Österreichischer Solarpreis für bidirektionale Ladestationen von E-Autos

Carsharing-Auto von fahrvergnügen.at an einer bidirektionalen Ladesäule des Projekts Car2Flex aus dem Green Energy Lab (Foto©️Green Energy Lab)

In Österreich gibt es über 5 Mio. Pkw. Wären alle mit einer Batterie von 40 kWh (Kilowattstunden) ausgestattet, dann ergäbe das eine Speicherkapazität von insgesamt 200 GWh (Gigawattstunden) – das ist mehr als der nationale Stromverbrauch eines ganzen Tages. Im Rahmen des Forschungsprojekts ‚Car2Flex‘ wurde eine österreichweite Pilotanwendung für den bidirektionalen Betrieb von Elektrofahrzeugen in Verbindung mit Carsharing realisiert. Bei diesen ersten bidirektionalen Ladestationen können E-Autos nicht nur Strom laden sondern diesen bei Bedarf auch wieder ans Netz abgeben. Dafür erhielten die Projektpartner von ‚Car2Flex‘  am 5. Oktober 2024 den „Österreichischen Solarpreis“.

Wir gratulieren allen Partnern des Projekts ‚Car2Flex‘ zur verdienten Auszeichnung. Durch bidirektionales Laden können Elektroautos als Pufferspeicher genutzt werden. Dies kann den weiteren Ausbau erneuerbarer Energieproduktion ermöglichen, die Integration von Elektromobilität ins Energiesystem unterstützen und zugleich das Stromnetz stabilisieren, erklärt Andrea Edelmann, Obfrau der Forschungsinitiative Green Energy Lab.

 

Bidirektionales Laden – so funktioniert „Car2Flex“

In dem Projekt „Car2Flex“ werden die Kapazitäten der Antriebsbatterien von E-Autos intelligent genutzt. Dank der innovativen Ladesäule können E-Fahrzeuge sowohl be- als auch entladen werden, um etwa als Pufferspeicher für Haushalte mit PV-Anlage zu dienen oder sogar das Stromnetz zu entlasten. So können Elektroautos tagsüber mit Überschussstrom aus Photovoltaik (PV) geladen werden und abends wieder Strom ins Netz abgeben. Der Nutzer kann dabei mit der Car2Flex-App definieren, wieweit seine Batterie als netzdienlicher Stromspeicher zur Verfügung steht. Bei Flotten und Carsharing-Fahrzeugen kann dies durch den Betreiber festgelegt werden.

 

Fahrzeuge als mobile Pufferspeicher

Tagsüber werden die Elektroautos mithilfe der hauseigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Wohnhäuser geladen. In Abhängigkeit der Buchungslage steht die Fahrzeugbatterie aber auch als „mobiler Speicher“ für die Stromversorgung der Wohnhausanlage zur Verfügung, beispielsweise für die Beleuchtung des Stiegenhauses oder den Betrieb der Liftanlage. Durch eine intelligente Steuerung wird sichergestellt, dass stets mindestens 40 Prozent Ladestand für spontane Fahrten verfügbar sind.Für eine bessere Planbarkeit gibt es außerdem finanzielle Anreize für frühzeitige Buchungen der Fahrzeuge: Bis sechs Stunden vor dem geplanten Fahrtantritt kostet die Nutzung nur 7,50 EUR pro Stunde (statt 9,90 EUR). Das vereinfacht das Energiemanagement der Fahrzeugbatterie und zeigt, wie durch Anreizsysteme das Nutzerverhalten positiv beeinflusst werden kann.

E-Autos könnten bis zu 200 GWh Strom speichern

Durch das Laden von Strom bei vorhandenen Energieüberschüssen und das Wiedereinspeisen ins Netz bei erhöhtem Strombedarf können die Fahrzeuge das System insgesamt erheblich entlasten.

 

Damit unterstützen sie auch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion, wie Solar- und Windkraft, die aufgrund wechselnder Bedingungen sehr volatil sind. Diese Schwankungen in der Stromerzeugung könnten durch eine breite Anwendung des bidirektionalen Ladens und der Nutzung der Antriebsbatterien als Pufferspeicher ausgeglichen werden. Davon würden auch alle Stromkunden profitieren, weil damit die Aufwendungen für stabilisierende Netzeingriffe sinken. Allein im Jahr 2023 kosteten diese die Stromkunden 141,6 Millionen Euro. 

Kurzfristige Stromengpässe dadurch überbrückbar

Manchmal haben wir über den Tag gesehen zu wenig Stromerzeugung, um momentane Verbrauchsspitzen abzudecken. Es kommt also zu kurzfristigen Engpässen auf der Verbraucherseite. In Zukunft können wir dann den Strom aus den Fahrzeugbatterien nutzen, um den fehlenden Strom im Netz auszugleichen und brauchen dazu keine großen fossilen Kraftwerke in Betrieb zu setzen, sagt Georg Lettner, Projektleiter von Car2Flex.
Das Projekt ‚Car2Flex‘ wird im Rahmen der Forschungsinitiative Green Energy Lab durchgeführt und aus Mitteln des Programms „Vorzeigeregion Energie“ vom Klima- und Energiefonds gefördert. Projektpartner sind unter anderen die Technologieunternehmen Schrack und Fronius sowie die Energieversorgungsunternehmen EVN, Burgenland Energie und die Energie Steiermark.