reagiert mit Wassermolekülen, erzeugt Kohlensäure und senkt den pH-Wert des Ozeans (erhöht seinen Säuregehalt). Seit dem Beginn der industriellen Revolution ist der pH-Wert des Oberflächenwassers der Ozeane von 8,21 auf 8,10 gesunken. Dieses Absinken des pH-Werts wird als Versauerung der Ozeane bezeichnet.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Die Aussichten sind düster, die Mahner, die bereits seit so vielen Jahren davor warnen, erhalten immer genauere Daten und Statistiken zur Seite, die deren Aussagen untermauern. Wir müssen so dringend handeln, und zwar alle gemeinsam, rechts, links, oben, unten, wollen wir eine Zukunft für unsere Enkelkinder und deren Kinder schaffen. JETZT.

 

Quellen:

Our World In Data

Global Monitoring Laboratory

The Guardian

Columbia Climate School – A New 66 Million-Year History of Carbon Dioxide Offers Little Comfort for Today