Neu errichtete Agri-PV-Anlage der ÖBB zur Erzeugung von eigenem Strom
Mitte August eröffneten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gemeinsam mit Klimaschutzministerin Leonore Gewessler eine Agri-Photovoltaik-Anlage zur Produktion von Bahnstrom für die direkt daneben verlaufende Strecke. Die Anlage in Thalsdorf (Kärnten) kombiniert dabei Stromerzeugung mit Nutztierhaltung: 6000 Hühner und 60 Schafe finden eine Weide- und Futterfläche auf ca. 14 Hektar, gleichzeitig wird die Fläche mit 19.000 Photovoltaikmodulen im Ausmaß von 6 Hektar ausgestattet. Diese neue Solaranlage soll jährlich rund 16 Gigawattstunden Stromertrag liefern. Zudem sollen laut ÖBB umfangreiche Naturschutzmaßnahmen, wie etwa das Setzen von Bäumen und die Bepflanzung von Blühstreifen mit regionalem Saatgut, zu mehr Biodiversität beitragen.
Mehr Unabhängigkeit durch eigene Stromproduktion
Laut eigenen Angaben sparen die ÖBB mit den Schienenverkehrsleistungen jährlich rund 3,5 Millionen Tonnen CO2 ein. Ein wesentlicher Beitrag ist dabei der Einsatz von erneuerbarer Energie für die Versorgung der Züge und Betriebsanlagen. Für mehr Unabhängigkeit wollen die ÖBB bis 2030 den Eigenversorgungsgrad mit grünem Bahnstrom auf 80% steigern, im Gebäudebereich sogar auf 67%. Dabei setzen die ÖBB auch auf Innovationen wie in Thalsdorf.
Neue Anlage entspricht 4.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien
Die Photovoltaikanlage , die am Weg zwischen St.Veit an der Glan Richtung Burg Hochosterwitz nicht zu übersehen ist, erbringt einen Jahresenergieertrag von über 16 GWh – das entspricht in etwa 4.000 Fahrten mit dem Railjet von Villach nach Wien. Aufgrund der Nähe zur Bahn kann der produzierte 16,7-Hertz-Bahnstrom direkt in die Oberleitung eingespeist werden, eine recht seltene Lösung. Das bedeutet auch weniger Leitungsverluste. Mithilfe der verwendeten Rammfundamente bleibt die Versickerungsfähigkeit des Bodens gewährleistet und die Anlage kann nach Ablauf ihrer technischen Lebensdauer rückstandsfrei abgebaut werden. Die Hühner und Schafe fühlen sich gleichzeitig unter den schattenspendenden Modulen sehr wohl.
Verbindung von Energiewende und Landwirtschaft
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zur ersten Agri-PV-Anlage für Bahnstrom: „Agri-PV Projekte verbinden zwei wunderbare Dinge, die unser schönes Land ausmachen: Die Energiewende und unsere heimische Landwirtschaft. Die ÖBB zeigen mit ihrer ersten Agri PV- -Anlage im schönen Thalsdorf, wie wir die Sonnenkraft nutzen können und gleichzeitig die Landwirtschaft davon profitiert. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die ÖBB sparen Energiekosten, indem Grünstrom für die Bahn erzeugt wird und zusätzlich leisten sie ein Beitrag für die Landwirtschaft und Biodiversität.“
Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG Johann Pluy: „Seit 2018 setzen wir auf 100 % grünen Bahnstrom und versorgen darüber hinaus seit 2019 alle Gebäude, Anlagen und Containerterminals vollständig mit 100 % Strom aus erneuerbaren Energien. Wir sind gerne Vorreiter in Sachen Grünstrom und Mobilität, beispielsweise mit der Inbetriebnahme der weltweit ersten Windkraftanlage für 16,7 Hz Bahnstrom im Jahr 2022. Mit dieser innovativen Agri-Photovoltaikanlage in Thalsdorf steigern wir nicht nur unsere Eigenproduktion von grünem Bahnstrom, wir schaffen auch eine positive Doppelnutzung für die Umwelt und Landwirtschaft.“
Die Energiestrategie der ÖBB
Durch den Ausbau und die Modernisierung der eigenen Wasser-, Solar-, und Windkraftanlagen wollen die ÖBB nach eigenen Angaben gemeinsam mit Partnern den Eigenversorgungsgrad beim Bahnstrom von 60% auf 80% und bei den Betriebsanlagen von 11% auf 67% steigern. Außerdem soll die innerbetriebliche Energieeffizienz beispielsweise durch die Modernisierung des Bahnstromnetzes oder die Gebäudeoptimierung um 25% gesteigert werden. So werden die ÖBB unabhängiger von externen Energielieferanten und entlasten auch das öffentliche Stromnetz. Dafür investieren die ÖBB bis 2030 1,6 Milliarden Euro.