Im Gebirge sind Folgen des Klimawandels besonders dramatisch

Unlängst verursachten Unwetter schwere Schäden an dem Zufahrtsweg zur Voisthaler-Hütte am Hochschwab, Steiermark. (Foto: Lisi Schleicher)

 

Die Folgen der Klimakrise sind besonders im Gebirge stark zu spüren. Mit Sorge beobachten die alpinen Vereine das Auftauen des Permafrosts, Wasserknappheit, immer mehr schwere Extremwetterereignisse, Hangrutschungen und Felsstürze. Die ohnehin beschwerliche Instandhaltungsarbeit an Wegen und auch Schutzhütten entwickelt sich dramatisch: Kosten für Baumaterial haben sich in den letzten Jahren vervielfacht und mehr Wetterextreme infolge der Klimakrise verursachen häufiger schwere Schäden. Gerade ein intaktes Netz von Wegen und Schutzhütten ist jedoch für die Sicherheit von Wanderern unverzichtbar.

 

Gefahren durch Klimawandel im Gebirge

Der Klimawandel ist in den Alpen besonders stark ausgeprägt. „Die größte Herausforderung für Wissenschaft und Gesellschaft ist es, mit den momentan enorm schnell ablaufenden Veränderungen umzugehen“, sagte Nadine Salzmann von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) anlässlich des Internationalen Tages der Berge und meint weiter:„Wir müssen auch versuchen, das ‚Undenkbare‘ zu denken, um auf plausible, aber höchst unwahrscheinliche schlimmste Szenarien vorbereitet zu sein, ohne aber zu alarmistisch zu wirken.“

Die Folgen sind bereits überall im alpinen Raum sichtbar: So schreitet die Gletscherschmelze wesentlich schneller voran, als die Wissenschaft vor einigen Jahren angenommen hatte. Darüberhinaus nehmen durch den auftauenden Permafrost Felsstürze stark zu. Durch die längeranhaltenden Hitzeperioden steigt die Gefahr in eine alpine Notlage zu geraten, ebenfalls an. Deren häufigste Ursache ist laut Bergunfallstatistik die Erschöpfung. Starkniederschläge können Murenabgänge und Steinschläge zur Folge haben.

 

„Während es bei Starkniederschlägen immer zu einer Destabilisierung durch fließendes Wasser kommt, hängt es bei Hitzeperioden eher von der Höhenlage und Jahreszeit ab. Sobald der ganze Schnee abgeschmolzen ist, nimmt trotz anhaltender Hitze zumindest die Gefahr von spontanem Steinschlag wieder ab, während die Gefahr von durch andere Seilschaften ausgelösten Steinschlag konstant bleibt und die Gefahr von Fels- und Bergstürzen aufgrund auftauenden Permafrosts in der Permafrostzone weiter zunimmt.“ erklärt der Deutsche Alpenverein.

 

Erhalt des Wegenetzes und der Hütten gefährdet

Der Verband der alpinen Vereine Österreichs, die Naturfreunde Österreich und die anderen Mitglieder im VAVÖ wenden sich mit einem dringenden Appell gemeinsam an die Öffentlichkeit und die Bundesregierung. Denn 272 hochalpine Schutzhütten und 50.000 km Wanderwege befinden sich in einer akuten Notlage und drohen aus finanzieller Not und aufgrund zunehmender Extremwetterereignisse infolge der Klimakrise buchstäblich wegzubröckeln. Die alpinen Vereine setzen nun einen Notruf ab: Nur ein finanzielles Rettungspaket in der Höhe von 95. Mio. Euro kann ihnen die Bedingungen schaffen, um Schutzhütten und Wanderwege für alle Erholungssuchenden am Berg weiterhin zu bewahren.

 

Günter Abraham, Geschäftsführer der Naturfreunde Österreich, beschreibt die Situation eindrücklich: „In den nächsten Jahrzehnten werden durch den Klimawandel große Herausforderungen auf uns zukommen. Neben sozialen Problemen wie Hunger oder Armut sind wir mit den zerstörerischen Auswirkungen auf die Natur und Umwelt in unseren Bergen konfrontiert. Der Erhalt unserer alpinen Hütten und Wege wird unser aller Leidenschaft und Kraft benötigen. Ohne den außergewöhnlichen Arbeitseinsatz der vielen ehrenamtlichen Funktionär:innen ist dieses Vorhaben schlichtweg nicht möglich. Es liegt mir sehr daran, dass die Bundesregierung durch eine finanzielle Zuwendung ihren Respekt und Dank für das Geleistete zum Ausdruck bringt und so mithilft, dieses österreichische Kulturgut zu erhalten.”

 

Michael Platzer, Geschäftsführer des Österreichischen Touristenklubs, findet in Anbetracht der Sachlage klare Worte: „Mit 300.000 Euro an Fördermittel können wir keinen Ersatzbau einer Schutzhütte realisieren, wenn dieser in der Regel 3 bis 4 Millionen Euro kostet. Wird die Schutzhütte aufgegeben, werden auch die Wege nicht mehr begangen und damit stellt sich unweigerlich die Frage, wie Österreichs Wirtschaft ohne Sommertourismus überleben wird.“

 

Vorreiterrolle bei nachhaltiger Bewirtschaftung

Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Klimafreundlichkeit werden beim alpinen Hüttenbetrieb gerade aufgrund ihrer exponierten Lage großgeschrieben – nicht nur bei der Energieversorgung, sondern auch bei der Abwasserklärung und Aufbereitung, der Abfallvermeidung- und Entsorgung bis hin zu regionalen und saisonalen Produkten im kulinarischen Angebot. Die alpinen Hütten nehmen eine Vorreiterrolle im ressourcenschonenden Bewirtschaften ein.

 

Links

Petition Notruf-aus-den-Alpen