VKI weist Schadstoffe in Unterwäsche gängiger Marken nach
Mitten im Weihnachtsunterhosenshopping erreicht uns diese Hiobs-Botschaft. Der Verein für Konsumentenschutz (VKI) hat 71 verschiedene Unterhosen für Kinder und Erwachsene gezielt auf gesundheitskritische Bisphenole untersucht. Dabei fand der VKI heraus, dass mehr als ein Drittel der getesteten Modelle diese Schadstoffe enthielten. Besonders belastet waren Modelle aus Synthetikfasern. Die Unterwäsche stammt von verschiedenen bei uns erhältlichen Marken.
Laut Umweltbundesamt gelten Bisphenole als gesundheitsgefährdend. Bisphenole sind Chemikalien, die vor allem bei der Herstellung von Kunststoffen zum Einsatz kommen. Zudem werden sie bei der Farbfixierung der Textilien verwendet.
- Viele Bisphenole können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und bereits in niedrigen Dosen das Hormonsystem von Menschen und Tieren stören.
- Sie können auch Hautallergien auslösen.
- Zu den hormonschädlichen Effekten zählen weiters die Erhöhung des Risikos für Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoffwechselstörungen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Die Stoffe reichern sich zudem im Körper und in der Umwelt an.
Zurzeit gibt es lediglich Regelungen für Bisphenol A (BPA), beispielsweise in Spielzeug, Thermopapier und Lebensmittelkontaktmaterialien, da es am häufigsten eingesetzt wird und am besten untersucht ist. In Laboruntersuchungen zeigte sich, dass BPA auch aus der Kleidung
in den Schweiß übergehen und mit hoher Wahrscheinlichkeit über die Haut in den Körper gelangen kann.
ToxFree Life Projekt
Der VKI testete im Rahmen des EU-geförderten ToxFree Life Projekts 71 unterschiedliche Slips und Boxershorts für Kinder, Frauen und Männer von Marken wie H&M, Hunkemöller, Adidas, Triumph, Skiny, Zara, C&A, Calvin Klein, Tommy Hilfiger, Tom Tailor, Nike und auch von Onlineshops wie Shein oder Wish uvm.
Besonders sticht hervor, dass nur 47 Prozent der für Frauen erhältlichen Unterhosen in Österreich frei von oder nur gering mit Bisphenolen belastet waren. Mitgrund hierfür ist, dass Unterwäsche für Frauen großteils aus synthetischen Fasern besteht. Damit sind Frauen der Schadstoffbelastung zwangsläufig mehr ausgeliefert.
Bei Mädchenunterwäsche waren 77 Prozent, bei Buben- und Männerunterwäsche 81 Prozent frei oder gering von Bisphenolen belastet.
Bisphenol A ist nicht die einzige kritische Bisphenolverbindung, die in den Textilien gefunden wurde. Die 16 Unterwäscheprodukte, bei denen im Labor die höchsten Bisphenolgehalte gemessen wurden, wurden zusätzlich einem Waschtest unterzogen. Auch hier ist das Ergebnis ernüchternd: Das Waschen verringert das Risiko, mit Bisphenolen in Kontakt zu kommen, nicht unbedingt.
Während bei einigen Proben eine Reduzierung um 90 bis 99 Prozent erreicht wurde, war bei anderen keine Reduzierung messbar. An der Bewertung ändert sich aber auch bei den Proben nichts, bei denen 99 Prozent des Bisphenols entfernt wurde. Der Gehalt war auch nach dem Waschen noch so hoch, dass es nicht für eine Ampel-Einstufung auf „gelb“ oder gar „grün“ reichte.
Besonders stark belastet
Interessanterweise sind alle „stark belasteten“ Modelle sogenannte „Seamless“ Unterhosen, also solche ohne Naht und aus Synthetikfasern.
Für Damen:
- Hunkemöller Invisible Short Basic
- Sloggi-Triumph Zero Microfiber Invisible Underclothes
- Huber Micro Bonded Rio Slip Hautnah
- Skin for you by Skiny Damen Rio Slip DP
- Skiny Micro Essential Panty
Für Herren:
- C&A 2x Trunk Seamless Flex on the go
Für Kinder:
- Yigga 3 Mädchen Slips in Seamless-Qualität von Ernsting’s Family
„Unsere Testungen haben ganz klar gezeigt, dass synthetische Stoffe und Bisphenolbelastung Hand in Hand gehen“, sagt Projektleiterin Brigit Schiller. Je höher der Anteil an Kunstfasern in der Unterwäsche, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie Schadstoffe enthalte. Mit Baumwolle sei man dagegen auf der sicheren Seite.
Daher die folgenden Empfehlungen
- Unterwäsche aus Baumwolle bevorzugt kaufen – von den 45 Modellen, die gut im Test abschnitten, wiesen 37 einen Baumwollanteil von 90 Prozent auf
- Wäsche vor dem ersten Tragen mit 60 Grad waschen, weil der erste Waschgang rund 75 Prozent der Chemikalien entfernt, heißt es von der Stiftung Warentest