Wie steht es um unsere heimische Fischpopulation?

Schleie - Fisch des Jahres 2024
Und können wir uns mit lokalen Fischen das ganze Jahr lang selbst versorgen? Leider sind fast 60 Prozent der Fischarten in Österreich gefährdet, wie eine Studie der Universität für Bodenkultur bereits 2020 festgestellt hat. Die Vielfalt in unseren Gewässern hat rapide abgenommen. Dies spiegelt sich auch auf unseren Tellern wider. Jedes Jahr verspeisen wir 71.000 Tonnen Fisch, wobei unser Bedarf jedoch nur zu einem Bruchteil aus heimischer Produktion gedeckt werden kann: 2023 wurden in Österreich rund 5.200 Tonnen Speisefisch produziert. Ein Teil davon wurde exportiert und über 77.500 Tonnen importiert. Würden die Österreicher:innen nur heimischen Fisch essen, dann wäre unsere Jahresproduktion bereits im Jänner aufgegessen.
Dazu meint Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben: „Fisch ist ein sehr wertvolles Lebensmittel. UND eines, das für die heimische Lebensmittelproduktin noch viel Potenzial hat. Immerhin können wir unseren Bedarf nur zu einem Bruchteil mit österreichischem Speisefisch decken. Dabei hat heimischer Fisch eine Spitzenqualität – allein schon aufgrund unseres hervorragenden Wassers.“
Fischkonsum steigt auf globaler Ebene, in Österreich bleibt er konstant
Während die Menschen weltweit immer mehr Fisch essen, ist der Konsum in Österreich über die vergangenen zwei Jahrzehnte relativ konstant geblieben. Pro Kopf werden in Österreich jährlich rund 13 Kilogramm Fisch konsumiert. Das ist im weltweiten Vergleich eher wenig. Auch im EU-Durchschnitt wird mit rund 25 Kilogramm deutlich mehr Fisch gegessen als in Österreich. Bei diesen Zahlen handelt es sich um das Fanggewicht, also das Gewicht des ganzen Fisches, noch bevor er verarbeitet worden ist. Berücksichtigt man nur das Gewicht des fertigen Fischproduktes, also etwa eines Filets, dann kommen die Österreicher:innen auf durchschnittlich sieben bis acht Kilogramm Fisch pro Jahr. Hannes Royer sagt dazu:
„Wir essen in Österreich eigentlich zu wenig Fisch: Wir schaffen es durchschnittlich nur auf die Hälfte der Menge, die die allgemeine Ernährungsempfehlung für Fisch vorsieht.“
Dreimal pro Woche sollte Fisch am Speiseplan stehen – gilt das noch?
Aufgrund der massiven Überfischung unserer Weltmeere und unzähliger Probleme bei schlecht durchgeführter Aquakultur, gilt es zu überlegen, ob die Vorgaben, wieviel Fisch der Mensch essen sollte, nicht revidiert werden muss. Wir sollten vorwiegend Fisch aus heimischer Produktion, am besten aus der Nähe, essen. Vielfach ist dieser Fisch jedoch wesentlich teurer als zum Beispiel Lachs von irgendwo und auch wesentlich teurer als Fleisch. Das für uns sehr notwendige Omega-3 können wir unserem Körper allerdings auch durch pflanzliche Alternativen wie qualitativ hochwertige Öle (zB Leinöl) zuführen.
Mehr als die Hälfte der heimischen Fischarten bedroht oder ausgestorben
Die Regenbogen- beziehungsweise Lachsforelle ist die beliebteste heimische Speisefischart. Von ihr wird am meisten produziert, gefolgt von Bachsaibling und Karpfen. Generell gab es in Österreich früher eine deutlich größere Vielfalt an Fischarten. Heute gilt mehr als die Hälfte der heimischen Arten als gefährdet oder ausgestorben.
Die Gründe dafür sind vielfältig, liegen jedoch vor allem
- in der Regulierung von Gewässern durch den Menschen und
- in zum Teil veralteten Wasserkraftwerken, die die Fische am Wandern hindern.
- Aber auch der Klimawandel,
- die Ausbreitung invasiver Arten und
- die Land- und Forstwirtschaft tragen dazu bei,
dass es in Österreich heute deutlich weniger Fischarten gibt. Um mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, wird, vom österreichischen Fischereiverband organisiert, der Fisch des Jahres gekürt.
Schleie – Fisch des Jahres 2024
Früher ein beliebter Speisefisch, gilt diese dämmerungsaktive, langsamwüchsige Fischart heute als „gefährdet“. Sie lebte vorwiegend in Weihern und Tümpeln der Auen sowie in sonnendurchfluteten, krautigen und schilfbewachsenen Uferbereichen von Seen. Heute bestehen nur mehr rund 15 Prozent der ehemaligen Augebiete entlang unserer Flüsse. Die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums hat zu einem starken Rückgang der Schleien-Populationen in Österreich geführt.