Marktcheck: Unklare Herkunft der Tomaten in Ketchup

Bild ©️ Mitja Kobal / Greenpeace

Zur Grillsaison hat Greenpeace bei einem Marktcheck Ketchup in den heimischen Supermarktketten geprüft. Das Ergebnis zeigt vor allem Intransparenz: Zur Herkunft der Tomaten halten sich Felix, Heinz und Co. bedeckt. Bei rund 70 Prozent der Produkte blieb im Dunkeln, woher die Tomaten kommen. Wo die Herkunft bekannt ist, stammen die Tomaten oft aus trockenen Anbaugebieten im Süden, wo die Pflanzen nur mit massiver Bewässerung angebaut werden können. Dadurch werden für ein Kilogramm Ketchup vom Anbau der Tomaten bis zur Verarbeitung zu Ketchup insgesamt über 500 Liter Wasser verbraucht. Auffällig ist auch der hohe Gehalt an Zucker im Ketchup, welcher auf der Zutatenliste fast immer an zweiter Stelle hinter den Tomaten liegt. Der Bio-Anteil bei Ketchup in den Regalen liegt im Schnitt bei nur 13 Prozent.

 

Greenpeace überprüfte das Ketchup-Sortiment von neun Supermarktfilialen (Spar, Interspar, Billa, Billa Plus, Lidl, Mpreis, Unimarkt, Hofer, Penny) auf die Herkunft der darin enthaltenen Tomaten.

Sebastian Theissing-Matei, Greenpeace-Experte: “Ketchup gehört für viele beim Grillfest oder beim Essen dazu. Die mangelnde Transparenz über die Herkunft der Tomaten und des Zuckers für den Ketchup ist unzumutbar. Wir alle haben ein Recht darauf zu wissen, woher die Zutaten in unserem Essen kommen. Besonders wenn deren Anbau etwa in Südeuropa die Wasserknappheit weiter verschärft.

 

Wenig auskunftsfreudige Hersteller

Die Hersteller von Ketchup waren beim Greenpeace-Marktcheck wenig auskunftsfreudig. Bei den großen Marken wie Felix und Heinz gibt es keine Angaben zu den Herkunftsländern der Tomaten. Nur bei 10 Prozent der geprüften Ketchup-Produkte wird die Herkunft der Tomaten auf der Verpackung angegeben.

 

Dies ist eine fragwürdige Praxis, gibt es doch seit dem 1. April 2020 eine EU-weite Verpflichtung der Hersteller, die Herkunft einer wesentlichen Zutat anzugeben, wenn sie nicht aus dem gleichen Land wie das Lebensmittel kommt.

 

Woher stammen die Tomaten?

Deutschland versorgt sich laut Bundeszentrum für Ernährung nur zu rund 3,5% selbst mit Tomaten (Wirtschaftsjahr 2021/22). Der Rest wird importiert, vornehmlich aus den Niederlanden, Spanien, Marokko und Italien.

In Österreich liegt der Selbstversorgungsgrad bei Tomaten/Paradeisern (dazu zählt auch Ketchup, Tomatenmark u.a.) im selben Erhebungszeitraum laut Landwirtschaftsministerium bei 18%.

Weltweit gesehen ist der Großteil der Tomaten entweder aus Ländern wie China weit gereist oder stammt aus trockenen Gebieten im südlichen Europa. China produziert den Großteil des weltweiten Tomatenangebots, und zwar vorwiegend für den Export in westliche Länder. Allein im Jahr 2019 produzierte China 62 Millionen Tonnen Tomaten laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Dies entspricht über 40 Prozent der weltweiten Tomaten-Produktion. An zweiter Stelle kommt Indien mit 19 Millionen Tonnen und die Türkei mit fast 13 Millionen Tonnen.

Viele Tomaten, die in Dosen, als Ketchup, Tomatenmark oder -paste in unseren Supermärkten angeboten werden, stammen eigentlich aus China, nicht aus Italien.

Oftmals herrschen auf den Plantagen schlechte Arbeitsbedingungen, so warfen die Vereinten Nationen China vor, Zwangsarbeiter:innen der uigurischen (muslimischen) Minderheit, die im Anbaugebiet Xinjiang beheimatet ist,  für den Tomatenanbau zu beschäftigen.

Auch in Süditalien und Spanien werden auf dem Gemüsefeldern illegale Einwanderer und Billigstlohnkräfte unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen für die Arbeiten eingesetzt.

 

Viel Zucker enthalten

Weiters zeigt der Marktcheck, dass der Zuckergehalt von Ketchup hoch ist: Bei klassischen Rezepturen macht dieser etwa ein Fünftel aus. So stecken in „Felix Tomaten Ketchup“ sage und schreibe 42 Stück Würfelzucker in der 1-Kilogramm-Flasche.

Bild: Zuckergehalt ©️ Mitja Kobal / Greenpeace

Ergebnisse im Überblick

Wegen der Intransparenz bei der Herkunft der Zutaten ist die Bestnote beim Marktcheck nur ein “Befriedigend”. Am besten schneidet Billa Plus beim Sortimentsvergleich ab.

Quelle: Greenpeace Österreich

 

Problem Wasserbedarf

Besonders problematisch ist der hohe Wasserbedarf beim Anbau von Tomaten in von Trockenheit geplagten Regionen, etwa in Südeuropa.

Wasser-Fußabdruck

  • 1 Kilogramm österreichische Tomaten = 33 Liter
  • 1 Kilogramm Tomaten globaler Schnitt = 214 Liter
  • 1 Kilogramm Ketchup im globalen Schnitt > 500 Liter

Bei dem Wasser-Fußabdruck handelt es sich um alles Wasser, das für die Produktion eines Produkts verbraucht oder verschmutzt wird.

 

Wasser ist ein begrenztes Gut. Die Klimakrise verschärft den Wassermangel in den Anbauregionen, was langfristig nicht nur die Umwelt, sondern auch die Landwirtschaft und damit die Produktion unseres Essens beeinträchtigt. Der übermäßige Anbau von Tomaten für den Export in bereits von Wasserknappheit geplagten Regionen ist deswegen sehr problematisch. Umso wichtiger ist, dass auf Ketchupflaschen klar ersichtlich ist, woher die Tomaten kommen“, sagt Theissing-Matei.

 

Unser Tipp: Ketchup selbst herstellen

Wir haben es bereits ausprobiert, Ketchup selbst herzustellen. Es ist keine Hexerei! Und dann weiß man genau, was man isst. Hier ist unser Rezept, viel Spaß beim Nachkochen und Genießen.

Ketchup – selbst gemacht? JA!!

 

Weiterführende Links

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft – Thema Selbstversorgungsgrad

Bundeszentrum für Ernährung – Thema Selbstversorgung Tomaten

Greenpeace Marktcheck Ketchup