Wenn Artenschutz Früchte trägt – die faszinierenden Reisen der österreichischen Kaiseradler

Vor 26 Jahren kehrte der Kaiseradler nach über 200 Jahren Abwesenheit als Brutvogel nach Österreich zurück. Gnadenlose Verfolgung durch Abschüsse und Gift sowie der Einsatz von Pestiziden brachten ihn in ganz Mitteleuropa an den Rand des Abgrunds. Doch nicht zuletzt aufgrund von Schutzbemühungen haben sich die Bestände in den letzten 25 Jahren unverhofft gut entwickelt. Dennoch ist er mit rund 50 Brutpaaren immer noch eine sehr seltene Vogelart und gilt als gefährdet.

 

BirdLife Österreich arbeitet unermüdlich für den Schutz der majestätischen Adler und hat dank intensiver Forschung genaue Einblicke in ihr Leben und ihre Wanderbewegungen.

 

Welche Daten wurden gesammelt

Die Tiere legen zum Teil enorme Strecken zurück (oft über 300 Kilometer am Tag und zum Teil mehr als 50.000 Kilometer bis zur Ansiedlung als Brutvogel). Die mit Sendern versehenen österreichischen Adler besuchten seit Beginn schon 24 europäische Länder.

Seit der Rückkehr des Kaiseradlers als Brutvogel nach Österreich im Jahr 1999 setzt sich die Natur- und Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich für den Schutz dieser weltweit bedrohten Art ein.

Um einen erfolgreichen Schutz des Kaiseradlers auf nationaler und internationaler Ebene zu ermöglichen, wird auch das nötige Grundlagenwissen gesammelt: Neben den Brutstandorten werden auch der Bruterfolg, die Jungenanzahl, die Todesursachen sowie die Nahrung und der Lebensraum der seltenen Adler-Art untersucht.

Spannende Einblicke Aufschlussreiche Einblicke in das Leben der Kaiseradler konnten durch den Einsatz von GPS-Sendern gewonnen werden: Die kleinen, nur wenige Dutzend Gramm schweren Sender, die der Vogel an einer Art Rucksack trägt, ermöglichen es den Greifvogelexpert:innen von BirdLife Österreich, ihn punktgenau zu verfolgen.

Insgesamt wurden bisher mehr als 50 Jungadler am elterlichen Horst kurz vor dem Flüggewerden mit GPS-Sendern ausgestattet. Durch die Besenderung können nicht nur Gefährdungsursachen wie illegale Verfolgung durch den Menschen erkannt, sondern auch die individuellen Reisen und Lebensgeschichten unserer heimischen Kaiseradler nachvollzogen werden.

 

Individuelle Lebensgeschichten

„Eine der ersten Erkenntnisse war, dass sich das Verhalten der Kaiseradler von Tier zu Tier stark unterscheidet. Während der eine Jungvogel im ersten Winter nach Griechenland fliegt, verbringt der andere einen Großteil seiner Zeit im Weinviertel“, weiß Matthias Schmidt von BirdLife Österreich. „Jeder dieser Lebenswege ist eine Geschichte für sich“. Dass diese oft nicht glücklich enden, zeigt die hohe Todesrate durch illegale Verfolgung.

BirdLife Österreich setzt sich für den Vogel- und Naturschutz in Österreich und grenzüberschreitend ein. BirdLife Österreich verwirklicht wissenschaftlich fundierte Natur- und Vogelschutzprojekte in den vier Kernbereichen: Artenschutz, Lebensräume, Nachhaltigkeit und Bewusstseinsbildung. BirdLife Österreich ist Partner von BirdLife International, dem weltweit größten aktiven Netzwerk von Natur- und Vogelschutz-Organisationen mit über 2,7 Millionen Mitgliedern in 120 Ländern.

„Der Abschuss von Artemisia, die zuvor über halb Europa geflogen ist und mit ihrem Anblick viele Menschen erfreut hat, war sicher eine der traurigsten Lebensgeschichten“, so Schmidt. Es gibt aber auch sehr schöne, wie jene der Kaiseradler-Dame Esperanza, welche 2024 bereits in ihrem 12. Lebensjahr ist und neun Jungvögel erfolgreich erbrütet hat. Vor allem in den ersten Jahren sind die jungen Kaiseradler sehr umtriebig. So besuchte etwa der Kaiseradler Rudi seit dem Verlassen des elterlichen Reviers im Jahr 2023 bereits 12 Länder und legte dabei mehr als 30.000 Flugkilometer zurück. Tagesflugstrecken von über 300 Kilometern sind dabei keine Seltenheit.

Die unterschiedlichen Persönlichkeiten sind auch hier gut erkennbar. Während manche Individuen ihre tägliche Routine haben und nur sehr kleinräumig unterwegs sind, gibt es andere, welche auch als Brutvogel immer wieder lange Erkundungsflüge über hunderte Kilometer unternehmen. Eine Erfolgsgeschichte im Vogelschutz Die Rückkehr des Kaiseradlers ist sicherlich eine der Erfolgsgeschichten für den Vogelschutz in Österreich.

Trotz der erfreulichen Entwicklung ist die Population mit rund 50 Brutpaaren noch vergleichsweise klein und fragil.

Der Kaiseradler muss daher nach wie vor als gefährdet gelten und hat noch keinen günstigen Erhaltungszustand erreicht. Illegale, menschliche Verfolgung und der Ausbau von Windkraftanlagen in Kerngebieten stellen aktuell die beiden größten Bedrohungen für die Art dar.

BirdLife Österreich wird sich daher auch weiterhin für den Kaiseradler einsetzen. Sei es mit der konsequenten Bekämpfung illegaler Greifvogelverfolgung wie aktuell im wildLIFEcrime-Projekt (https://wildlifecrime.info) oder durch die konstruktive Mitgestaltung einer naturverträglichen Energiewende.

Kaiseradler sind in Österreich und der gesamten Europäischen Union streng geschützt und global gefährdet. BirdLife Österreich setzt sich im Rahmen des EU-geförderten „wildLIFEcrime“-Projekts (LIFE22-GIE-DE-wildLIFEcrime) gemeinsam mit 12 Projektpartnern aus Deutschland und Österreich (darunter Bundeskriminalamt, WWF und Vetmeduni) gegen die illegale Tötung von Wildtieren ein. Wenn Sie einen verletzten oder toten Greifvogel gefunden haben und Wildtierkriminalität vermuten, melden Sie dies bitte unter 0660 869 23 27 (auch anonym) bzw. meldung@wildlifecrime.at.