Österreichischer Brachflächen-Gipfel in Salzburg gegen Bodenverbrauch

Heute findet der Brachflächen-Gipfel in Salzburg statt, der im Rahmen des seit einigen Jahren bestehenden Brachflächen-Dialogs stattfindet.Täglich werden rund 11,5 Hektar fruchtbarer Boden verbaut, ein Großteil dafür für neue Logistikzentren und Gewerbeparks. Gleichzeitig stehen viele Gewerbe- und Industriegebäude leer. Will man das „2,5 Hektar Ziel“ bis zum Jahr 2030 erreichen, benötigt es die konsequente Nutzung leerstehender ehemaliger Gewerbe- und Industriestandorte – auch Brachflächenrecycling genannt. Diesem kommt also eine zentrale Rolle beim Erreichen der Zielvorgabe zu.

 

Unser Boden ist eine unserer wertvollsten Ressource. Und wie alles auf diesem Planeten, ist sie endlich. Endenwollend. Dennoch verbauen wir in einem atemberaubenden Tempo diesen Boden, der damit seine wichtigen Funktionen verliert. Und das, obwohl es viele ungenutzte, bereits verbaute, also brachliegende Flächen in ganz Österreich gibt. Der seit 2022 jährlich stattfindende Brachflächen-Gipfel hat zum Ziel, möglichst viele Akteure rund um das Thema Flächenrecycling zusammenzubringen und Austausch und Innovation zu fördern, um den Flächenverbrauch zu reduzieren und unsere gesunden Böden zu schützen.

 

Die mit Bodenversiegelung einhergehenden Probleme sind enorm

  • Die Bodenversiegelung befeuert die Klimakrise – denn versiegelter Boden speichert mehr Wärme als unversiegelter und kann gleichzeitig kein Wasser speichern, was bei Extremregenereignissen wie vor einigen Wochen die Überschwemmungen verstärkt
  • Die Versiegelung führt zu einem Artensterben, weil Straßen Lebensräume durchschneiden, natürliche Wanderrouten verhindern und Gebäude keine Lebensraum für Wildtieren (oder nur ganz wenige) bieten im Gegensatz zu offenen Landschaften. Auch werden  Millionen Mirkoorganismen und Kleinstlebewesen, die im Boden leben und wichtige Funktionen erfüllen, durch die Versiegelung zerstört.
  • Der Boden verliert seine wichtigen Bodenfunktionen – wir verbauen immer mehr landwirtschaftlich genutzte Flächen – wie sollen immer mehr Menschen vom immer weniger Boden ernährt werden? Darüber hinaus ist unsere Trinkwasserversorgung ebenfalls bedroht. Desweiteren verliert der versiegelte Boden seine Kühlungs- und Wasserspeichermöglichkeiten.

KI-Unterstützung zur Erhebung von Brachflächen

In Niederösterreich und Oberösterreich wurden seit 2023 mit Unterstützung von KI alle bestehenden Brachflächen analysiert und kartiert. In den anderen Bundesländern fehlt dies noch. Das soll sich ändern. Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie will in Zusammenarbeit mit dem deutschen Fraunhofer Institut und dem Umweltbundesamt bis Ende des Jahres 2024 eine bundesweit flächendeckende, KI-gestützte Identifizierung von Brachflächen aus Geodaten, Luft- und Satellitenbildern in Österreich umsetzen. Ziel des Projekts ist es, die so erhobenen Brachflächen mit für potentielle Nachnutzer:innen relevanten Informationen zu ergänzen und der Öffentlichkeit online und kostenfrei zugänglich als „Brachflächenpotentialkarte“ zur Verfügung zu stellen. Erste Ergebnisse werden heute beim Brachflächen-Gipfel präsentiert.

 

Unterstützung kommt dabei aus Niederösterreich und Oberösterreich: Die Wirtschaftsagenturen beider Länder – ecoplus für Niederösterreich und Business Upper Austria für Oberösterreich – stellen die Daten ihrer Brachflächenerhebungen anonymisiert und kostenlos zum Training der KI zur Verfügung.

 

Zum Teil horrend hohe Leerstandsquoten mit vielen negativen Auswirkungen

Obwohl es bisher kein systematisches Monitoring von Gewerbeleerstand in Österreich gibt, lassen Einzelerhebungen des Handelsverband auf enorme Dimensionen schließen: In kleineren Städten wie beispielsweise Bruck an der Mur oder Horn liegt die Leerstandsquote teils bei 20 Prozent und mehr, was sich negativ auf die Gemeinden und ihr soziales Gefüge auswirken kann und zu innerstädtischem Verfall, Abwanderung und dem Verlust von Arbeitsplätzen beiträgt.

 

„Es ist ein wichtiger Schritt, dass beim heutigen Brachflächengipfel ein Tool zur Erfassung von Gewerbeleerstand in ganz Österreich vorgestellt werden soll. Denn die ökologischen und sozialen Folgen dieses ineffizienten Systems sind verheerend.”, schreibt Greenpeace diesbezüglich in einer Aussendung und fordert, dass die Bundesländer Gewerbeleerstände künftig verpflichtend erfassen. Ebenso müssten vor jeder Neuwidmung sowie jedem Neubau bestehende Industrie- und Gewerbeflächen geprüft werden. In Folge müssten die Bundesländer eine regional angepasste Leerstandsabgabe auf Gewerbe- und Industrieflächen einführen, die über einen längeren Zeitpunkt leer stehen, so die NGO weiter.