Ausbau erneuerbarer Energien und Rückgang fossiler Energien zu langsam

Wind und Sonne spielen eine entscheidende Rolle bei der Energiewende. Eine neue Analyse der Wissenschaftsplattform Climate Analytics und des Thinktanks New Climate Institute konstatierte, dass sich der weltweite Ausbau bei Wind- und Solarenergie um ein Vielfaches erhöhen muss, um das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad erreichen zu können. Gleichzeitig muss der Anteil an fossiler Energien drastisch zurückgehen. Dabei wurden die elf größten Produzentenländer von Wind- und Sonnenenergie untersucht, deren Gesamtanteil bei ca 70 Prozent der weltweiten Energiemenge liegt.

 

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick

  • Um das 1,5 Grad-Ziel erreichen zu können, muss die Wind- und Solarkapazität bis 2030 um das Fünffache und bis 2035 um das Achtfache gesteigert werden.
  • Gleichzeitig müssen die fossilen Brennstoffe um 67-75 Prozent reduziert werden.
  • Es benötigt dreimal soviel Wind- und Solarenergie pro Jahr, um die Kapazitätslücke bei den erneuerbaren Energien bis 2030 zu schließen.
  •  Solarenergie wächst bis Mitte der 2030er Jahre schneller als die Windenergie. Hingegen liefert Wind mehr Strom als die Solarenergie in den 11 Ländern, was vorallem an der deutlich höheren Anzahl sogenannter Erzeugerstunden bei Windkraft liegt.
  • Im Jahr 2050 wird die Sonne etwa die Hälfte und die Windkraft etwa ein Drittel der gesamten Stromerzeugung liefern.

 

„Wind- und Solarenergie sind das Brot und die Butter der Energiewende und die mächtigsten Werkzeuge in unserem Werkzeugkasten. Wenn die Länder ihre Klimaziele aktualisieren, könnte das Aussenden einer starken, klaren Botschaft über die zentrale Rolle von Wind- und Solarenergie die entscheidende politische Maßnahme sein, um die Welt auf Kurs in Richtung 1,5°C zu bringen“

Bill Hare, CEO von Climate Analytics

 

Die untersuchten Länder waren:

        • Australien
        • Brasilien
        • China
        • Deutschland
        • Indonesien
        • Indien
        • Mexiko
        • Nigeria
        • Türkei
        • Südafrika
        • USA

 

Industrieländer müssen Führungsrolle übernehmen

Die Analyse zeigt, dass die Industrieländer die Führung beim Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen übernehmen und bis 2035 einen sauberen Energiesektor schaffen müssen. Allerdings haben sie oft geringere Steigerungsraten als andere Länder, da sie in der Regel von einer größeren Basis bei Wind- und Solarenergie ausgehen und ein geringeres Wachstum der Stromnachfrage verzeichnen.

 

Schwellen- und Entwicklungsländer (EMDEs) haben laut der Analyse ein langsameres Tempo beim Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung und erreichen saubere Energie um 2040. Allerdings wird für sie häufig ein höherer zukünftiger Strombedarf prognostiziert, der auf ein schnelleres Wirtschaftswachstum und Fortschritte beim Zugang zu Energie zurückzuführen ist. In der Regel starten sie von einer geringeren Basis bestehender Wind- und Solarkraftwerke, und ihre relativen Ausbauraten sind höher.

 

China rekordverdächtig – auch bei Strombedarf

China hat sein Ziel für 2030, 1,2 TW an Wind- und Solarkapazität zu installieren, sechs Jahre früher erreicht. Wenn diese Beschleunigung beibehalten wird, könnte das Land bis 2030 die 4,5 TW an Wind- und Solarkapazitäten installieren, die nötig sind, um die Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Während Chinas Kohlenstoffemissionen ihren Höhepunkt erreichen werden, müssen Wind- und Solarenergie die schnell wachsende Stromnachfrage übertreffen, um große Mengen an Kohle im Energiesektor zu verdrängen.

 

„Der rekordverdächtige Erfolg der erneuerbaren Energien in China hat das Land an den Rand des Emissionsmaximums gebracht. Aber um diesen Spitzenwert zu überschreiten und die Emissionen in dem Tempo zu senken, das für 1,5°C erforderlich ist, müsste China sogar seine eigene Bestmarke übertreffen und Wind- und Solarenergie noch schneller einsetzen“, sagt der Hauptautor Dr. Neil Grant von Climate Analytics.

 

Deutschland ist am richtigen Weg

Die deutschen Ziele für 2030 für Wind- und Solarenergie liegen im Großen und Ganzen dort, wo sie für 1,5°C sein müssen. Deutschland hat bereits ehrgeizige Ausbauraten für Wind- und Solarenergie erreicht und sollte sich nun auf die Erreichung dieser Ziele konzentrieren. Die Verpflichtung, bis 2030 aus der Kohle und bis 2035 aus dem fossilen Gas auszusteigen, würde dazu beitragen, dass die Energiewende des Landes mit Paris vereinbar ist.

 

„Die Industrie ist bereit, den raschen Ausbau von Wind- und Solarenergie voranzutreiben, der zur Erreichung unserer Klimaziele notwendig ist. Die Unternehmen fordern die Regierungen auf, in ihren NDCs und Energieplänen ehrgeizige, spezifische und umsetzbare Ziele festzulegen – dies schafft die nötige Marktsicherheit, um Investitionen freizusetzen und eine solide Pipeline von Projekten für erneuerbare Energien sicherzustellen. Deshalb veröffentlichen wir heute einen offenen Brief, in dem wir die Staats- und Regierungschefs auffordern, in ihren kommenden NDCs jetzt den Wandel herbeizuführen“, sagt Louise Burrows, Leiterin der Abteilung für Regierungsangelegenheiten der Global Renewables Alliance.

 

Mehr Informationen zu den einzelnen Staaten findet man in der Analyse (siehe Link unten).

 

Ziel nur bei gleichzeitigem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erreichbar

Gleichzeitig muss der Ausstieg aus fossilene Energien wesentlich drastischer forciert werden als bisher, so die Autoren der Analyse. „Unsere Analyse zeigt, dass der Anteil fossiler Brennstoffe bis 2030 um 68 bis 76 Prozent sinken muss“, erklärt Mitautor Markus Hagemann vom New Climate Institute den notwendigen Pfad im Interview mit dem Klimareporter°. „Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen im nächsten Jahrzehnt ist entscheidend, um nationale Ziele zu erreichen und eine Einhaltung der 1,5-Grad-Kriterien für Wind- und Solarenergie sicherzustellen.“ Er kritisiert, dass gerade bei fossilem Gas vielfach ein Ausstiegsszenario fehle und in einigen Ländern die Förderung sogar ausgebaut werde und nennt als Beispiele Senegal und die USA.

 

Link

Analyse „Setting 1,5° C competible wind and solar targets: Guidance for key countries“ zum Download