World Overshoot Day: Wir leben die kommenden fünf Monate auf Pump

Am 1. August begehen wir dieses Jahr den Welterschöpfungstag, jenen Tag, an dem wir global gesehen alle Ressourcen, die der Planet innerhalb eines Jahres nachhaltig regenerieren kann, aufgebraucht haben. Heuer fällt er auf den 1. August. Die Menschheit bräuchte 1,75 Erden, um ihren aktuellen Ressourcenbedarf zu decken. Würden alle Menschenen so leben wie die Österreicher:innen, wären die Ressourcen bereit am 7.4. aufgebraucht gewesen. Das bedeutet, dass wir sogar 3,7 Erden bräuchten, wenn alle Menschen so leben würden wie wir Österreicher:innen.

 

Weit entfernt von unserem Ziel

In der 2022 beschlossenen Kreislaufwirtschaftsstrategie haben Klimaschatzministerium, Landwirtschaftsministerium, Finanzministerium und Ministerium für Arbeit und Wirtschaft ein Ziel von 7 Tonnen Materialfußabdruck pro Person und Jahr für 2050 festgelegt. Von diesem Ziel ist Österreich noch weit entfernt. Der österreichische Ressourcenverbrauch betrug 2018 167 Millionen Tonnen (Mt) pro Jahr oder 19 Tonnen pro Kopf und Jahr. Der konsumbasierte Materialfußabdruck lag im Jahr 2017 sogar bei 33 Tonnen pro Kopf und Jahr.

 

„Die kommenden fünf Monate leben wir auf Pump, mit Ressourcen, die kommenden Generationen dann fehlen werden“, so Hannah Keller, Pressesprecherin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000. „Dass dieses Überstrapazieren des Planeten auf Dauer nicht nachhaltig ist, ist klar. Trotzdem fehlen immer noch wichtige politische Rahmenbedingungen um den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Richtlinien wie das EU-Lieferkettengesetz, die hier Abhilfe schaffen könnten, stoßen auf starken Widerstand. Die Bundesregierung setzt derzeit Ziele, aber nicht ausreichend Maßnahmen um diese auch zu erreichen.“

 

Klimafacts & Neuerungen auf einen Blick: Wussten Sie, dass …  

  • … die letzten Emissionsbilanzen für Österreich (2021/22 und 2022/23) sinkende Emissionen ausweisen – und zwar in jedem Jahr um mehr als 5 %?
  • … in Österreich die reichsten 10 % der Menschen einen 4-mal so hohen CO2 -Ausstoß haben, als die ärmsten 10 % (Essletzbichler et al. 2023)?
  • …im Jahr 2023 Investitionen in Green Tech laut BloombergNEF auf 1,8 Billionen US-Dollar anstiegen, was einem Plus von 17 % gegenüber 2022 entspricht?
  • … im April 2024 eine neue Ökodesign-Verordnung von der EU angenommen wurde, die regelt, dass Produkte künftig länger halten und einfacher zu reparieren, refurbishen und recyceln sein müssen?
  • … in unserem Allgemein Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) der Baum bis vor kurzem als „Bauwerk“ definiert war und ihm erst durch eine Änderung im Mai 2024 juristisch eine ökologische Bedeutung zugesprochen wurde?
  • … Österreich im letzten Jahr pro Kopf mehr Photovoltaik zugebaut hat als China?
  • … das reichste 1 % der Weltbevölkerung 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase verursachte wie 5 Milliarden Menschen (Oxfam 2023)?
  • … Österreich im 1. Halbjahr 2024 100 % der Stromversorgung erneuerbar und heimisch gedeckt hat?

(Quelle: refurbed)

 

Umbau des Wirtschaftssystems notwendig

Kurz vor der Sommerpause des EU-Parlaments wurde das EU-Lieferkettengesetz nach vielen Verhandlungsrunden und bedauerlichen Verwässerungen verabschiedet. Seit dem 25.7.2024 läuft die zweijährige Umsetzungsfrist, danach muss die Richtlinie in allen Mitgliedstaaten im nationalen Recht verankert sein. „Die nächste Bundesregierung muss das Gesetz nicht nur umsetzen, sondern auch sicherstellen, dass Verstöße tatsächlich aufgedeckt und geahndet werden“, so Keller vn GLOABL 2000. „Mit dem Lieferkettengesetz alleine ist das Problem allerdings nicht gelöst. Um dem immer früher stattfindenden Overshoot Day entgegenzuwirken, müssen wir unser Wirtschaftssystem vollkommen umbauen.“

 

Erneuerbaren-Ausbau dringend beschleunigen

Erneuerbare Energien ermöglichen es, Energie mit minimalem CO2-Ausstoß und geringem Ressourceneinsatz bereitzustellen. Bereits jetzt spart Österreichs Windstromproduktion jährlich 4,5 Mio. Tonnen CO2 ein. „Die erneuerbaren Energien können einen entscheidenden Beitrag leisten, um unsere Treibhausgasemissionen zu senken und den Earth Overshoot Day nach hinten zu verschieben“, erklärt Josef Plank, Obmann der IG Windkraft anlässlich des World Overshoot Day in einer Aussendung. „Dafür muss der Ausbau der erneuerbaren Energien schnellstens Fahrt aufnehmen.“ Windenergie mit ihrem Erzeugungsschwerpunkt im Winter ergänzt andere erneuerbare Energiequellen wie Wasser und Sonne optimal. Gemeinsam mit einem Ausbau von Netzen und Speicherlösungen bilden die Erneuerbaren die stabile Basis für ein zukunftssicheres Energiesystem.

 

Maßlosen Hunger nach Ressourcen stoppen

Anlässlich des Welterschöpfungstages am 1. August fordert die Umweltschutzorganisation WWF Österreich einen Stopp des enormen Ressourcenverbrauchs und die Wiederherstellung zerstörter Natur. “Der maßlose Hunger nach Ressourcen führt nicht nur zur Zerstörung unserer Natur, wir betreiben auch Raubbau an der Zukunft kommender Generationen. Wir müssen endlich nachhaltig mit unserem Planeten umgehen”, sagt Joschka Brangs, Biodiversitätssprecher des WWF Österreich. Der WWF fordert unter anderem die Reduktion des viel zu hohen Energieverbrauchs, einen Bodenschutz-Vertrag zum Erhalt wertvoller Ökosysteme sowie die konsequente Wiederherstellung zerstörter Natur. “Die Natur ist unsere wichtigste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise und das weltweite Artensterben. Wenn wir sie weiter ausbeuten wie bisher, sägen wir am eigenen Ast”, sagt Joschka Brangs vom WWF.