Regenerative, zukunftsweisende Architektur in Wangen
Die Universität Stuttgart zeigt mit gleich zwei nachhaltigen, architektonisch spannenden Projekten auf der Landesgartenschau in Wangen, wie mit computerbasiertem Planen und Bauen die Potentiale biobasierter Materialien für zukunftsträchtige Architektur eingesetzt werden können.
Bereits seit Jahren beschäftigt sich die Universität Stuttgart, genauer gesagt der Exzellenzcluster „Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur“ (IntCDC) mit innovativen Bauweisen, die effizient und ökologisch sind, und nutzt die neuesten Erkenntnisse der Digitalisierungs- und Leichtbauforschung.
Neue Baumaterialien im Kampf gegen Klimawandel
„Der Kampf gegen den Klimawandel zwingt uns dazu, Stahl und Beton durch biobasierte Baumaterialien zu ersetzen, wo immer dies möglich ist. Der Hybrid-Flachs Pavillon zeigt beispielhaft, wie wir die jährlich nachwachsende Kulturpflanze Flachs für das regenerative Bauen der Zukunft nutzen können, um die knappe und wertvolle Ressource Holz zu schonen,“ sagt Professor Jan Knippers, Leiter des Instituts für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen (ITKE) an der Universität Stuttgart und Stellvertretender Sprecher des (IntCDC).
„Der Wangen Turm und der Hybrid-Flachs Pavillon sind das Ergebnis langjähriger Forschung des Exzellenzclusters. Die Bauwerke wurden in Kooperation mit regional ansässigen Unternehmen umgesetzt. So soll der gegenseitige Wissenstransfer zwischen Forschung und ausführenden Unternehmen sichergestellt werden mit dem Ziel, die Bauprozesse ökologisch zu optimieren und damit wichtige Grundsteine für die Bauwende zu legen“, sagt Professor Achim Menges, Sprecher des IntCDC.
Der Wangen-Turm
Bei diesem Holzturm, handelt es sich die weltweit „erste in voller Höhe begehbare Struktur, die tragende selbstformende Holzbauteile verwendet“. Die schlanke, ressourcenschonende und zugleich leistungsfähige Holzkonstruktion mit ihren 113 Stufen führt die Besucher der Landesgartenschau in Wangen zur Aussichtsplattform, die ein wunderbares Alpen-Panorama bietet.
Der 22 Meter hohe Turm besteht aus zwölf großen hölzernen Brettsperrholzsegmenten (BSP), die sich durch das Schwinden des Holzes selbsttätig formen, und schlanken Stahlverbindern. die sich durch das Schwinden des Holzes selbsttätig formen. Die Krümmung entstand durch angewandte Bionik, wo Technik von der Natur lernt, denn Holz krümmt sich beim Trocknungsprozess.
Der Hybrid-Flachs Pavillon
Dieser ist nun nominiert für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024, Europas größter Auszeichnung für ökologisches und soziales Engagement. Bei dem Bau wurde nicht nur auf nachwachsende, rezyklierbare Materialien gesetzt, sondern auch auf eine kreislauffähige Bauweise. So können die Holz-Naturfaser-Hybridkonstruktion und zentrale Bauteile sortenrein in ihre Einzelteile zerlegt und so gut wiederverwendet oder -verwertet werden.
Der gesamte Energiebedarf des Gebäudes wird zu 100 Prozent durch lokale Geothermie gedeckt. Desweiteren schützt eine spezielle Verglasung im Sommer vor Hitze. Im Inneren des Pavillons sorgt ein Klimagarten für Lüftung und Kühlung. Die Fassade kann dafür an vielen Stellen geöffnet werden.
„Mit Projekten wie dem Hybrid-Flachs Pavillon wollen wir Lösungen für zukunftsfähiges Planen und Bauen zeigen und einen zweiseitigen Wissenstransfer zwischen Forschung und Bauunternehmen ermöglichen. Die Nominierung für den diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Architektur zeigt einmal mehr, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir freuen uns über die hohe Anerkennung und sind natürlich gespannt, ob unser Projekt im Herbst erfolgreich sein kann“, sagt Professor Achim Menges, Leiter des Instituts für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD) und Sprecher des IntCDC.
Zwei wunderbare Beispiele für nachhaltiges Bauen!