Artenschutzkonferenz endet mit Teilerfolgen und fehlender Finanzierung
Nach zwei Wochen Verhandlungen zur Rettung der Artenvielfalt auf unserem Planeten ging die UN-Artenschutzkonferenz in Cali, Kolumbien mit einigen Teilerfolgen, aber auch der fehlenden Einigung auf die Finanzierung, einem zentralen Element zur gerechten Umsetzung, am 2. November zu Ende. Zu den Teilerfolgen zählen Fortschritte im Meeresschutz und mehr Rechte für indigene Völker durchgesetzt.
In Kolumbien konnten sich die Staaten nicht darauf einigen, wie internationale Gelder für den Erhalt der Biodiversität in Zukunft verteilt werden, weil viele Teilnehmer:innen die, in die Verlängerung gehende, Konferenz bereits verlassen hatten und dadurch keine Beschlussfähigkeit mehr gegeben war.
COP 16 – Weltnaturkonferenz in Cali gegen das massive Artensterben
Die Finanzierung ist jedoch zentral für die global gerechte Umsetzung des Weltnaturabkommens, das bis 2030 den Verlust der Arten und Ökosysteme stoppen und umkehren soll. Dabei verlief die Front zwischen Industrie- und Entwicklunsgländern. So blockierte die EU, Schweiz und Japan die Errichtung eines von der Vorsitzenden vorgeschlagenen Biodiversitätsfonds. Auch konnte kein Beschluss zum sogenannten “Monitoring Framework” getroffen werden, das notwendig ist, um die Zielerreichung der Staaten für das Weltnaturabkommen zu messen. Damit bleibt offen, ob die geplante Bestandsaufnahme bei der nächsten COP17 überhaupt möglich sein wird.
Nutzung von Gendaten soll von Unternehmen bezahlt werden
Einen Teilerfolg konnte durch die Schaffung eines Fonds für die Aufteilung von Gewinnen erreicht werden, die aus der Nutzung von Gendaten von Pflanzen und Tieren stammen. Wer aus diesen Gendaten eine kommerziell nutzen will, soll zukünftig „einen Teil ihrer Profite oder Einnahmen“ in den sogenannten Cali-Fonds einzahlen. Die für alle Branchen wie Pharma- und Kosmetikinsdustrie nicht bindene Einigung sieht vor, dass Unternehmen einen Prozent ihres Gewinns oder 0,1 Prozent ihres Einkommens in den Fonds geben.
Die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke meinte nach Beendigung der 16. Weltnaturkonferenz, es sei in Cali gelungen, „einen enormen Schritt zum Schutz unserer Natur voranzukommen“. Natur- und Klimaschutz seien nun besser verzahnt, es gäbe eine engere Kooperation von Weltbiodiversitäts- und Weltklimarat und es sei „ein klares Signal für mehr natürlichen Klimaschutz an die kommende Weltklimakonferenz in Baku“. Diese Wochen hätten aber auch „klargemacht, dass noch viel Arbeit vor uns liegt“.
„Mit dem Ergebnis kann niemand zufrieden sein“
Eine kritische Bilanz zog Umweltministerin Leonore Gewessler, die Österreich auf der Konferenz vertrat: „Ein Teil ist geschafft, aber es bleibt viel Arbeit. Ich bin froh, dass wir bei der Weltnaturkonferenz in wichtigen Bereichen gut vorangekommen sind. Es bleibt aber auch klar – genug ist das nicht. Gerade bei der Umsetzung des Kunming-Montreal-Abkommens haben wir richtig viel zu tun.“
Die Ministerin erklärte: „Ich bin ehrlich: Mit diesem Ergebnis kann niemand zufrieden sein. Das Programm auf dieser Konferenz war voll, aber wir haben es nicht abgeschlossen. Diese Lehre müssen alle mitnehmen: Die Zeit drängt. Jetzt gibt es eine letzte Chance. Und es gibt keine Ausreden und keinen Grund für Verzögerung.“
Das Treffen solle jedoch zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden, so ein Sprecher der COP16, bei dem die noch offenene Punkte behandelt werden.
Umweltorganisationen sind enttäuscht über Ergebnis
“Das ist eine herbe Enttäuschung. Während die biologische Vielfalt massiv zurückgeht und unsere Lebensgrundlagen bedroht sind, fehlen der Politik Ambition und Konsequenz für echte Fortschritte”, sagt WWF-Experte Joschka Brangs. “Wir fordern die Staatengemeinschaft auf, schleunigst Lösungen für alle wichtigen offenen Fragen zu präsentieren. Alles andere wäre eine politische Bankrotterklärung.”