Die wachsende Bedeutung der Batteriespeicher in der Energiewende

Im Gegensatz zu fossiler Energiegewinnung unterliegt die Energiegewinnung aus Wind und Sonne natürlichen Schwankungen. Diese wurden bis dato meist durch Gaskraftwerke abgepuffert. Immer häufiger werden nun Batteriegroßspeicher zur Überbrückung der Netzschwankungen eingesetzt, da sie sowohl in Leistung und Kapazität als auch finanziell zunehmend rentabler sind als Gaskraftwerke. So schreibt laut einer Analyse der Non-Profit-Organisation Carbon Tracker  mehr als ein Fünftel der europäischen Gaskraftwerke bereits rote Zahlen.

 

In Österreich decken heute Gaskraftwerke rund 15 Prozent des jährlichen Strombedarfs ab, wobei der Anteil auf rund 40 prozent bei Spitzenbelastungszeiten ansteigen kann. „Es wird noch sehr lang dauern, bis das anders organisiert werden kann“, sagt Christoph Schuh vom Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid. Allerdings entstehen weltweit immer mehr Batteriegroßspeicher und machen diesen aufgrund sinkender Preise stark Konkurrenz.

 

Starker Preisrückgang bei Batteriespeichern

Die Internationale Energieagentur (IEA) ließ im April dieses Jahres verlautbaren, dass ein erwarteter starker Rückgang der Batteriekosten für die Energiespeicherung in den kommenden Jahren den Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien beschleunigen wird.

 

Weiters erläuterte die IEA, dass erneuerbare Energien an sich bereits viel billiger sind als Kohle- und Gaskraftwerke. Das bisherige Problem ist laut Peter Fischer vom Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal bei Karlsruhe, dass die Stromspeicherung teurer ist als Erzeugung. Allerdings ist moemntan ein deutlicher Preisverfall bei Speichern zu beobachten, sodass dieses Hindernis wegfällt.

 

Dieses Jahr wurden laut Daten der Organisation Global Energy Monitor weltweit bereits 68 Gaskraftwerksprojekte aufgrund von Unrentabilität  gestrichen, währenddessen weltweit und auch in Europa immer mehr große Batteriespeicher errichtet werden.

 

Wirtschaftlich rentabel

So ist die Kombination von Erneuerbaren und Batteriespeichern bereits auf ein Preisniveau gefallen, auf dem sie wirtschaftlich beispielsweise in Indien mit der Kohleverstromung mithalten können. Mit ein Grund, warum dort der größte Energiekonzern des Landes nicht mehr länger in Kohlekraftwerke investiert, sondern mit dem Bau des größten Wind- und Solarparks der Welt begonnen hat.

In Indien entsteht größtes Kraftwerk der Welt

 

Bis 2030 um 40% billiger

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass die IEA von einem Rückgang dere Gesamtkapitalkosten für Batteriespeicher bis 2030 um bis zu 40 Prozent ausgeht. Das führt dazu, dass die Kombination aus Wind und Solar und Batteriegroßspeichern in wenigen Jahren auch billiger sein wird als etwa die Stromgewinnung aus Kohle in China oder die Nutzung von Gaskraftwerken in den USA.

 

„Die Kombination aus Photovoltaik (PV) und Batterien ist heute wettbewerbsfähig mit neuen Kohlekraftwerken in Indien“, sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol.

„Und schon in den nächsten Jahren wird sie billiger sein als neue Kohlekraftwerke in China und Gaskraftwerke in den Vereinigten Staaten. Batterien verändern das Spiel vor unseren Augen“.

 

Gründe für den Boom

Batteriegroßspeicher sind groß im Kommen. Das hat zum einen damit zu tun, dass die Kosten für Lithium-Ionen-Batterien, die zu einem großen Teil in den Batteriespeichern zum Einsatz kommen, seit 2010 um rund 90 Prozent zurückgegangen sind. „Die Technologie hat in den vergangenen Jahren gewaltige Sprünge gemacht“, sagt Jürgen Fleig, Vorstand des Instituts für Chemische Technologien und Analytik an der TU Wien.

 

Allerdings werden etwa 90 % der Lithium-Ionen-Batterien im Verkehrssektor verwendet, der sich auf kompakte und leichte Einheiten konzentriert.

 

Für Energiespeicherbatterien werden vielfach die billigeren Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP)  eingesetzt. Laut IEA hatten LFP letztes Jahr einen Anteil von 80 % der neuen Speicherbatterien.

 

Weiters geht die IEA davon aus, das bis 2030 günstigere Natrium-Ionen-Batterien weniger als 10 % der Batterien für Elektrofahrzeuge ausmachen werden, aber zeitgleich einen wachsenden Anteil an den Energiespeicherbatterien ausmachen werden.

 

Beispiele neuer Batteriespeicher

RWE hat in den USA drei neue Batteriespeicher mit einer Speicherkapazität von insgesamt 190 MW (361 MWh) in den Bundestaaten Texas und Arizona fertig gestellt, die direkt mit Solaranlagen gekoppelt sind. So kann überschüssiger Strom direkt gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt ins Netz eingespeist werden.

Andrew Flanagan, CEO von RWE Clean Energy: „Batteriespeicher werden in Anbetracht des schnellen Zuwachses von Wind- und Solarprojekten immer wichtiger, um das Stromnetz zu stabilisieren und sicherzustellen, dass ausreichend Strom zur Deckung der Nachfrage zur Verfügung steht. Im Rahmen unserer Growing-Green-Strategie planen wir, unser Batterieportfolio bis 2030 weltweit auf sechs Gigawatt auszubauen. Die Fertigstellung unserer drei neuesten Batteriespeicher in den USA zahlt auf dieses Ziel ein.“

 

„Die erfolgreiche Integration schwankender Erzeugungsformen in starke und stabile Netze ist der Schlüssel für eine erfolgreiche erneuerbare Zukunft. Die VERBUND-Batteriespeicher in Deutschland und Österreich leisten einen wertvollen Beitrag dazu. Bis dato haben wir rund 110 MW in Betrieb und weitere 300 MW unter Vertrag, mit Schwerpunkt auf Deutschland „, betont Martin Wagner, Geschäftsführer von VERBUND Energy4Business. VERBUND plant bis Ende 2030 insgesamt 2.500 MWh Batteriespeicherkapazitäten zu installieren. Eines der nächsten Projekte entsteht in Weißenthurm-Kettig, Rheinland Pfalz. Bis 2026 wird hier ein Großbatteriespeicher mit einer Kapazität von 116 MWh installiert.

 

Titelfoto ©️ Kyon Energy