PwC-Studie: Regenerative Landwirtschaft senkt THG-Emissionen und steigert die Wirtschaftlichkeit

Mit einem Anteil von etwa 15 % an den globalen Treibhausgasemissionen ist der Agrarsektor der weltweit zweitgrößte Emittent nach der Energiewirtschaft. Darüber hinaus stellt die Klimakrise die Landwirtschaft vor eine Reihe von Herausforderungen. Die mehrjährige Analyse eines Ackerbaubetriebes durch PwC Deutschland zeigt: Regenerative Praktiken senken landwirtschaftliche Emissionen um 30 Prozent sowie die Gesamtemissionen des Agrarbetriebes um 15 Prozent. Gleichzeitig konnte der Ertrag beim Winterweizen um sieben Prozent gesteigert werden. Dabei wird die Bodengesundheit in den Mittelpunkt gesetzt, Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität gefördert und auch die ökonomische Stabilität gesichert.

 

Regenerative Praktiken senken die Treibhausgasemissionen landwirtschaftlicher Betriebe und steigern zugleich deren Erträge und somit die Wirtschaftlichkeit. Zu diesem Ergebnis kommt der Praxisleitfaden Regenerative Landwirtschaft von PwC Deutschland in Zusammenarbeit mit dem AgriTech-Unternehmen Klim aus Berlin. Der Praxisleitfaden ist laut PwC die erste unabhängige Untersuchung, die die Auswirkungen der regenerativen Landwirtschaft messbar macht. Demnach hat die Regenerative Landwirtschaft das Potenzial, die Nachhaltigkeitsbilanz der Agrarbranche erheblich zu verbessern.

 

Keyfacts

  • Mit einem Anteil von etwa 15 % an den globalen Treibhausgasemissionen ist der Agrarsektor der weltweit zweitgrößte Emittent nach der Energiewirtschaft.
  • Deutschlandweit sind es immer noch 8%.
  • 30% der Landwirtschafts-Emissionen ließen sich durch regenerative Praktiken einsparen.
  • 15% weniger Treibhausgasemissionen sind durch regenerative Ansätze möglich.
  • 16-mal höhere Kohlenstoffbindung im Boden durch nachhaltige Ansätze erreichbar
  • 1,13 kg CO₂ pro Liter Diesel Einsparung wäre durch regenerative Praktiken möglich.

 

Ziel der regenerativen Landwirtschaft ist

  • die Bodengesundheit und -fruchtbarkeit zu stärken und aufzubauen,
  • Biodiversität zu schützen und
  • mit der Reduktion fossiler Inputs die Treibhausgasbilanz der Lebensmittelerzeugung zu verbessern.

Noch gibt es kaum standardisierte Zertifizierungen und klare Kennzeichnungen, die die Produkte im Einzelhandel leicht identifizierbar machen. Ein Beispiel für eine vorhandene Zertifizierung im Bereich der regenerativen Landwirtschaft ist das „Regenerative Organic Certified“ Siegel.

 

Die fünf Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft

Nachdem es keine einheitliche Definition Regenerativer Landwirtschaft (RL) gibt, hat die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) folgende fünf Prinzipien zusammengefasst, um RL zu beschreiben:

 

1. Minimaler Bodeneingriff

Aktive Optimierung des Bodenaufbaus und minimale Bodenstörung

Mittels kontinuierlichem, gezieltem Humusaufbau im Ackerboden wird gleichzeitig Kohlenstoff im Boden gebunden, was zu einder Reduktion der Co2-Emissionen führt. Dieser Humus ist lebensotwendig für Bodenorganismen, speichert Wasser und  macht den Boden resistenter gegen Erosion. Durch den Verzicht auf intensive Bodenbearbeitung werden die Bodenorganismen geschützt.

 

2. Ganzjährige Bodenbedeckung

Die permanente Bedeckung mit Pflanzenteilen oder Mulch schützt den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung, Wind- und Wassererosion und reduziert die Verdunstung von Wasser.

 

3.Vielfältiges Anbausystem

Durch den Anbau unterschiedlichster Nutzpflanzen – wie zum Beispiel in Form von Zwischenfrüchten, Untersaaten, den Mehrfruchtanbau oder auch den Anbau mehrjähriger Kulturen sowie Agroforst und Landschaftselementen wie Hecken und Gehölze steigert der Agrarbetrieb die Biodiversität und Artenvielfalt. Dies wiederum trägt zur Stabilität und Resilienz des gesamten landwirtschaftlichen Systems bei, indem sie die natürlichen Kreisläufe und Wechselwirkungen stärkt.

 

4. Ganzjährig lebende Wurzeln

Permanente Kulturen oder Zwischnefrüchte sorgen dafür, dass das ganz Jahr über eine dauerhafte Wurzelstruktur auf den Agrarflächen vorhanden ist. Dies führt zu einer länger anhaltenden Speicherung des Wassers, einer verbesserten Struktur des Bodens und einem Steigerung der Bodenorganismen.

 

5. Integration von Tieren

Durch die nutzung von Weidetieren in das Anbausystem werden die Nährstoffkreisläufe geschlossen, der Boden belüftet und das Bodenleben gefördert und im Idealfall das Tierwohl maximiert.

„Nicht zuletzt ist auch ein langer Atem entscheidend, da sich Erfolge oft erst nach einiger Zeit einstellen. Umso wichtiger ist es, aus Fehlern zu lernen und auch mal mutige Wege zu gehen, um effektivere Ansätze zu entwickeln.“

Andree Simon Gerken,Partner Agrar & Klimaschutz im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei PwC Deutschland

Gleichzeitig ist die Transformation der gesamten Landwirtschafts- und Lebensmittelbranche hin zu regenerativen Praktiken aber äußerst komplex. Daher plädieren die Autoren für langfristige Partnerschaften und die direkte Kommunikation zwischen den Akteuren und auch die Schaffung von Anreizen in Form von finanziellen Unterstützungen durch Förderungen, aber auch gezielten wissenschaftlich fundierten Informationen.

 

Links

PwC Praxisleitfaden Regenerative Leitfaden

DLG Merkblatt Regenerative Landwirtschaft