Das Für und Wider von Windkraftwerken
Wir befinden uns mitten in der Energiewende. Aus heutiger Sicht erzeugen wir mit Windenergie nach der dominierenden Energieerzeugung durch Wasserkraft am zweitmeisten Strom. Unser Strombedarf steigt und soll sich laut einer Studie von Österreich Energie gemeinsam mit PwC bis 2040 fast verdoppeln. Dazu müssen wir also auch unsere Stromerzeugung aus Windkraft steigern. Momentan wird im südlichsten österreichischen Bundesland anlässlich der Kärntner Volksbefragung zu einem Windrad-Verbot diesen Jänner intensiv über den Ausbau diskutiert. Unser wissenschaftliches Beiratsmitglied, der klimajäger Andreas Jäger hat sich näher mit dem Thema beschäftigt.
Die Gegner des Ausbaus führen verschiedene Argumente an. Wir wollen heute zwei oft genannte Aspekte mithilfe der Berechnungen von Andreas Jäger beleuchten.
Windräder töten Vögel
Zum einen wird das Argument des Vogelschlags von Windparkgegnern ins Feld geführt. Sollen wir Windräder daher verbieten? Der klimajäger hat sich die Zahlen dazu näher angesehen:
Die Schätzungen zu Tötungen von Vögeln durch Windräder liegen bei ca. 5 Vögel pro Windrad und Jahr. Die Vögel werden von den Rotorspitzen überrascht, die sich mit bis zu 400 Stundenkilometer drehen, oder sie kollidieren bei schlechter Sicht mit der Gondel oder dem Standbein. Zirka 100.000 Vögel kommen so jährlich in Deutschland um. Gefährdet sind Greifvögel wie Rotmilane oder Mäusebussarde, aber auch Zugvögel wie Kraniche oder Gänse und auch Singvögel.
Tötet alle Katzen?
Aber Windräder sind für unsere Vögel nicht die einzige Gefahr und bei weitem nicht die größte. 100-mal gefährlicher für Vögel ganz allgemein sind Katzen. In deutschen Gärten und Parkanlagen erbeuten sie ca. 10 Millionen Vögel jährlich.
Keine Glasflächen mehr
Oder unsere Gebäude mit ihren Glasfassaden und großflächigen Fensterscheiben: An ihnen brechen sich ca. 100 Millionen Vögel jährlich das Genick. Das sind 1000-mal mehr als durch Windräder erschlagen werden.
Killer Landwirtschaft
Ein großer Killer ist auch die intensive Landwirtschaft: Wir haben in den vergangenen 25 Jahren ca. die Hälfte aller Feld- und Wiesenvögel durch Insektensterben und den Lebensraumverlust verloren.
Das Problem ernst nehmen
Laut klimajäger sind Verbote keine Lösung. Aber wir müssen das Problem mit den Vögeln ernst nehmen und lösen. Beispielsweise machen
- durchgehende Muster und UV-Markierungen Glasflächen für Vögel sichtbar.
- Katzenhalsbänder mit Glöckchen können den Jagderfolg von Katzen um bis zu 50% schmälern und
- Windräder müssen und dürfen eben nur dort aufgestellt werden, wo ihr Schaden minimiert wird.
Energiefresser Windkraft
Desweiteren halten viele Gegner Windräder für Energiefresser. Der klimajäger errechnet den Ressourcenverbrauch eines Windkraftwerks im Vergleich zu einem Gaskraftwerk und kommt zu folgenden Schlüssen:
Ressourcenverbrauch Errichtung
Um ein 500 MW Gaskraftwerk zu ersetzen, muss man 100 Windräder errichten. Im Vergleich der Errichtung eines Gaskraftwerks zu 100 Windrädern ergibt sich folgendes:
- Der Betonbedarf für ein Gaskraftwerk und 100 Windräder ist ungefähr gleich hoch.
- Man benötigt mehr als das doppelte an Stahl für ein Gaskraftwerk.
- Windräder brauchen für den Generator und die Leitungen 90-mal mehr Kupfer als ein Gaskraftwerk.
- Windräder benötigen Kunststoff und Seltenen Erden.
- Der Bodenverbrauch von 100 Windrädern – mit Zufahrtswegen und allem Drum und Dran – ist etwa 6-mal höher als für ein Gaskraftwerk
Ressourcenverbrauch Betrieb
Während also bei der Errichtung die 100 Windräder im Vergleich zu dem Gaskraftwerk schlechter abschneiden, ist der Betrieb des Gaskraftwerks das wirkliche Problem. Hier einige Zahlen unseres klimajägers dazu:
- Pro Jahr werden über 300 Millionen Kubikmeter Gas verbrannt,
- das sind 10 Milliarden Kubikmeter über die Lebenszeit von 30 Jahren.
- In Summe emittiert ein Gaskraftwerk 20 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre
Hinweis: Auf LinkedIn hat der klimajäger zwei großartige Videos zu diesem Thema veröffentlicht! Hier geht es zum Beitrag: LINK
Unser pro.earth.Fazit:
Unser Energiehunger steigt. Das ist ein unleugenbarer Fakt. Und auch die Tatsache, dass wir aus Kohle, Öl und Gas raus müssen. Auch mithilfe von Windparks. Die Aussage eines Kärntners in einem Privatgespräch, dass das Land nicht durch Windräder verschandelt werden darf, und sie lieber mehr davon im Burgenland aufstellen sollen, war schon recht interessant. Denn auch hierzulande steigt der Energiehunger. Wir sehen zwei Aspekte bei der Diskussion. Erstens sollten wir alle versuchen, unseren Energiehunger zu reduzieren. Und zweitens sind Windkraftverbote nicht zweckdienlich. Allerdings muss genau überlegt sein, in welcher Anzahl, wo und wie diese mit möglichst wenig Schäden für die Umwelt errichtet werden können.