Im eigenen Garten gegen das Artensterben arbeiten – Conservation Gardening

Nachdem die Zahl der vorm Aussterben bedrohten Pflanzenarten groß ist und weiter zunimmt, weil insbesondere die Lebensräume für viele Pflanzen verschwinden, spielen Gärten und auch Parks eine immer größere Rolle in der Erhaltung dieser gefährdeten Pflanzen. Als Verfechterinnen des naturnahen Gärtnerns liegt uns #Beetschwestern die Biodiversität, wie ihr sicherlich bereits wisst, sehr am Herzen. Wir Gartenfreund:innen haben die Möglichkeit, beim Erhalt heimischer Pflanzen eine positive Rolle zu spielen, indem wir ganz bewusst zu lokal ansässigen Sorten greifen. In Deutschland gibt es jetzt eine App, die einem in der Region angesiedelte heimische Pflanzen anzeigt, die man in seinem eigenen Grün anpflanzen könnte.

 

Die Zahl der gefährdeten Arten in Österreich hat seit der letzten Veröffentlichung zugenommen: 66 Arten sind 2022 österreichweit ausgestorben bzw. verschollen, 235 Arten sind vom Aussterben bedroht, dazu kommen weitere 973 Arten, die in geringerem oder selten auch unbekanntem Ausmaß gefährdet sind.

 

Viele Arten sind gärtnerisch nutzbar

In unseren Gärten und Grünanlagen könnten in großem Stil gefährdete Pflanzenarten gedeihen. Mehr als 40 Prozent der deutschlandweit auf der Roten Liste stehenden Spezies seien potenziell gärtnerisch nutzbar, erklärt ein Forschungsteam um Ingmar Staude von der Universität Leipzig im Fachjournal »Scientific Reports.

Für Deutschland gibt es eine neu entwickelte Web-App Pflanzenlisten für Conservation Gardening, mit deren Hilfe man lokal ansässige gefährdete Arten findet. Leider gibt es diese für Österreich nicht. Die Suche nach lokalen gefährdeten Pflanzen in Österreich ist schwierig, weil man in der vorhandenen Datenbank nicht nach Regionen suchen kann. Und nach vielen anderen Kriterien auch nicht. Uns hat sie überfordert.

 

Auf Umwegen zum Ziel

Aber wir Gartenfreund:innen können Umwege gehen und erkunden, welche wilde Blumen man – zum Beispiel über den Verein Arche Noah,  wildeblumen.at oder Voitsauer Wildblumensamen (um nur drei zu nennen, mit denen wir persönlich bereits Kontakt hatten) käuflich erwerben kann.

„Wir hoffen darauf, dass durch eine wachsende Nachfrage beim Conservation Gardening in Zukunft vielfältige, lokale Märkte für genetisch diverse Wildpflanzen aus lokaler Herkunft und ohne Massenproduktion genetischer Klons entstehen“, sagt Staude. In der App findet man auch (deutsche) Produzenten. Man muss sich jedenfalls vom immer gleichen, eintönigen Angebot oft exotischer Zierpflanzen in Baumärkten und Discountern verabschieden.

 

Die Vorteile heimischer Pflanzen sind

      • ihre besseren Überlebenschancen in Zeiten des Klimawandels
      • bieten Nahrung und Kinderstube für unzählige heimische Insektenarten
      • benötigen weder Pestizide noch Dünger und oftmals auch kein Gießwasser

 

Zentrale Rolle für die Erhaltung

„Öffentliche und private Gärten und Grünflächen könnten eine zentrale Rolle für die Erhaltung der Pflanzenvielfalt spielen“, sagt die Erstautorin der Studie, Josiane Segar laut einer Pressemitteilung. „Doch hierfür wäre eine Trendwende im Gartenbau nötig.“

 

Ein paar Fakten (Deutschland) der Studie, die auch für uns interessant sind:

      • Rund 41 Prozent der Arten von der Roten Liste (988 Spezies) kommen demnach für heimische Gärten in Frage.
      • Davon sind 650 (66 Prozent) im deutschen Handel erhältlich.
      • 45 Prozent der Arten bevorzugen trockene Böden und brauchen daher weniger Gießwasser.
      • Nur 27% der konventionellen Gartenpflanzen sind ebenfalls für trockene Böden geeignet.

 

Arten lieben magere Böden

„Überdüngte Böden sind eher ungeeignet und ein Grund für ihr Verschwinden in der freien Natur, weil sich viele gefährdete Arten eher in karger Erde wohlfühlen“, sagt Staude. Manche Böden müsse man daher mit Sand abmagern. Dafür falle dann das Gießen weg. Es reiche laut Staude ein kleiner Bereich im Garten zum Anfangen – zum Beispiel ein 2 mal 2 Meter großes Areal, wo man statt Kirschlorbeer udgl heimische Sträucher wie Gewöhnliche Berberitze, der Zweigriffelige Weißdorn und verschiedene Ginsterarten, die viele Insekten anlocken, anpflanzt.

Potenziale bieten u.a. auch Berg-Lauch (Allium lusitanicum), Waldanemone (Anemone sylvestris) und Gewöhnliche Pechnelke (Viscaria vulgaris).

Und statt der üblichen Kräuter bieten sich zum Beispiel heimische, weniger bekannte Kräuter wie Sand-Thymian, Süßdolde und Genfer Günsel an. „Man kann viel experimentieren“, sagt Staude.

Als Beispiele nennt er die Acker-Hundskamille,  die Korn-Flockenblume oder die Große Braunelle, die allesamt auf der Vorwarnliste der deutschen Roten Liste stehen. Sogar für den Balkon geeignet seien die Kartäuser-Nelke, der Schwarzwerdende Geißklee und die Berg-Aster, von denen die letzteren beiden deutschlandweit als „gefährdet“ gelten.

 

Viel Spaß bei der Recherche und dem Experimentieren wünschen Euch Eure #Beetschwestern