Studie zeigt Zusammenhang zwischen Lichtverschmutzung und Alzheimer
Die Häufigkeit der Alzheimer-Krankheit hat im letzten Jahrhundert zugenommen, was auf eine höhere Lebenserwartung zurückzuführen ist, aber auch die Umwelt spielt eine Rolle. Die nächtliche Exposition gegenüber künstlichem Licht ist ein Umweltfaktor, der die Alzheimer-Krankheit besonders bei Menschen unter 65 Jahren beeinflussen kann, wie eine neue amerikanische Studie erforscht hat. Es ist bereits bekannt, dass Lichtverschmutzung sich nicht nur auf Pflanzen und Tiere negativ auswirkt, sondern auch auf die menschliche Gesundheit, der Zusammenhang mit Alzheimer ist hingegen neu.
Rund 4,4 Milliarden Menschen weltweit können heute aufgrund der Lichtverschmutzung das natürliche Himmelslicht nicht mehr sehen. Somit sind bis zu 80 % der Weltbevölkerung von Lichtverschmutzung betroffen. Obwohl künstliches Licht in der Nacht von den meisten als harmlos oder sogar vorteilhaft (z. B. für die Sicherheit) angesehen wird, hat die Lichtverschmutzung nachteilige ökologische, verhaltensbezogene, biologische und gesundheitliche Folgen. Lichtverschmutzung hat für Tiere, Pflanzen, ja ganze Ökosysteme wie Küstengebiete und auch uns Menschen negative Auswirkungen, wie wir bereits in mehreren Beiträgen berichteten. Sie kann bei Menschen nicht nur zu Schlafstörungen führen, sondern erhöht auch das Risiko für Erkrankungen wie z. B. Adipositas, Depressionen, Diabetes, Angstzustände, Gedächtnisstörungen, Atherosklerose oder Krebs.
Es ist allerdings nur wenig über die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf die Alzheimer-Krankheit bekannt. Alzheimer ist die häufigste neurodegenerative Erkrankung und macht 60-80 % der Demenzfälle aus. Es wird geschätzt, dass 10,8 % der Erwachsenen über 65 Jahren an Alzheimer erkrankt sind.
Die Ergebnisse der amerikanischen Studie, die in Frontiers in Science erschienen ist, zeigen, dass ein höheres nächtliches Außenlicht mit einer höheren Häufigkeit von Alzheimer in Verbindung steht. Dazu untersuchte die Autorin Robin Voigt-Zuwala von der Medizinischen Fakultät der Rush University in Chicago mit einem Forschungsteam die Lichtverschmutzungskarten der US-Bundesstaaten und glich sie mit medizinischen Daten zu Risikofaktoren für Alzheimer ab. Sie fanden heraus, dass die Lichtverschmutzung sich auf Menschen über 65 Jahren anders als bei jüngeren auf Alzheimer auswirkt.
Bei Menschen über 65 Jahren waren die Krankheitsfaktoren Vorhofflimmern, Diabetes, Hyperlipidämie, Bluthochdruck und Schlaganfall stärker mit der Häufigkeit von Alzheimer assoziiert als die nächtliche Lichtintensität.
Bei unter 65-Jährigen war die Lichtverschmutzung erstaunlicherweise stärker mit der Alzheimer-Häufigkeit verbunden als jeder andere untersuchte Krankheitsfaktor.
Zunehmende Lichtverschmutzung wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus
Warum die Lichtverschmutzung sich bei jüngeren Menschen stärker auf ihr Alzheimer-Risiko auswirkt, ist bis dato noch nicht geklärt. „Bestimmte Genotypen, die das frühe Auftreten von Alzheimer beeinflussen, wirken sich auf die Reaktion auf biologische Stressfaktoren aus“, so die Studienautorin Voigt-Zuwala. Möglicherweise steht es auch in Zusammenhang damit, dass jüngere Menschen eher im urbanen Raum leben. Sie rät dazu, sich durch Verdunkelungsmaßnahmen besonders in Regionen mit sehr hoher Lichtverschmutzung nächtens zu schützen.
Lichtverschmutzung ist ein weltweit auftretendes Problem. Die Erforschung der weitreichenden und umfassenden Auswirkungen steckt vielfach noch in den Kinderschuhen und sollte vorangetrieben werden, ebenso die Untersuchung und Einführung von eindämmenden Maßnahmen zum Schutz unserer Ökosysteme, Tiere, Pflanzen und unserer Gesundheit.