Bilanz: Gewinner des Tierreichs 2024
Die Naturschutzorganisation WWF zieht eine durchwachsene Jahresbilanz für den weltweiten Artenschutz. Viele Tierarten sind stark gefährdet. Doch es gab auch Lichtblicke, wie die Gewinner der WWF-Jahresbilanz 2024 zeigen: Tigern geht es dank intensiver Artenschutzarbeit besser, Siam-Krokodile, Meeresschildkröten und Thunfische kehren in ihre angestammten Lebensräume zurück. In Österreich befinden sich Seeadler und Weißstörche im Aufwind.
“Die Gewinner-Arten 2024 zeigen, dass sich unser Einsatz für den Schutz bedrohter Arten und Ökosysteme lohnt und es trotz Rückschlägen immer wieder Chancen für die Natur gibt”
WWF-Artenschutz-Experte Georg Scattolin
Die Gewinner des Tierreichs im Überblick
Meeresschildkröten
Die Population der Unechten Karettschildkröte erholt sich im Mittelmeer. Dank Schutzmaßnahmen wie der Reduzierung von Beifang und dem Erhalt von Nist-Stränden können dort immer mehr Schildkröten überleben und sich fortpflanzen. Auf der griechischen Insel Zakynthos wurde 2024 ein Rekord von über 1.200 Nestern am WWF-geschützten Sekania-Strand gemeldet. Trotz anhaltender Klimakrise und Plastikmüll-Verschmutzung zeigt dieser Erfolg, dass gezielte Maßnahmen lokale Bestände stärken können. Weitere Infos hier.
Tiger
Auch in diesem Jahr gibt es erfreuliche Nachrichten für die Tierart: Ein im Sommer gestartetes Wiederansiedlungsprojekt soll die Großkatzen nach Kasachstan zurückbringen, wo sie seit über 70 Jahren ausgestorben waren. Im Norden Myanmars haben Wildtierkameras Bilder vom ersten Tiger-Nachwuchs in der Region seit 2018 machen können. Im Nachbarland Thailand zeigt der Trend ebenfalls klar nach oben: Laut offizieller Zählung verzeichnet das Land einen Anstieg der wildlebenden Tigerpopulation von 179 auf 223 Tiere. Auch in Bangladesch geht es dank intensiver Artenschutz-Arbeit bergauf: 84 bengalische Tiger konnten dort in einem geschützten Mangrovengebiet nachgewiesen werden. Laut Schätzungen befinden sich nun in dem Gebiet um zehn Prozent mehr Tiger als noch im Jahr 2018. Mehr Infos hier.
Siam-Krokodil
Im Sommer 2024 haben Ranger in einem kambodschanischen Schutzgebiet über 100 Eier der vom Aussterben bedrohten Krokodilart entdeckt, aus denen wenig später rund 60 Kroko-Babys geschlüpft sind. Es handele sich um den größten Nachweis für die Fortpflanzung der Art in freier Wildbahn seit zwei Jahrzehnten. Schätzungen zufolge gibt es weltweit nur noch etwa 1000 wildlebende Exemplare, davon 300 in Kambodscha. Der Bestand der Siam-Krokodile ist vor allem durch Wilderei und den Verlust ihres natürlichen Lebensraums immer weiter geschrumpft. Es war vor allem die Nachfrage nach Krokodilleder, die die Art an den Rand des Aussterbens gedrängt hat.
Thunfisch
In der Nordsee tauchen wieder vermehrt Blauflossen-Thunfische auf. Durch Überfischung waren sie lange Zeit verschwunden. Strenge Fangverbote und die Bekämpfung illegaler Fischerei sorgen dafür, dass die Population, die im Nordostatlantik wandert und im Mittelmeer laicht, wieder auf ein gutes Niveau anwachsen konnte. Auch Giganten mit über 300 Kilogramm und knapp drei Meter Länge wurden inzwischen gesichtet. Die Bestandsentwicklung wird durch Wissenschaftler:innen weiter beobachtet, um eine langfristige Erholung sicherzustellen.
Störche
Im vergangenen Frühling gab es einen wahren Babyboom bei den Weißstörchen im WWF-Auenreservat Marchegg in Niederösterreich. Sie haben unsere Nisthilfen dankbar angenommen. Die Trends bei den Bruterfolgen (Anzahl Jungvögel, Anzahl Jungvögel pro Brutpaar) entwickeln sich dank unseres Einsatzes in den letzten Jahren positiv. Ursache ist unter anderem das große Insektenangebot im Reservat und in der Umgebung. Auch europaweit geht es den Störchen wieder deutlich besser als noch vor einigen Jahrzehnten. Dennoch bleibt der schleichende Verlust an Feuchtbiotopen, durch Intensivierung der Landwirtschaft, Flussregulierungen und Klimakrise ein Problem für Störche und andere Arten. Weitere Infos hier.
Seeadler
Vor 25 Jahren galt Österreichs Wappentier hierzulande als ausgerottet. Mittlerweile ist die Seeadler-Population dank strenger Schutzgesetze und umfangreicher Artenschutzmaßnahmen wieder angewachsen. Waren es 2023 noch rund 60 Brutpaare, sind es 2024 bereits rund 70 – ein toller Erfolg!