Vom Duft der Natur

Bevor Hören, Fühlen und Sehen in unserem emotionalen Zentrum ankommt, macht es einen Umweg über die Großhirnrinde. Düfte hingegen gehen ohne Zwischenstopp direkt ins Limbische System, den Sitz unserer Emotionen – das gibt diesem Sinn eine gewisse Tragweite.
Frisch gemähtes Gras, die Meeresbrandung, würziger Wald und der erste Schnee kommen uns vielleicht sofort in den olfaktorischen Sinn, wenn es um den Duft der Natur geht. Was diese Gerüche nachweislich mit uns machen, ist tatsächlich in wissenschaftlichen Parametern zu messen.
Ein Team von Forschern um Gregory Bratman von der University of Washington nahm sich nun des Themas an, denn ihrer Meinung nach wird dem olfaktorischen Einfluss auf die Psyche viel zu wenig Beachtung geschenkt zumal uns ein Duft unmittelbar in eine Stimmung versetzen oder an Orte bringen kann.
Natur tut uns gut – aber warum?
Die Natur wirkt sich positiv auf den menschlichen Organismus aus. Stress wird reduziert und die Gesundheit gefördert. Dabei spielen viele Faktoren zusammen, die auch mit visuellen Effekten und Klängen zu tun haben – der Duft könnte dabei eine größere Rolle spielen als bisher angenommen.
In der aktuellen Überblicksarbeit lenkt das Forscherteam die Aufmerksamkeit auf natürliche Gerüche und trägt alles zusammen, was noch erforscht werden sollte.
Und wenn die Natur verarmt?
Luftverschmutzung, Entwaldung, Urbanisierung, Erwärmung und vieles mehr tragen zu einer Veränderung, Überlagerung oder sogar Verarmung der olfaktorischen Bandbreite bei.
Das könnte gesundheitliche Folgen für uns haben.
Die Forscher und Forscherinnen plädieren daher für mehr Wertschätzung und mehr Forschung zum Thema.
Bessere Kenntnis über die geruchlich ausgelösten Effekte, könnten Landschaftspflege und Gestaltung von Städten und Parks dahingehend verändern. Eine Form von „Geruchsschutz“, für bestimmte Geruchslandschaften könnte ein Ziel sein.
Im ländlichen Frankreich gelten Landgeräusche und -gerüche schon heute als „Sinneserbe“.