Kehrt der Imperialismus zurück? Globale Machtverschiebung, Klimakrise und soziale Ungleichheit

In der Ö1-Sendung Punkt eins vom 20. März 2025 diskutierten Moderatorin Andrea Hauer und der renommierte Politikwissenschaftler Prof. em. Dr. Ulrich Menzel über ein brisantes Thema: die mögliche

Rückkehr des Imperialismus in der heutigen Weltordnung.

 

Die Diskussion war nicht nur informativ, sondern auch äußerst überzeugend – besonders die klaren Analysen von Prof. Menzel haben nachhaltig beeindruckt. Mit fundierter Sachlichkeit und Weitblick machte er deutlich, wie tiefgreifend sich die globale Ordnung verändert und welche Risiken damit verbunden sind.

 

Krieg, Großmachtfantasien und geopolitische Spannungen – was wie Relikte des 19. Jahrhunderts klingt, ist im 21. Jahrhundert wieder erschreckend aktuell. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, Chinas globale Ambitionen und die sich verändernde Rolle der USA werfen fundamentale Fragen auf: Erleben wir eine Neuauflage imperialer Machtpolitik?

 

Zeitenwandel zwischen den Weltmächten

Dr. Menzel beschreibt diesen Wandel als historischen Machtwechsel – ein „Zeitenwandel“, der sich vor unseren Augen vollzieht. Die USA, einstige Ordnungsmacht des Westens, ziehen sich zunehmend aus ihrer Rolle als globale Hegemonialmacht zurück. China hingegen tritt mit wachsendem Selbstbewusstsein als Gegenspieler auf – wirtschaftlich, technologisch und militärisch. Doch statt multipolarer Kooperation erleben wir eine Konfrontation um Einflusssphären, Rohstoffe und ideologische Vorherrschaft.

 

Dabei stellt sich eine zentrale Frage: Sind wir auf dem Weg zu einem neuen globalen Imperialismus – nur in anderer Gestalt?

 

Was bedeutet das für uns alle?

Diese Entwicklungen haben nicht nur politische, sondern auch ökologische und gesellschaftliche Auswirkungen. Wer die Spielregeln bestimmt, beeinflusst auch den Umgang mit Ressourcen, Klimazielen und Gerechtigkeit. Ein neuer Imperialismus würde auch Ressourcen, Lebensräume und globale Gerechtigkeit gefährden.

Ein neuer Imperialismus – egal ob in militärischer, wirtschaftlicher oder technologischer Form – bedeutet nicht nur die Wiederkehr von Machtpolitik, sondern auch die Gefahr, dass globale Ressourcen zunehmend nach geopolitischen Interessen aufgeteilt werden, anstatt nach den Bedürfnissen der Menschheit oder dem Schutz des Planeten.

Solche Entwicklungen bedrohen die Lebensgrundlagen vieler Menschen – vor allem im globalen Süden, wo die Auswirkungen des Klimawandels bereits heute am stärksten zu spüren sind. Dürren, Überflutungen, Ernteausfälle und Vertreibungen sind nicht nur Umweltprobleme, sondern auch Symptome einer globalen Machtungleichheit, die sich mit einem neuen Imperialismus noch verschärfen könnte.

Gerade in einer Zeit, in der solidarisches Handeln und eine gerechte Klimapolitik überlebenswichtig sind, droht ein Rückfall in nationale Egoismen und Dominanzdenken. Die Welt steht an einem Scheideweg: Entweder wir lernen, gemeinsam und auf Augenhöhe zu handeln – oder wir erleben eine Renaissance der Ausbeutung, diesmal unter dem Vorzeichen ökologischer Krisen.

 

Die falsche Richtung?

Aufrüstung und Krieg stehen in engem Zusammenhang mit dem Klimawandel. Militärische Konflikte zerstören Lebensräume, verursachen enorme CO₂-Emissionen und binden Ressourcen, die für den Klimaschutz nötig wären. Gleichzeitig verschärft der Klimawandel globale Ungleichheiten, was neue Konflikte begünstigen kann – etwa durch Wasserknappheit oder Ernteausfälle. Statt in Rüstung sollte mehr in Klimaschutz und internationale Zusammenarbeit investiert werden, um langfristig Frieden und Stabilität zu sichern.

 

Unsere Verantwortung als globale Zivilgesellschaft:

  • Bildung und kritisches Denken fördern
  • Für eine faire, multilaterale Weltordnung eintreten
  • Die Stimme für Menschenrechte, Umwelt und Frieden erheben
  • Autoritären Tendenzen und Nationalismus entgegentreten

 

Die vollständige Sendung kann in der Ö1 Radiothek nachgehört werden.