Rückschau 2024: Ein Jahr der Klimarekorde
Ein Boom beim Ausbau erneuerbarer Energien, das heißeste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn, weltweiter CO2- Ausstoß auf höchstem Niveau, schwierige Verhandlungen auf Weltklimagipfel und auch bei der Weltnaturkonferenz, Krise bei der Mobilitätswende in Europa. Das Jahr 2024 war ein Jahr der negativen Rekorde, der schwierigen Verhandlungen am Weg zu Net-Zero, aber auch der Erfolge im Ausbau erneuerbarer Energien.
Das Jahr war so heiß wie noch nie
Das Jahr 2024 verzeichnete einen Temperaturrekord nach dem anderen. So wurde am 6. April der erste Sommertag mit Temperturen von über 30 Grad verzeichnet. Das gab es noch nie davor. Wie der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitteilte, wird dieses Jahr das weltweit wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. 2024 bricht auch den traurigen Rekord, was den durchschnittlichen Temperaturanstieg betrifft. Es ist das erste Jahr, in dem es im Durchschnitt mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer ist als im vorindustriellen Mittel. Damit haben wir bereits 2024 das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimabakommens überschritten.
Die Treibhausgasemissionen stiegen weiter an
Der Hauptgrund für die Temperaturrekorde liegt in den Treibhausgasen, die wir in die Atmosphäre emittieren. Der Ausstoß stieg auch im vergangenen Jahr weiter an, trotz besseren Wissens um die fatalen Folgen.
So rechnte das internationale Forschungsteam des Global Carbon Project für 2024 mit fossilen Kohlendioxid (CO2)-Emissionen in Höhe von 41,6 Milliarden Tonnen betragen, was einem Anstieg von 2 % gegenüber 2023 entspricht.
Trotz der dringenden Notwendigkeit, die Emissionen zu senken, um den Klimawandel zu verlangsamen, gibt es laut den Forschern „noch keine Anzeichen“ dafür, dass die Welt den Höhepunkt der fossilen CO2-Emissionen erreicht hat.
Natürliche CO2-Speicherkapazitäten nehmen ab
Entwaldung und Waldschäden zählen zu den Hauptverursachern der beiden großen Krisen unserer Zeit, nämlich der Erderwärmung und des Artensterbens. Sie sind Haupttreiber bei den CO2-Emissionen.
Durch Stürme, Dürre sowie Käferbefall verliert der Wald mehr Masse als nachwächst. Damit hat der Wald in Deutschland seine Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern, verloren und gibt dafür CO2 in die Atmosphäre ab. Aus einer Senke wurde innerhalb von zehn Jahren eine Kohlenstoffquelle. Ein weiterer Negativrekord des Jahres 2024.
„Der deutsche Wald hilft uns nicht mehr in dem Maße, in dem wir es bisher gewöhnt waren, bei der Erreichung unserer Klimaziele“, erklärte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir im Oktober.
„Jetzt rächt sich, dass der Umbau von Nadelholz-Monokulturen zu klimastabilen Laubwäldern nicht frühzeitig und konsequent angegangen worden ist“, meinte dazu die WWF-Waldexpertin Susanne Winter.
Währenddessen sank 2024 die Entwaldungrate in Brasilien unter Präsident Lula da Silva.
EU-Entwaldungsverordnung verschoben
Durch die EU-Entwaldungsverordnung (auch EUDR), sollte der europäische Beitrag an der weltweiten Abholzung stark reduziert werden. Bis 30. Dezember 2024 hätten die nationalen Gesetzgebungen diese Verordnung in nationales Recht umwandeln sollen. In den letzten Monaten hat die geplante EUDR zu hitzigen Diskussionen geführt. Allerdings kündigte die EU-Kommission an, den Umsetzungsbeginn um ein bis eineinhalb Jahre verschieben zu wollen.
EU-Renaturierungsgesetz beschlossen
Das Nature Restoration Law ist der zentrale Baustein zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie und Herzstück des EU Green Deal. Bis 2030 sollen auf jeweils mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen der EU Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur umgesetzt werden, heißt es in einer Erklärung des Europäischen Rates. Bis 2040 sollen es bereits 60 und bis 2050 sogar 90 Prozent sein.
Wetterextreme weltweit im Vormarsch
Dieses Jahr kam es zu vielen Starkregenereignissen gefolgt von Überschwemmungen, wie zum Beispiel im Frühjahr in Afghanistan und Pakistan, aber auch in Brasilien kam es letztes Jahr zu massiven Überschwemmungen. Im Herbst waren Österreich, Tschechien und Polen betroffen. Deutschland wurde 2024 merhmals mit Überschwemmungen konfrontiert und auch die spanische Region Valencia wurde von Starkregen, der innerhalb weniger Stunden mehr Wasser brachte, als normalerweise in einem Monat abregnet, und erheblichen rasant schnell auftretenden Überschwemmungen heimgesucht, was 200 Menschenleben forderte. Einige Wochen danach war die Region um Malaga betroffen.
Weltweit kam es letztes Jahr auch zu vielen verheerenden Wirblestürmen, die angeheizt durch die rekordhohen Wassertemperaturen in den Ozeanen sehr viel Energie speicherten. So tref allein die USA 2024 elf Hurrikans, davon fünf schwere, die für verheerende Schäden sorgten. Ende Juni verwüstete Hurrikan Berryl Teile der Karibik, Mexikos und der USA. Im September raste ein Taifun der höchsten (5.) Stufe über Philippinen, Südchina, Vietnam und Kambodscha hinweg, forderte mindestens 500 Todesopfer und verursachet Milliardenschäden. Hurrikan Helene forderte im Herbst in den USA die meisten Todesopfer seit Katrina und auch der Tropensturm Trami in den Philippinen führte zu starken Zerstörungen und Todesopfern.
Hitze und damit verbundene Dürre trafen dieses Jahr unter anderem Indien und Rumänien hart. Auch Brasilien erlebte 2024 eine extreme Dürre, die 60 Prozent des gesamten Landes betraf und rund 20.000 Waldbrände im Amazonas und Pantanal verursachte.
Boom bei erneuerbaren Energiequellen
Zu den guten Klimanachrichten des vergangenen Jahres zählt der Vormarsch erneuerbarer Energiequellen, wie die Internationale Energieagentur mitteilte. Allen voran bei Photovoltaik ist ein Boom zu erkennen. Die IEA prognostiziert, dass sich der Aufschwung beschleunigt und der Anteil Erneuerbarer an der Stromerzeugung von heute 30 auf 46 Prozent im Jahr 2030 steigen kann.
Während in diesem Bereich eine Boomstimmung herrschte, war in anderen Bereichen der Dekabonisierung europaweit eher Katerstimmung zu spüren. Dazu zählen Elektromobilität, Wärmepumpen, grüner Wassertsoff und synthetische Antriebsstoffe für Flugzeuge.
Rekord bei weltweitem Verkauf von E-Autos
Weltweit gesehen war 2024 ein Rekordjahr, was den Verkauf von E-Autos betrifft. Während in Deutschland durch den Förderstopp die Verkaufszahlen für Elektroautos rückläufig sind, wächst der weltweite Markt für batterieelektrische Fahrzeuge und Plugin-Hybride weiter stark. Dabei dominiert China den Weltmarkt mit einem Anteil von 60% Marktanteil bei Verkäufen und Produktion. 2023 wurden 14,8 Mio. E-Autos verkauft, was einem Marktwachstum von rund 35% entspricht. Für 2024 rechnet die Internationalen Energie Agentur (IEA) mit weltweit 20 Prozent Wachstum.
Alles in allem ein sehr durchwachsenes Jahr. Nimmt man die fehlenden Erfolge auf internationaler Ebene bei der Weltklima- und der Weltnaturkonferenz sowie dem weltweiten Plastikabkommen, muss man leider feststellen, dass die Dringlichkeit immer noch hinter Interessen mancher zurückbleibt. Was sich wiederum besonders massiv auf die Ärmsten und Schwächsten auf dem Planeten auswirken wird.