Bundesförderung „Raus aus Öl und Gas“ gestoppt, Landesförderung bleibt

Die bundesweiten Förderaktionen „Sanierungsbonus“ und „Raus aus Öl und Gas“ wurden am 20.12.2024 gestoppt, wobei aufrechte Förderanträge noch bearbeitet werden. Angesichts einer fehlenden Regierung ist der Zeitpunkt der Fortführung und dessen Höhe ungewiss. Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fördert in einer Kurzanalyse eine dramatische Entwicklung der Fördersituation am Heizungsmarkt zutage. Nach dem Wegfall der Bundesförderung können nur noch Landesförderungen in Anspruch genommen werden. In Summe sind die Förderungen in Form von Einmal-Zuschüssen für den Heizungstausch mancherorts zu 100 Prozent abhanden gekommen. Es wird ein Einbruch beim Austausch der Heizungssysteme erwartet und eine Verlangsamung der Energiewende.

 

Aktuellen Zahlen der Kommunalkredit Public Consulting (KPC) zufolge lagen bis Anfang Dezember 2024 insgesamt 52.652 Anträge für den Tausch auf ein erneuerbares Heizsystem über die Förderschiene „Raus aus Öl und Gas“ vor. Zahlreiche Heizsysteme wurden dadurch bereits umgestellt. Mit 31,1 Ꞓ Fördersumme pro eingesparter Tonne CO2 wurden 2024 mit diesem Programm kosteneffizient dauerhaft über 1,2 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart, gerechnet auf den Lebenszyklus eines Heizsystems, erklärte der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ).

 

„Der Wegfall der Bundesförderung für den Heizkesseltausch bedeutet einen massiven Einbruch in der Förderlandschaft. Tausende Arbeitsplätze, der Ausstieg aus klimaschädlichem Öl und Gas, sowie die Erreichung der Klimaziele sind dadurch akut gefährdet. Es ist genau das eingetreten, was wir befürchtet haben: Man hat mit hohen Förderungen ein Strohfeuer angezündet, das nicht lange brennt“, warnt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000, dringlich.

 

Wertschöpfung ins Inland verlagern

Mit der Kesseltauschförderung wird Wertschöpfung von Erdöl- und Erdgasförderländern ins Inland verlagert. Für Öl- und Gasimporte haben ÖsterreicherInnen 2023 15 Mrd. Euro bezahlt. Im zuvor betrachteten Zeitraum (2020-2023) sind es sogar 55 Mrd. Euro, so der Österreichischen Biomasse-Verband in einer Aussendung.

Es ergibt sich demnach eine Win-Win-Situation: Haushalte sparen Brennstoffkosten, Förderungen werden durch Staatseinnahmen überkompensiert (Steuern, Abgaben, etc.). Zusätzlich sind die heimischen Kesselproduzenten weltweite Technologieführer, wodurch auch der Technologiestandort unterstützt wird.

Die Beendigung der Förderprogramme wirkt sich dabei für alle Akteure negativ aus, schadet dem Wirtschaftsstandort und verlangsamt die Energiewende.

 

Großer Fehler

„Die Absage an das Erneuerbaren-Wärmegesetz erweist sich als großer Fehler. Jetzt braucht es eine rasche Wiedereinführung der Bundesförderung und auch die Bundesländer sind gefordert ihre Förderungen zu erhöhen. Gleichzeitig gilt es gesetzliche Regelungen zu schaffen, damit die Umstellung auf klimafreundliche Heizungen bis 2040 verpflichtend wird und damit auch im Bereich vermieteter Wohnungen umgesetzt wird. Nur mit langfristig stabilen Förderbedingungen und rechtlicher Klarheit können wir die Energiewende schaffen.“, so Wahlmüller weiter.

Höchste Förderung in Tirol, Niederösterreich Schlusslicht bei Förderung von Heizkesseltausch

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Quelle: GLOBAL 2000

In einem Rechenbeispiel tauscht ein Haushalt seine Öl oder Gasheizung gegen eine Erdwärmepumpe aus (Flächenkollektor, ohne Tiefenbohrung). Bisher konnten 23.000 Euro an Bundesförderung lukriert werden, die wiederum mit der Landesförderung kombinierbar war. In Summe waren das zwischen 23.000 (Niederösterreich, keine Landesförderung in Form von Einmalzuschüssen) und 36.000 (Tirol), die an Förderungen verfügbar waren.

Nach dem Wegfall der Bundesförderung gibt es nun in Niederösterreich genau 0 Euro an Einmalzuschuss, in Tirol dagegen immerhin noch 13.000 Euro. Dazwischen liegen Oberösterreich (1.700 Euro), Steiermark (2.500 Euro) das Burgenland (3.500 Euro), Vorarlberg (4.000 Euro) Salzburg (5.000 Euro), Kärnten (6.000 Euro) und Wien (12.000 Euro).

Nachdem viele Anträge auf die Bundesförderung erst gegen Ende des Jahres gestellt wurden, werden die Aufträge wohl noch in den nächsten Monaten abgearbeitet werden, danach ist aber ein Einbruch zu erwarten. GLOBAL 2000 weist zudem darauf hin, dass Heizungstausch am besten mit einer thermischen Sanierung kombiniert wird und es daher auch in diesem Bereich attraktive Förderungen braucht, damit Gebäude umfassend saniert werden und der Energieverbrauch dementsprechend reduziert wird. Dann lassen sich Heizungen auf die dann niedrigere Heizlast besser dimensionieren.

 

Nachdem Gas wieder teurer wurde, wie soeben im österreichischen Rundfunk zu hören war, stellt sich die Frage, ob sich der Tausch eines Heizsystems auf die Nutzungsdauer gesehen trotz fehlender Förderungen nicht dennoch für die einzelne/den einzelnen rechnet. Natürlich sind Kosten durch den Wegfall stark gestiegen, rechnet man aber die Einsparungen durch ein neues fossilfreies Heizsystem auf die Lebensdauer auf, dann wird sich der Tausch dennoch in vielen Fällen rentieren. Und hilft ganz nebenbei CO2 einzusparen und die Energiewende voranzutreiben!