Martini: Bewusst für österreichische Weide- oder Biogans entscheiden
Es ist wieder Ganslzeit. Schätzungen zufolge kommen allerdings nur etwa ein Drittel aller hier verzehrten Gänse aus Österreich. Der Großteil wurde in Ländern wie Ungarn oder Polen gezogen, wo die Züchtungs- und Mastbedingungen wesentlich schlechter sind als bei uns. Die schnelle Mast und unzureichende Lebensbedingungen führen zu Tierleid und Umweltproblemen. Die Massenzucht führt zu Preisdruck auf heimische Züchter, denn die strengen Haltungsvorgaben machen österreichische Gänse teurer. Entscheiden sich Konsument:innen bewusst für regional, artgerecht gezogene Martinigansl, tragen sie zur Stärkung der heimischen, nachhaltigen Landwirtschaft bei.
In unserem östlichen Nachbarland werden sowohl Stopfmast als auch Lebendrupf bei Gänsen praktiziert, Letzteres auch in Polen. Beides extrem grausame Praktiken, die in Österreich lange verboten sind. Die Selbstversorgung mit österreichischen Gänsen steigt zwar langsam an, dennoch kommt der Großteil der Gänse aus Ländern wie Ungarn und Polen. So sind die Einfuhren laut Statistik Austria aus Ungarn und Polen im letzten Jahr stark gestiegen. Diese landen vor allem in der Gastronomie auf dem Teller. Schätzungen zufolge kommen zwischen 70 und 80 Prozent des Gänsefleisches in der Gastronomie nicht aus Österreich.
Dabei muss die Gastronomie nicht einmal angeben, woher die Gänse kommen und wie sie gehalten wurden, was Vier Pfoten als äußerst unfair den Verbrauchern gegenüber hält – wie wir auch!
EU-weit strengste Vorschriften bei der Aufzucht von Gänsen
„In Österreich gelten in der Haltung von Weidegänsen strengste Vorschriften, die von unseren Bäuerinnen und Bauern gewissenhaft eingehalten werden. Bei uns haben alle Gänse, ob biologisch oder konventionell, Anspruch auf Auslauf und artgerechte Haltungsbedingungen. Gleichzeitig importieren wir aber zwei Drittel unseres Gänsefleisches aus Ländern wie Ungarn oder Polen, in denen – im Gegensatz zu Österreich – qualvolle Praktiken wie Stopfmast und Lebendrupf immer noch erlaubt sind. Daher ist es entscheidend, beim Einkauf oder im Wirtshaus auf die österreichische Herkunft zu achten und so die hohe Qualität unserer Weidegänse zu honorieren“, so Bauernbund-Präsident NR-Abg. Georg Strasser und der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, Markus Lukas.
Lebendrupfung bedeutet unglaubliches Tierleid, weshalb wir unbedingt darauf verzichten sollten! Dies erklären wir in folgendem Artikel ausführlich:
„Absolute Vorreiterrolle“
Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben, sagt dazu:
In der Gänsemast nimmt Österreich eine absolute Vorreiterrolle ein. Ausnahmslos jedes österreichische Gansl hat einen Auslauf. Auf EU-Ebene gibt es noch nicht einmal gesetzliche Mindeststandards für die Gänsehaltung. Man kann sich also vorstellen, wie die Tiere in Ländern wie Ungarn gehalten werden. Leider kommen auf Österreichs Teller jedes Jahr tausende importierte Gänse aus Haltungsformen, die bei uns nicht einmal erlaubt sind – und das meistens, ohne dass die Konsumenten wissen, was sie da eigentlich essen. Wir brauchen endlich eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung, auch für die Gastronomie.
Diese Kennzeichnungspflicht fordert auch Veronika Weissenböck von Vier Pfoten:
„Leider sind bei dieser Geiz-ist-geil-Mentalität die Tiere die großen Verlierer – neben den Konsumenten und Konsumentinnen, die Fleisch von gequälten Tieren essen“.
Große Preisunterschiede zur Importware
Die strengen Vorgaben in der österreichischen Gänsehaltung machen diese deutlich kostenintensiver als jene im Ausland. Das schlägt sich auch im Preis nieder. Dieses Jahr sind die Preisunterschiede im Einkauf besonders groß. So kostet das frische österreichische Gansl im Großhandel durchschnittlich um rund 10 Euro pro Kilogramm mehr als die Tiefkühlware aus Ungarn. 2023 waren die importierten Gänse noch deutlich teurer. Gründe dafür waren höhere Rohstoffpreise und Ausfälle durch die Vogelgrippe.
Kein österreichisches Gansl ohne Auslauf
Jeder Gans – egal ob in biologischer oder konventioneller Haltung – muss hierzulande laut Österreichischer Tierhaltungsverordnung ein Auslauf zur Verfügung stehen. Im Stall dürfen auf einem Quadratmeter Fläche maximal 21 Kilogramm Gänse gehalten werden. Da sind etwa vier Gänse zum Zeitpunkt der Schlachtung. Zusätzlich muss jedes Tier mindestens 50 Quadratmeter Auslauf zur Verfügung haben. Haben die Tiere mehr Platz im Stall, dann ist weniger Auslauf ausreichend: Wenn maximal 15 Kilogramm pro Quadratmeter gehalten werden, genügen mindestens 10 Quadratmeter Auslauf pro Tier. „Zudem ist es für die Haltung von Wassergeflügel wie Gänsen verpflichtend, eine Bade- oder Duschmöglichkeit bereitzustellen“, erklärt Lukas.
Was wir als Konsument:innen tun können:
- Wer also unbedingt ein Martinigansl genießen will, sollte auf jeden Fall zur österreichischen Weidegans oder zur österreichischen Biogans greifen
- Es gibt allerdings auch vegane Alternativen, wie wir in unserem kommenden „Genuss“-Artikel am Samstag beweisen werden!
- Bei Besuchen in Restaurants sollte man „lästig“ zu sein und immer genau nachzufragen, woher die Gans kommt, und auch bereit zu sein „nein“ zu sagen, falls die Herkunft dubios ist.