Nowcast 2024: Deutlicher Rückgang der THG-Emissionen

Gestern präsentierte Umweltministerin Leonore Gewessler und Umweltbundesamt-Experte Günther Lichtblau die aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamtes für den sogenannten „Nowcast“, also die Abschätzung der Treibhausgas-Emissionen für das Jahr 2023. Der Rückgang des Ausstoßes von klimaschädlichen Treibhausgasen (THG) fällt mit minus 6,4% deutlich höher aus als vorhergesagt. Besonders positiv daran ist die Tatsache, dass der Großteil des Rückgangs auf gesetzte Klimaschutzmaßnahmen und den laufenden Ausbau erneuerbarer Energie zurückzuführen sei.

 

Der Rückgang an THG war stärker als zuletzt prognostiziert. War man im März 2024 noch von minus 5,3 % ausgegangen, so ist jetzt in der aktuellen Nahzeitprognose klar:

  • Der Rückgang der klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen fällt 2023 mit minus 6,4 % noch höher aus.
  • Das entspricht einem Rückgang von 4,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten.
  • 2023 wird nach den vorläufigen Daten damit ein Wert in der Höhe von 68,2 Mio. Tonnen, also deutlich unter 70 Mio. Tonnen erreicht.
  • In den letzten zwei Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen somit um insgesamt 11,9 % gesunken.

Besonders erfreulich:

  • Der Rückgang ist nur zu einem geringen Teil (rund 1 Prozentpunkt) auf konjunkturelle Einflüsse und auf die mildere Witterung im Jahr 2023 zurückzuführen.
  • Der Großteil des Rückgangs (ca.  5,4 Prozentpunkte) ergibt sich durch gesetzte Klimaschutzmaßnahmen wie den laufenden Ausbau erneuerbarer Energie.

Das zeigen sowohl Berechnungen des Umweltbundesamts als auch eine entsprechende Analyse des Wegener Centers. Laut Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamtes brauche es ab nun rund vier, fünf Prozent an jährlicher THG-Reduktion, um auf dem Zielpfad Richtung Klimaneutralität zu bleiben.

 

Preissteigerung bei Öl und Gas beschleunigt Energiewende

Die vorliegenden Daten und Analysen zeigen laut Aussendung des Umweltbundesamtes, dass die Preisentwicklung bei fossiler Energie den Ausbau erneuerbarer Energieträger und auch Verbesserungen der Energieeffizienz in vielen Sektoren beschleunigt. Zusammen mit von der Regierung beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen führe dies zu dieser deutlich rückläufigen Entwicklung der Emissionen. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung, insbesondere durch eine geringere industrielle Produktion und Verkehrsaktivität und die mildere Witterung (Rückgang der Heizgradtage um 3,1 %) im Vergleich zu 2022, habe den Emissionsrückgang 2023 noch etwas verstärkt.

 

Ausblick Emissionshandel 2023

Im Emissionshandelsbereich fand gegenüber 2022 ein Rückgang um 2,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (-8,3 %) statt.

  • Den größten Anteil an der Reduktion hatte der Rückgang des Erdgasverbrauchs in der Energieerzeugung um ca. 27 %, das bedeutet 1,2 Mio. Tonnen weniger an Emissionen.
  • Zudem führte der Produktionsrückgang in der Eisen-und Stahlindustrie von ca. 5 % zu einer Abnahme der Emissionen um ca. 0,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent.

 

Ausblick Sektoren nach Klimaschutzgesetz

Nach den vorläufigen Daten nehmen die THG-Emissionen, die aus den Sektoren nach Klimaschutzgesetz stammen, um ca. 2,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (-5,3 %) ab. Davon entfallen nach aktuellen Berechnungen

  • 0,8 Mio. Tonnen auf den Sektor Verkehr und
  • 1,5 Mio. Tonnen auf den Sektor Gebäude – dabei zeigen sich die Auswirkungen des Umstiegs auf erneuerbare Heizsysteme

Die Reduktion im Jahr 2023 fällt mit rund 6,4 Prozent deutlicher aus als noch im März. So erfreulich der Trend auch ist, es bleibt weiterhin notwendig, viele weitere Maßnahmen zu setzen, um die Klimaziele und die Klimaneutralität zu erreichen.

 

Mutige Klimapolitik wirkt

„Österreich ist auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040. Die Berechnungen des Umweltbundesamts beweisen: Mutige Klimapolitik wirkt. Der Ausbau erneuerbarer Energie läuft auf Hochtouren, Ökostrom-Rekorde, Sanierungsoffensive und KlimaTicket und vieles mehr sorgen dafür, dass unsere Emissionen weiter sinken. Und zwar um rekordverdächtige 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist eine herausragende Nachricht: Wenn wir so weitermachen, können wir den Kampf gegen die Klimakrise gewinnen. Und genau das ist unser Auftrag.“

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler

Reaktion der NGOs positiv

So zeigte sich Umweltschutzorganisation Greenpeace erfreut darüber, dass die klimaschädlichen Emissionen weiter gesunken sind und Österreich damit seinen EU-Pflichten für 2023 gerecht werde, da die festgelegte Höchstgrenze für Treibhausgase außerhalb des Emissionshandels eingehalten wird (mit nur 43,7 Millionen statt den erlaubten 45,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten). Gleichzeitig mahnt Greenpeace, dass trotz der positiven Entwicklung unsicher ist, ob die Klimaziele 2030 erfüllt werden können. Alles hängt von der kommenden Regierung ab, die Klimaschutz konsequent vorantreiben und zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen setzen muss.

Klimaschutz ist kein Sprint, sondern ein Marathon.

Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace

Auch Global 2000 reagierte auf die Berechnungen zum Klimaschutzbericht ebenfalls erfreut und erklärte, dies beweise, dass „Klimaschutz Wirkung zeigt“ und dass es zur Erreichung der langfristigen Ziele „noch viel ambitioniertere Maßnahmen“ brauche.

 

Über die Nahzeitprognose (Nowcast)

Die Nahzeitprognose liefert vorläufige Daten und Trends für die Treibhausgas-Emissionen für das Jahr 2023. Die Berechnungen dafür wurden mittels vereinfachter Methodik durchgeführt.

Basis für die Nahzeitprognose des Umweltbundesamtes sind insbesondere

  • die aktuelle Österreichische Luftschadstoff-Inventur (OLI),
  • die vorläufige Energiebilanz,
  • die aktuellen Daten der Emissionshandelsanlagen sowie
  • aktuelle Erhebungen und Statistiken der Sektoren Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und F-Gase.
  • Für den Sektor Verkehr liegt ebenfalls eine detaillierte Nahzeitprognose vor.

 

Link

Der aktuelle Nowcast-Klimaschutzbericht 2024 des Umweltbundesamtes