Innovative Folie für Glasflächen gegen Vogelschlag

Große Fensterfronten, Hochhäuser aus Glas und Stahl entsprechen unserer Ästhetik, sind allerdings gleichzeitig eine Todesfalle für viele (Zug-)vögel. In den USA, wo bereits seit den 1990-er Jahren intensiv an dem Thema geforscht wird, geht man von rund einer Milliarde toter Vögel (pro Jahr) durch Kollissionen mit Glasfronten aus. Es handelt sich um eines der weltweit größten Probleme im Vogelschutz. Es gibt bereits einige Lösungsansätze für Glasfronten. Ein Forschungsteam bestehend aus dem Dresdner Fraunhofer FEP Institut und JOANNEUM RESEARCH entwickelte nun eine Folie mit einer Beschichtung, die für das menschliche Auge kaum sichtbar ist, für Vögel aber sehr deutlich. Damit kann der Aufprall verhindert werden.

 

Keyfacts

  • Jedes Jahr sterben Milliarden (Zug-)vögel durch Kollisionen mit Glasfronten – in Deutschland sind es rund 100 Millionen pro Jahr
  • Vögel können Glas nicht erkennen
  • Von den Vögeln, die auf Glas anprallen, sterben 50 bis 75 Prozent der Vögel, so Schätzungen aus den USA
  • 70 Prozent der kollidierten Vögel sterben erst in den darauffolgenden Tagen an inneren oder äußeren Verletzungen
  • Je größer und spiegelnder die Glasflächen sind, desto gefährlicher sind sie für Vögel
  • Freistehende Glaswände oder -gänge mit Durchsichten – auch solche in Wartebereichen von Bus und Bahn, sind besonders gefährlich für Vögel
  • Eckverglasungen sind ebenfalls sehr problematisch
  • Vegetation hinter der Glasfläche – wie zum Beispiel bei Wintergärten – erhöht das Anprallrisiko drastisch
  • Beleuchtete Glasfronten zu Zugzeiten der Vögel locken diese an und führen zu vermehrtem Vogelschlag

 

 

Vogelschlag bedroht weltweite Vogelpopulationen

„Der Trend zum Bauen mit Glas hat unsere Gärten für die Vögel zu einer oft tödlichen Umgebung gemacht“, sagt Ornithologin Christa Glauser von BirdLife Schweiz.

 

„Kollisionen töten viele Vögel, die bereits mit Verlust von Lebensraum, Klimawandel, Pestiziden und so weiter zu kämpfen haben“, warnt die New Yorker Biologin Kaitlyn Parkins . „Dabei ist das Problem so einfach zu lösen – man muss nur die Scheiben austauschen und das Licht ausschalten.“

 

Ornithologe Daniel Klem, einer der führenden US-amerikanischen Forscher auf diesem Gebiet, erklärt: „Was das Bedrohungspotenzial angeht, würde ich den Vogelschlag gleich nach der Lebensraumzerstörung nennen. Das Heimtückische daran ist, dass Fenster wahllos töten. Sie treffen auch die Fittesten einer Population. Wir können es uns nicht leisten, auch nur ein einziges Exemplar zu verlieren, aber erst recht nicht die mit den besten Chancen auf Nachwuchs.“ Klem hält Fensterkollisionen für eines der größten Probleme beim Vogelschutz.

 

„Mit der richtigen Markierung auf der Aussenseite der Gläser, lässt sich die Zahl der getöteten Vögel stark reduzieren“, sagt Christa Glauser, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt. Sie erklärt, dass herkömmliche Greifvogel-Silhouetten keine Schutz bieten. Man benötigt Muster mit dichteren Markierungen, Streifen oder Punkte, die im Abstand von etwa einer Handbreite angebracht werden.

 

Neue Folie mit ultraviolettem Muster und Nanobeschichtung

Die Forscher kombinierten im Rahmen des EU-Projekts „Phabulous“ bei der Entwicklung der neuen Folie mehrere Verfahren: die Nanoimprint Lithographie, Beschichtungstechnologien und das Plasmaätzen. Damit können Strukturen verschiedener Größe hergestellt werden. Die Abmessungen reichen von wenigen Nanometern bis hin zu einigen Mikrometern. Die Strukturen sind damit wesentlich feiner als ein menschliches Haar.

 

Dr. Matthias Fahland erklärt dazu erfreut: „Uns ist ein besonderer Erfolg in der Entwicklung einer neuartigen Vogelschutzfolie gelungen. Wir haben durch die Ausrüstung von Kunststofffolien mit mikrooptischen Strukturen im Rolle-zu-Rolle-Verfahren ein optisches Erscheinungsbild erreicht, das sich deutlich von dem unbearbeiteter Folien unterscheidet. Eine Applikation auf Glasfassaden bewirkt, dass Vögel die Flächen leichter erkennen und so Kollisionen vermieden werden können. Das Besondere ist dabei: der für den Menschen sichtbare Kontrast ist dezent, denn am stärksten unterscheiden sich die Folien im ultravioletten Spektralbereich, für den das menschliche Auge unempfindlich ist; Vögel hingegen können den Unterschied deutlich wahrnehmen.“

 

Damit wird eine zuverlässige Wirkung als Vogelschutzfolie bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen gewährleistet. Zudem bietet diese neue Lösung Vorteile durch ihre nahezu vollflächige Transparenz, die nur eine geringe ästhetische Beeinträchtigung der Architektur mit sich bringt.