Tiger-Selfie und Korallen-Kette – WWF-Ratgeber warnt vor tierischen Souvenirs
Sommer ist Ferienzeit. Viele Urlauber:innnen wollen gerne Erinnerungen an ihren Aufenthalt in entfernten Ländern mitnehmen. Doch dabei ist Vorsicht geboten: Urlaubsmitbringsel bestehen oft aus seltenen Tier- und Pflanzenarten, deren illegale Einfuhr strafbar ist. Sie sorgt für Naturzerstörung, Tierleid und den Verlust vieler Arten. Der WWF-Souvenir-Ratgeber bietet Orientierung, welche Souvenirs wir nicht aus dem Urlaub mitbringen sollen und dürfen.
Selfies mit sedierten Tigern, Haifischzähne zum Umhängen oder getrocknete Schmetterlinge in Bilderrahmen – Souvenirs werden in unterschiedlichsten Formen angeboten.
Häufig sind diese Mitbringsel nicht nur strafbar bei der Einfuhr, sondern sie sorgen für Tierleid und tragen maßgeblich zur Zerstörung natürlicher Lebensräume und zum Aussterben seltener Tier- und Pflanzenarten bei. Der WWF-Souvenir-Ratgeber warnt die Umweltschutzorganisation daher eindringlich vor dem Kauf tierischer Mitbringsel:
“Was am Strand oder auf exotischen Märkten als harmloses Andenken lockt, trägt dazu bei, dass seltene Arten an den Rand des Aussterbens gedrängt werden“, warnt Georg Scattolin, Leiter des internationalen Programms beim WWF Österreich.
Souvenirs tragen zu Artensterben bei
Etwa 30 Prozent der von der internationalen roten Liste untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind bedroht. Schuld daran ist neben Lebensraumverlust hauptsächlich ihre Übernutzung, zum Beispiel für den Handel oder den Verzehr.
Viele Arten werden der Natur entnommen, selbst wenn sie geschützt sind. Sie werden für touristische Zwecke missbraucht oder zu Souvenirs verarbeitet. Die stetige Nachfrage regt dazu an, die bedenklichen Waren und Aktivitäten trotz aller Verbote und Bedenken weiterhin anzubieten.
“Ob Korallen, Reptilien, traditionelle Medizinprodukte aus Tieren oder Tropenholz-Schnitzereien – von vielen Erinnerungsstücken sollte man die Finger lassen, um nicht in Konflikt mit dem Gesetz zu geraten und Diebstahl an der Natur zu begehen”, sagt Scattolin.
Problematische Souvenirs
Die Liste problematischer Souvenirs ist lang. Besonders häufig beschlagnahmte Erinnerungsstücke sind Schnitzereien, Schmuck und Dekorationsartikel aus Elfenbein, Schildpatt oder geschützten Hölzern, verschiedene Korallen sowie daraus gefertigte Schmuck- oder Kunstgegenstände, Lederwaren aus geschützten Reptilienarten oder Fellprodukte.
Jedes Jahr werden 25 Millionen Seepferdchen für die Souvenirproduktion oder für die Verwendung als vermeintliche Heilmittel getötet.
Mehr als eine Million Krokodile und Warane lassen jährlich ihr Leben für die Modeindustrie. Auch bei exotischen Delikatessen wie Stör-Kaviar, Schlangen-, Skorpion- oder Tigerknochenwein ist Vorsicht geboten. Reisenden drohen neben der Beschlagnahme Geldstrafen von bis zu 80.000 Euro und im Extremfall sogar bis zu fünfjährige Freiheitsstrafen.
„Bei exotischen Souvenirs ist generell Zurückhaltung geboten. Auch kleine und unscheinbare Arten können bedroht und daher geschützt sein. Nur wenn man keine pflanzlichen oder tierischen Mitbringsel kauft, ist man auf der sicheren Seite“, rät WWF-Experte Georg Scattolin.
Schon gewussst?
Auch die Mitnahme von Muscheln, Sand und Steinen ist in manchen Ländern streng verboten und kann zu empfindlichen Geldstrafen führen. So ist die Mitnahme von Muscheln in beliebten Reisezielen wie Italien, Türkei, Ägypten, Dubai, Dominikanische Republik und Neuseeland STRENG verboten.
In anderen Ländern sind die unter Artenschutz stehenden Muscheln (Thailand, USA und Mexiko) streng geschützt und dürfen nicht ausgeführt werden. In einigen Staaten wiederum ist die Anzahl der mitnehmbaren Muscheln auf maximal drei große Exemmplare (Deutschland, Kroatien, Frankreich, Portugal, Spanien, Griechenland) beschränkt.
Ähnlich verhält es sich mit Sand. Nachdem dieser ein immer kostbares Gut in vielen Küstenorten ist, wird auch die Ausfuhr von Sand stark eingeschränkt – in fast denselben Ländern, die auch die Muschelausfuhr verbieten. Auch Steine zu entwenden ist in diesen Ländern strikt verboten!
Tierleid durch Selfie mit Tigern, Delfinshows und Tierkämpfe
Doch nicht nur für Souvenirs wird gewildert. In einigen Ländern haben sich Unterhaltungsshows mit Wildtieren als Touristenattraktionen etabliert, einige darunter mit direktem Wildtierkontakt.
Die Tiere wurden dafür teils illegal in ihren natürlichen Lebensräumen gefangen oder in Gefangenschaft gezüchtet und ruhig gestellt, um sie Touristen für Selfies und zum Streicheln anzubieten, mit ihnen Shows zu veranstalten oder sie für touristische Freizeitaktivitäten zu nutzen.
“Auch wenn man Wildtieren ihr Unwohlsein nicht ansehen kann – für sie ist direkter Kontakt mit Menschen, das Vorführen von Kunststücken und das Leben in nicht artgerechter Haltung hochgradig unnatürlich und stressig. Daher der Rat: für langfristig schöne Erinnerungen, Finger weg von tierischen oder pflanzlichen Souvenirs!”, sagt Georg Scattolin.