Ist momentanes außergewöhnliches Wetterphänomen dem Klimawandel geschuldet?

Es regnet innerhalb von zwei bis drei Tagen die Menge, die normalerweise während des gesamten Herbstes vom Himmel fällt. Großräumige Überschwemmungen, Zerstörungen und Evakuierungen folgen. Der öffentliche Verkehr in der Hauptstadt und entlang der Überschwemmungsgebiete kommt vielfach zum Erliegen. Nichts geht mehr. Andernsorts schneit es Pferde, Kühe und Schafe auf ihren Almweiden ein und erzwingt einen verfrühten Almabtrieb. Viele Passstraßen mussten gesperrt werden. Gleichzeitig wütet ein Sturm, der massenweise Bäume entwurzelt und zu weiterer Zerstörung führt. Sogar Menschenleben hat das Unwetter, das Österreich und einige östliche Nachbarn momentan heimsucht, gefordert.

 

Diesmal sind die Unwetter für viele von uns direkt spürbar, sei es durch Überflutungen im eigenen Haus oder in der Nachbarschaft. Sei es durch Sturmschäden, die uns oder und nahestehende Menschen betreffen, sei es der plötzliche, verfrühte Wintereinbruch, der zu Stromausfällen und Verkehrsproblemen geführt hat.

Unsere Redaktion arbeitet zum Beispiel heute von zu Hause aus, nachdem unser Büro unter Wasser steht …. und der Fluss, der die Grenze zum Nachbarort darstellt, ist bereits gefährlich über die Ufer getreten.

 

 

Erklärung der momentanen Wetterkonstellation

Die seit dem Wochenende vorherrschende Wetterlage in Österreich basiert laut Wetterexperte Manuel Oberhuber vom ORF auf dem Zusammentreffen von kalter Luft eines starken Tiefrduckgebietes aus dem hohen Norden, das nun langsam um Österreich herumzieht und warmer Luft. „Das ist eine Wetterlage, die in dieser Dimension ungewöhnlich ist“, so Oberhuber in der ZiB2. Diese kalte Luft trifft bei uns auf warme Luft aus dem Mittelmeerraum, die für die Jahreszeit sehr warm ist. Dies führt zu den tagelangen Regen- und Schneefällen.

 

Laut dem ORF-Wetterexperten hätten ähnliche Bedingungen schon 1899 in Österreich zu einem schlimmen Hochwasser geführt. Alledings sei heute die Klimakrise direkt mitverantwortlich für die nunmehrigen Unwetter. In seiner Erklärung liege es ander extrem warmen Meeresoberfläche im Schwarzen Meer und auch im Mittelmeer, die vom Tief angesaugt werde und dann in Form von extremen Niederschlagsmengen bei uns abgeregnet wurde.

 

Dies sieht der Metereologe Clemens Biermair im Interview mit der STANDARD etwas differenzierter: “ Leider wird hier vieles verbreitet, was nicht stimmt. Was wir gerade erleben, hat mit dem östlichen Mittelmeer überhaupt nichts zu tun. Es handelt sich um ein Tiefdruckgebiet, das direkt bei uns entsteht. Das Niederschlagsband erstreckt sich weiter nach Norden über Tschechien bis Polen hinauf. Es ist eine falsche Vorstellung, dass die Feuchtigkeit so weit transportiert wird. Das kurze Stück, das das Tiefdruckgebiet über die Nordadria zieht, reicht auch nicht aus, um so viel Feuchtigkeit in die Atmosphäre zu transportieren. Diese Niederschläge basieren auf komplexen physikalischen Prozessen und werden insbesondere hier vor Ort gebildet.“

Er meint weiter, dass sich solche Höhen-Tiefdruckgebiete immer wieder bilden können. Allerdings seien derartige Regenmengen für die Messstationen aber absolut enorm.

 

Ist Klimawandel für momentane Wetterkonstellation mitverantwortlich?

Inwieweit der Klimawandel an der momentanen Extremwetterlage schuld ist, lässt sich nicht einfach beantworten. Klar ist, dass Expert:innen seit Jahren – eigentlich schon seit Jahrzehnten –  davor warnen, dass mit der Erderwärmung Extremwetterlagen um 10 bis 20 Prozent zunehmen. Das Extremwetter mit Schnee bis in tiefe Lagen, Sturm und extremen Niederschlägen folgt dem heißesten jemals verzeichneten Sommer, auch der September startete viel zu warm, wie auch unser Beiratsmitglied Klimajäger Andreas Jäger in einem Video konstatierte – somit folgt ein Extrem dem nächsten.

 

Die Klimaprognosen gehen in die Richtung, dass sich solche extremen Niederschlagsereignisse häufen“, sagt Meteorologe Clemens Biermair von der Geosphere Austria und bezeichnet im Gespräch mit dem STANDARD die momentane Wetterkonstellation als „richtig giftige Mischung“.

 

Der Zusammenhang zwischen Klimawandel und dem aktuellen Hochwasser

 

Häufigkeit der Wetterlagen nimmt mit Klimakrise zu

Laut Biermair lasse sich aus einem Einzelereignis das noch nicht ablesen. Allerdings gehen die Klimaprognosen in die Richtung, dass sich solche extremen Niederschlagsereignisse häufen, meint der Meteorologe im Interview mit dem STANDARD. Ob es sich jetzt schon um eine Häufung handle, ließe sich noch nicht genau abschätzen. „Experten von der Abteilung Klimafolgenforschung der Geosphere Austria haben allerdings bereits gewisse Zusammenhänge festgestellt: Sie haben berechnet, dass die 50 stärksten Niederschlagsereignisse in Zusammenhang mit Vb-Wetterlagen in den letzten Jahrzehnten einen Anstieg der Niederschlagssumme am Alpennordrand von rund 20 Prozent bei einer Zunahme der Häufigkeit von 13 Prozent gebracht haben. Diese Wetterlagen scheinen also auf die Klimaerwärmung zu reagieren.“, erklärt Biermair weiter.

 

 

Unzählige Menschen leiden unter den Folgen dieses Extremwetters. Die Kosten der Schäden sind noch nicht abzuschätzen, aber sicherlich enorm. Wir müssen die Klimakrise dringend stoppen, um solches Leid zu vermeiden! #Handelnstattreden

 

Was ist mit dem Wetter los?