Rückgang um 75% bei wandernden Fischarten

Anlässlich des “World Fish Migration Day” am 25. Mai fordert die Naturschutzorganisation WWF Österreich einen konsequenten Rückbau unnötig gewordener Querbauwerke in Österreichs Fließgewässern. Denn eine vom WWF mitveröffentlichte Studie dokumentiert den weltweiten Verlust bei wandernden Fischarten: In Europa sind die Populationen seit 1970 im Schnitt um 75 Prozent zurückgegangen. Hauptursachen sind der Verlust und die Zerschneidung von Lebensräumen.

 

Bei der Klimakonferenz COP28 in Dubai letztes Jahr wurde eine Aktualisierung der internationalen Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten veröffentlicht. Demnach sind ein Viertel (25%!) aller Arten vom Aussterben bedroht. Besonders Süßwasserfische sind davon betroffen. “Der Rückgang dieser Arten ist eine deutliche Folge der massiven Zerstörung ihrer Lebensräume – insbesondere Flüsse und Feuchtgebiete sind durch Verbauung stark gefährdet”, erklärte Georg Scattolin, Leiter des internationalen Programms beim WWF Österreich, damals und verwies darauf, dass weltweit nur mehr ein Drittel der großen Flüsse frei fließen kann – der Großteil ist durch Dämme unterbrochen.

 

Situation in Österreich

„Allein in Österreich zerstückeln rund 27.000 für Fische nicht passierbare Querbauwerke die Gewässer – im Durchschnitt alle 900 Meter. Rund ein Fünftel davon ist schon seit Jahrzehnten außer Nutzung und erfüllt keinerlei Funktion mehr, blockiert aber viele Fischarten bei ihren Laichwanderungen – mit ökologisch katastrophalen Folgen”, warnt WWF-Expertin Bettina Urbanek.

 

Der WWF fordert daher vor allem einen politischen Schulterschluss aller konstruktiven Kräfte, damit Österreich dem EU-Renaturierungsgesetz auf EU-Ebene zustimmen kann. Das Gesetz sieht vor, dass viele Flüsse wieder freier fließen können: vor allem dadurch, dass Barrieren entfernt werden, die nicht mehr für die Energieversorgung oder den Wasserbau benötigt werden.

 

Die Entfernung überflüssiger Barrieren bewährt sich in vielen EU-Staaten seit Jahren, um Flüsse zu renaturieren und gefährdete Fischbestände zu sanieren. Aber obwohl auch Österreich EU-rechtlich verpflichtet ist, die Ökologie der Fließgewässer zu verbessern, passiert hier viel zu wenig. Mehr als die Hälfte der heimischen Fließgewässer verfehlt die Kriterien für einen guten ökologischen Zustand – nur noch 14 Prozent der Flüsse sind ökologisch intakt.

 

Erfolgreiche Beispielprojekte – etwa am Lech, an der Lavant, an der Großen Tulln oder am Inn – zeigen, dass sich die Ökologie nach der Entfernung künstlicher Barrieren schnell wieder erholen kann. Davon profitieren besonders die Fischpopulationen.

 

„Im Vergleich zu unterbrochenen Flüssen bieten frei fließende Flüsse viel mehr Lebensräume für zahlreichere Arten und stärkere Populationen. Sie werden gerade in der Klimakrise immer wichtiger: als Refugien der Artenvielfalt, für gesunde Populationen, zur Sicherung der Wasserressourcen, zur Kühlung und als Erholungsräume für die Bevölkerung”, argumentiert Bettina Urbanek vom WWF.