E-Auto-Markt erholt sich weltweit

Während der deutsche E-Auto-Markt immer noch schwächelt, erholt er sich global und erreichte 2024 10 Millionen verkaufter Vehikel. Dabei konnte China seine Dominanz bei den Neuzulassungen bestätigen. Deutschland wurde von Großbritannien bei der Zahl der Neuzulassungen überholt. Das zeigt der neue Sales Review des Beratungsunternehmen PwC, der die PKW-Neuzulassungen in 22 ausgewählten Märkten ausgewertet hat. Um die strikteren CO2-Vorgaben der EU einzuhalten, müssen 2025 mehr Elektroautos verkauft werden. Daher geht PwC davon aus, dass dies zu einem Anstieg bei den Neuzulassungen in der EU führen wird und hofft auch auf einen Mini-Boom für Deutschland.

 

Die Keyfindings im Überblick:

  • Der globale E-Auto-Markt erholt sich und knackt 2024 die Marke von 10 Millionen verkauften BEVs (Battery Electric Vehicle)
  • Exporte chinesischer BEVs nach Europa nehmen trotz neuer Strafzölle kaum ab: Im Dezember lagen die Importe mit 33.000 BEVs sogar 8% über dem Vorjahreswert
  • China bestätigt seine Dominanz bei E-Auto-Neuzulassungen, Deutschland schwächelt und wird von Großbritannien überholt
  • Der Absatzknick in Deutschland belastet auch den Handel und erfordert vor allem bei einem höheren BEV-Anteil mit weniger Wartung neue Geschäftsmodelle
  • Die Erstausrüster, auch OEMs (Original Equipment Manufacturer), müssen somit neben innovativeren Produkten auch moderne und zeitgemäße Vertriebsmodelle entwickeln und flächendeckend implementieren

 

Globaler Markt nimmt Fahrt auf

Das Wachstum des globalen E-Auto-Marktes nimmt trotz schwacher Absatzzahlen in Europa erneut an Fahrt auf. Das zeigt der „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts® und Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 22 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. Demnach wurden 2024 weltweit mehr als 10 Millionen BEVs (Battery Electric Vehicle) verkauft, ein Plus von 14% im Vergleich zum Vorjahr.

Größter Treiber des globalen Elektro-Hochlaufs bleibt unangefochten China.  Insgesamt wurden 2024 landesweit 6,7 Mio.  E-Autos verkauft, was einem Plus von 20 Prozent entspricht. Allein im Dezember 2024 wurden dort 890.000 BEVs abgesetzt – mehr als doppelt so viele wie in Deutschland im gesamten Jahr. Man muss allerdings auch die Größenunterschiede bedenken, immerhin leben in China 17.-mal soviele Menschen wie in Deutschland.

Die USA lag 2024 auf Platz 2 mit 1,2 Mio. verkauften Elektroautos, was einem Plus von 7,4 Prozent entspricht.

Mit 381.000 verkauften BEVs und einem Minus von 27% im Vergleich zum Vorjahr fällt Deutschland auf Platz 4 zurück und wird erstmals auf Jahressicht von Großbritannien überholt.

Die deutsche Schwäche bremst dabei die Dynamik des gesamten EU-Marktes aus. Grund für die Misere in Deutschland und Europa sind unter anderem zurückgehaltene Absätze der Erstausrüster (OEMs). Diese müssen 2025 deutlich mehr BEVs verkaufen, um einer strikteren CO2-Regulatorik zu genügen. Ein BEV-Push im ersten Quartal sowie im Gesamtjahr 2025 ist daher wahrscheinlich.

In Österreich wurden 2024 laut Verkehrsclub Österreich 44.622 BEVs neu zugelassen, was ein Minus von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr darstellt.

 

„Wir befinden uns an einem entscheidenden Punkt“

„Die europäische Automobilindustrie befindet sich an einem entscheidenden Punkt“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, vor denen sie steht.“ Dies erklärte sie anlässlich des letzten Donnerstag gestarteten Dialogs mit der europäischen Automobilbranche, dessen Ergebnisse in den Aktionsplan des EU-Verkehrsminister einbezogen und am 5. März präsentiert werden sollen. Während einige Autohersteller ihre CO2-Flottenziele bereits erreicht haben, wie zum Beispiel BMW und der Stellantis-Konzern, zu dem Fiat, Peugeot und Opel gehören und eine Aufweichung ablehnen, drohen anderen Herstellern, wie zum Beispiel Renault und VW, hohe Strafgeldzahlungen aufgrund der Nichteinhaltung der Flottenziele.

 

Mehr zu den EU-Flottenzielen erfährt man in diesem unserer Artikel vomm 30. September 2024.

Trotz Krise: Marktanteil von E-Autos könnte 24 Prozent erreichen

 

Managementversagen oder am Markt vorbei entwickelt statt „Bürokratiemonster“

Die deutsche Transformationsforscherin Maja Göpels sieht in den CO2-Vorgaben der EU ein Beispiel für konsequentes „Management by Objectives“ und erklärt gegenüber DerStandard: „Die EU-Flottenwerte für CO2-Emissionen bei Autos, die gerade massiv als „Bürokratiemonster“ angeschossen werden. Dabei ist es der technologieoffenste Ansatz überhaupt: Der Durchschnitt aller verkauften Autos eines Herstellers muss einen bestimmten CO2-Grenzwert einhalten. Es ist völlig egal, wie das Unternehmen dieses Ziel erreicht. Wenn es die Grenzwerte nicht schafft, hat das nichts mit Bürokratie zu tun, sondern mit Managementversagen oder damit, dass am Markt vorbei entwickelt wurde. Es geht nur darum, einen bestimmten Emissionsstandard nicht mehr unterschreiten, und die Regulierung ist eingeführt worden, weil die Selbstverpflichtungen nicht zu ausreichenden Veränderungen geführt haben. Wir sind eine Ingenieursrepublik – wieso nehmen wir uns da nicht selbst ernst?“

 

China-Strafzölle zeigen kaum Wirkung

Während die europäischen Autobauer ihr Vertriebsmodell modernisieren müssen, geraten sie auf den globalen Märkten angesichts drohender US-Zölle und aggressiver Wettbewerber aus Asien weiter unter Zugzwang. Der Strom chinesischer BEVs nach Europa nimmt zugleich trotz der im Oktober 2024 eingeführten Strafzölle kaum ab. Insgesamt wurden 2024 mit 451.000 BEVs zwar 6% weniger Stromer importiert als im Vorjahr. Der Blick auf den Dezember 2024 zeigt jedoch, dass dies nur bedingt an den Strafzöllen liegt: in diesem Monat lagen die Importe mit 33.000 BEVs 8% über dem Vorjahreswert.

Trotz der Konkurrenz aus Asien können die deutschen Autobauer 2025 auf einen Mini-Boom in ihrem Heimatmarkt hoffen. Auch der Blick nach Großbritannien birgt Hoffnung. Ähnlich wie Ende 2024 in Deutschland und Europa, brach dort im vierten Quartal 2023 der BEV-Absatz aufgrund des bevorstehenden Inkrafttretens des Zero Emission Vehicle Mandats ein. 2024 schnellten die BEV-Verkäufe in Großbritannien dann aber ebenso in die Höhe, wie sie zuvor gefallen waren. Dieses Muster könnte sich im Laufe dieses Jahres in vielen europäischen Märkten wiederholen.

 

Markt abhängig von äußeren Faktoren

„Aktuell zeigt sich, dass der globale E-Auto-Markt weiterhin merklich von externen Faktoren abhängt. So lässt sich der starke BEV-Absatz in China Ende vergangenen Jahres auch dadurch erklären, dass es dort eine Art Abwrackprämie für den Kauf von E-Autos gab, die eigentlich Ende 2024 auslaufen sollte.

In den USA wiederum sind nach der Wahl die Verkaufszahlen nach oben gegangen, weil viele erwarteten, dass die neue Regierung die Incentivierung von Elektrofahrzeugen und der entsprechenden Infrastruktur reduzieren wird“, sagt Jörn Neuhausen, Senior Director und Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland.

„Die Autobauer müssen sich in diesem komplexen und volatilen Umfeld umso mehr darauf fokussieren, konkurrenzfähige Produkte zu entwickeln. Updateability und Flexibilität werden dabei immer wichtiger, sowohl für das Fahrzeug als auch für ausgewählte Umfänge im Antrieb, die schneller als alle 4 Jahre technologisch erneuert werden müssen. Das erfordert zwar erhöhte Investitionen, insbesondere in die Struktur neuer Plattformen, zahlt sich aber langfristig aus.“

 

Unser pro.earth.Fazit:

Wir kommen um die Verkehrswende nicht herum. Wir müssen  – neben vielen anderen Maßnahmen wie dem Ausbau der öffentlichen Transportmittel usw. – auf E-Autos umsteigen, sofern wir keine andere Möglichkeit des Transports haben. Verbrenner haben keine Zukunft. Wir brauchen viel mehr Forschung und Entwicklung sinnvoller, leistbarer und klimafreundlicher Transportmöglichkeiten und Antriebsmittel!

 

Rekordjahr für E-Autos: weltweit rund 42 Millionen Autos mit Elektroantrieb

 

Links:

EU-Verordnung zur Festsetzung von CO2-Emissionsnormen für neue Personenkraftwagen

PwC Electric Vehicle Sales Review (pdf-Format)