Ein Gel gegen Mikroplastik im Wasser
Man findet es bereits überall auf unserem Planeten. In der Antarktis ebenso wie auf den höchsten Gipfeln, in unseren Flüssen und Seen und auch im menschlichen Körper. Mikroplastik. Die selbstgemachte Plage unserer Zeit. Die Karlsruher Chemikerin Katrin Schuhen hat ein Verfahren entwickelt, mit dem die winzigen Teilchen aus Wasser entfernt werden können. Dabei werden die winzigen Plastikteilchen mittels eines Gels zusammengeklumpt und dann abgeschöpft. Der entstehende „Abfall“ werden weiterverwendet und auch das gereinigte Wasser wird wieder dem Kreislauf zurückgeführt.
Ausgangslage:
- Mikroplastik ist bereits überall zu finden.
- Das tatsächliche Ausmaß von Mikroplastik in unserer Umwelt ist derzeit nicht bekannt.
- Es gibt bis dato keine gesetzlichen Grenzwerte.
- Es fehlt eine einheitliche, flächendeckende Detektionsmethode für Mikroplastik
Non-profit Unternehmen Wasser 3.0
Im Jahr 2020 gründete die Chemikerin Katrin Schuhen das gemeinnützige Unternehmen Wasser 3.0, das durch die Verknüpfung von high-tech Materialien und low-tech Verfahren in Verbindung mit systemischer Perspektive neue Wege für den Umwelt- und Gesundheitsschutz in der (Ab-)Wasserreinigung aufzeigt.
Im Fokus stehen flexible, kosten- und energieeffiziente Lösungen für die Entfernung von Mikroplastik und Mikroschadstoffen aus Wässern.
Weiterhin gehören eine standardisierte Mikroplastik-Analytik, das kreislaufwirtschaftliche Prozessdesign, die Wasser 3.0 App sowie die Global Map of Microplastics und der digitale Erlebnisraum WASoMI insAngebots-Portfolio.
Im Jahr 2022 wurde das Unternehmen Sieger des Next Economy Awards 2022 des Deutschen Nachhaltigkeitspreises.
Funktionsweise des Verfahrens
„Zuerst bestimmen wir die Belastung des Wassers mit Mikroplastik und suchen die Hotspots, also die Orte höchster Belastung. Dabei helfen Fluoreszenzmarker, die Mikroplastik-Partikel zum Leuchten bringen. Zwei bekannte Hotspots sind industrielle und kommunale Abwässer. Hier macht eine Entfernungstechnologie, wie wir sie entwickelt haben, Sinn. Der Clou liegt in der Einfachheit.“
Das Prinzip des „Klumpens und Abschöpfens“
Dieses wird angewendet, um schädliches Mikroplastik zu entfernen: In einem einfachen Verfahren fügt das Team von Wasser 3.0 dem verunreinigten Wasser gesundheitsunschädliche hybride Kieselsäuregele zu. Nach dem Umrühren verklumpen die hybriden Kieselsäuregele mit dem Mikroplastik und den Mikroverunreinigungen und bilden Agglomerate, die an Popcorn erinnern. Diese schwimmen oben auf dem Wasser und werden mit einem Skimmer und ohne Filter abgeschieden. Für große Agglomerate kann man auch grobporige Filter verwenden.
Sowohl „Abfall“ als auch gerreinigtes Wasser kommen zurück in den Kreislauf
Der im Entfernungsprozess entstehende „Abfall“ wird als Ressource für neue Produkte genutzt. Auch das gereinigte Wasser wird als Prozesswasser weiterverwendet bzw. als schadstofffreies Abwasser in den Wasserkreislauf zurückgeführt.
„Neben Forschungs- und Entwicklungsarbeit gehört Bildung und Kommunikation zu einem meiner Steckenpferde. Ich versuche den Bogen zu spannen und die Menschen, insbesondere die Kinder und Jugendlichen, für das Thema Wasser und die Mitarbeit in unseren Projekten zu begeistern.“, erklärt die Chemikerin im Interview mit ZDFheute.
„Rebellin des Wassers“ erscheint diesen Oktober
Im Oktober erscheint Schuhens erstes Buch, das sich mit den Fragen wie es um unser Wasser steht und wie wir es und unsere Zukunft schützen können, beschäftigt.
Mit „Rebellin des Wassers” kombiniert sie die in der Forschung gewohnte Sachlichkeit mit vielen spannenden und alltagstauglichen Aspekten rund um unsere kostbarste Ressource. Das Buch beschreibt schonungslos die angespannte Wasserlage auf unserem Planeten und will gleichzeitig Lösungen aufzeigen sowie Mut machen. Das Vorwort liefert der weltberühmte Segler Boris Herrmann vom Team Malizia.