Erstmals Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Starkregen sowie Hochwasser eindeutig belegt

Die Vermutung, dass es eine Zunahme bei Starkregenereignissen und dadurch häugiger auftretende kleinräumige Hochwasser durch die Klimakrise gibt, konnnte nun in einer Studie belegt werden. Mit Daten aus fast 900 Messstellen in Österreich konnte bewiesen werden, dass die Regenmenge in den letzten 40 Jahren, die innerhalb eines Tages bei Extremwetterereignissen gefallen ist, sich um 8 Prozent erhöht hat. Das Risiko für kleinräumige Hochwasser hat im selben Zeitraum sogar um 25 Prozent zugenommen, erklären die Expert:innen der soeben in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Analyse. Die Auswertungen haben weltweite Relevanz, besonders für die mittleren Breiten.
Die Untersuchung entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), der Technischen Universität Wien, der GeoSphere Austria und der Universität Graz. Auswertungen der Aufzeichnungen an knapp 900 Messstellen zeigen, dass kurzzeitige, extreme Regenfälle seit den 1980er Jahren zugenommen haben und die Zahlen auch der Zunahme an Hochwasser Ereignissen entsprechen. Die zum Teil stündlich Daten liefernden messstellen ermöglichten die Analyse von Messreihen zwischen 1900 und 2023. Das gebe es so kein zweites Mal, so der an der Studie beteiligte Hydrologe, Günther Blöschl von der TU Wien.
Zusammenhang zwischen Starkregen und Klimaerwärmung
„Von 1950 bis 1980 zeigen die stündlichen Werte von Starkregen keinen Trend. In den 40 Jahren von 1980 bis in die Gegenwert nahmen die Starkregenmengen um rund 15 Prozent zu“, sagt Klaus Haslinger von der GeoSphere Austria, Hauptautor der Studie, „genauer formuliert: Ein durchschnittlicher Starkregen brachte im Zeitraum 2003 bis 2023 um 15 Prozent mehr Wasser als ein durchschnittlicher Starkregen im Zeitraum 1950 bis 1970.“
„Das zeigt, dass für die Zunahme der stündlichen Starkregenmengen in erster Linie die Klimaerwärmung verantwortlich ist“, sagt Klimaforscher Haslinger, „pro Grad Erwärmung kann Luft rund sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen, das zeigt ein durch die Clausius-Clapeyron-Gleichung definiertes physikalisches Gesetz. Die letzten 40 Jahre brachten in Österreich eine Erwärmung von rund zwei Grad, was somit ziemlich genau der aus den Stationsmessungen ermittelten Zunahme von Starkregen um 15 Prozent in den Messungen entspricht.“
„Das heißt dann auch, dass das mehr oder weniger überall außerhalb der Tropen auf ähnliche Weise passiert. Das ist die erste Studie weltweit, die das zeigt“, erklärt Blöschl die TRagweite der Studienergebnisse
Gefahr kleinräumiger Hochwasser nimmt um 25% zu
Vor allem die Häufung kurzer, intensiver Regenfälle hat in den vergangenen vier Jahrzehnten die Hochwassergefahr in kleinen Einzugsgebieten erhöht ( rund 25 Prozent in den letzten 40 Jahren). Diese Entwicklung ist eine Folge des Klimawandels: höhere Temperaturen ermöglichen es der Atmosphäre, mehr Wasser zu speichern, wodurch extreme Niederschläge begünstigt werden.
Erstmals wurde der direkte Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und pluvialem Hochwasser durch belastbare Messwerte eindeutig belegt. Von einem pluvialen Hochwasser spricht man, wenn dieses durch Starkregen ausgelöst wurde.
Bestehende Maßnahmen und weitere Forschung
Zur Minimierung der Auswirkungen der zunehmenden Starkregenereignisse und des Oberflächenabflusses werden seit mehreren Jahren Initiativen wie eine flächendeckende Gefahrenhinweiskarte und ein Leitfaden zur Eigenvorsorge bei Oberflächenabfluss sowie Förderungen von Maßnahmen zum Rückhalt des Oberflächenabflusses und der Verhinderung von Bodenabtrag gesetzt.
Besonders in kleinen Einzugsgebieten, wo technischer Hochwasserschutz nur zum Teil zur Minderung des Hochwasserrisikos beitragen kann, spielt die Eigenvorsorge eine entscheidende Rolle. Hier sind Starkregenereignisse oft so lokal und variabel, dass allgemeine Schutzmaßnahmen an ihre Grenzen stoßen und Möglichkeiten der Raum- und Bauordnung sowie des Katastrophenschutzes verstärkt berücksichtigt werden müssen, um ein umfassendes Hochwasserrisikomanagement zu gewährleisten.
Link
Die Studie „Increasing hourly heavy rainfall in Austria reflected in flood changes“ (Zunehmender stündlicher Starkregen in Österreich spiegelt sich in Hochwasserveränderungen wider.) erschien diese Woche in der Fachzeitschrift „Nature“ : (Link zum Artikel).