Equal Pay Day: Ab Allerheiligen arbeiten Frauen „gratis“
Der Equal Pay Day ist der Tag, ab dem Frauen „gratis“ arbeiten und fällt für Österreich heuer auf den 1. November. Männer haben zu dem Zeitpunkt bereits so viel verdient wie Frauen im ganzen Jahr. Österreichs Frauen arbeiten also im Verhältnis zu den Männern 61 Tage „gratis“. Basis für die Berechnung ist das durchschnittliche Jahres-Brutto-Einkommen bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung. Im Vorjahr war der 31. Oktober der Equal Pay Day.
Einkommensberechnungen ergeben Unterschied von 16,6 Prozent
Das Einkommen von Männern beträgt laut Berechnungen der Arbeiterkammer (AK) auf Basis von Lohnsteuerdaten der Statistik Austria pro Jahr durchschnittlich 59.258 Euro brutto, das der Frauen 49.438 Euro brutto (verglichen werden Vollzeit beschäftigte Frauen und Männer). Da Frauen für vergleichbare Arbeit niedrigere Löhne erhalten, arbeiten sie de facto einen Teil des Jahres gratis. Sie haben also ein um 16,6 Prozent geringeres Einkommen und verdienen pro Jahr im Durchschnitt 9.820 Euro weniger als Männer.
Verringerung des Pay Gaps nur schleppend
Der Equal Pay Day hat sich gegenüber dem Vorjahr nur um einen Tag nach hinten verschoben (2023: 31. Oktober). Zwischen den Jahren 2010 bis 2024 – insgesamt 14 Jahre – hat sich der Equal Pay Day lediglich rund viereinhalb Wochen verschoben (2010: 29. September, 2024: 1. November). Um den Gender Pay Gap zu schließen, fehlen immer noch fast neun Wochen.
Starke Unterschiede in den Bundesländern
Für jedes Bundesland gibt es unterschiedliche Equal Pay Days, weil die Einkommensunterschiede stark variieren. Die großen regionalen Einkommensunterschiede machen deutlich, dass die Lohnlücke nicht nur eine geschlechterspezifische, sondern auch eine regionale Herausforderung darstellt. Während Frauen in Wien erst ab Ende November unbezahlt arbeiten (Pay Gap von 10,8%), betrifft dies Frauen in Vorarlberg bereits ab Anfang Oktober (Pay Gap von 23,4%).
Geringere Löhne und Gehälter als Grund für geringe Frauenpensionen
Der Equal Pay Day vergleicht die Jahresbruttolöhne von Vollzeit beschäftigten Männern und Frauen. Das ist ein Grund, warum die Pensionen der Frauen 40 Prozent unter jenen der Männer liegen (Der Equal Pension Day ist Anfang August/2024 am 6. August). Ein weiterer, mindestens ebenso wichtiger Grund liegt im hohen Anteil von Teilzeit-Arbeit, die Frauen verrichten. Österreichweit arbeiten nur 10 Prozent der Männer in Teilzeit; in Wien liegt der Anteil bei 23 Prozent. Das ist mehr als doppelt so hoch. Aber 55 Prozent der Frauen arbeiten im Durchschnitt der Gemeinden in Teilzeit.
Lohntransparenz als wichtiges Instrument
Um die nach wie vor bestehende Lohnschere zwischen Männern und Frauen zu schließen, braucht es ein transparentes Lohnschema. Eine entsprechende EU-Richtlinie für Lohntransparenz ist seit 2023 in Kraft und muss bis Juni 2026 in Österreich umgesetzt werden. Die Richtlinie gilt ab 2026 für Unternehmen ab 100 Mitarbeiter*innen, bis dahin für Unternehmen ab 250 Mitarbeiter*innen. Viele Organisationen wie der Städtebund, Frauenring und auch Gewerkschaften pochen auf die baldige Umsetzung der Richtlinie.
Was sind die Gründe für die unterschiedliche Einkommenshöhe?
Zu den Gründen für die Einkommensunterschiede zählen unter anderem
- dass viele frauendominierte Berufe und Branchen geringere Erwerbsmöglichkeiten aufweisen
- dass Frauen häufiger ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen als Männer, oftmals um ihre Kinder zu betreuen, was negative Auswirkungen auf ihre Einkommensentwicklung hat
- dass Frauen vielfach in Teilzeit arbeiten – die Teilzeitquote bei Männern ist wesentlich geringer
- dass Frauen immer noch von Einkommensdiskriminierung betroffen sind
- dass Frauen oftmals geringere Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten haben
Der Österreichische Frauenring fordert daher neben der Umsetzung der Lohntransparenzrichtlinie die Neubewertung von Arbeit und die Aufwertung der frauendominierten Branchen.
Ebenso rasch und ausreichend muss in den Ausbau der sozialen Dienstleistungen, insbesondere in Kinderbildungseinrichtungen sowie Pflege- und Betreuungsstrukturen investiert werden. Weiters müssen seitens der Regierung die notwendigen Schritte gesetzt werden, um die partnerschaftliche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit zu forcieren und Anreize für eine stärkere Väterbeteiligung zu schaffen. So hat die Zeitverwendungsstudie 2023 deutlich gezeigt, dass Frauen in Österreich mehr unbezahlte als bezahlte Arbeit leisten.
Unser aller Ziel muss deshalb heißen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Damit wir die Lohnschere endlich schließen.
Die dringend notwendige Einkommensgleichstellung spiegelt sich auch in der Agenda 2030 wider und ist ein wichtiges Nachhaltigkeitsziel SDG #5 aber auch SDG #10 zur Bewältigung der Klimakrise.