Neue Einblicke in Kohlenstoffkreisläufe unserer Wälder mit Biomasse-Satellit

Die Welt durch die Bäume sehen - der Biomass-Satellit ©️ESA/ATG medialab CC-BY-SA 3.0 IGO

Der bahnbrechende Biomasse-Satellit der Europäischen Weltraumorganisation ESA, der noch nie dagewesene Einblicke in die Wälder der Welt und ihre entscheidende Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Erde liefern soll, ist gestartet. Der Satellit hob am 29. April an Bord einer Vega-C-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, ab. Unsere Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher, die allerdings durch massive Rodungen, die zunehmende Trockenheit, Monokulturen und Schädlinge unter Druck geraten sind. Mit den neu erhobenen Daten von ‚Biomass‘ erhofft man sich ein besseres Verständnis der Situation und auch der Veränderungen im Kohlenstoffkreislauf auf dem Planeten.

 

Die Direktorin für Erdbeobachtungsprogramme der ESA, Simonetta Cheli, sagte: „Ich möchte allen, die an der Entwicklung und dem Start dieser außergewöhnlichen Mission beteiligt waren, meine Glückwünsche aussprechen. Biomass reiht sich nun in unsere geschätzte Familie der Earth Explorers ein – Missionen, die immer wieder bahnbrechende Entdeckungen gemacht und das wissenschaftliche Verständnis für unseren Planeten verbessert haben.“

„Mit Biomass sind wir in der Lage, wichtige neue Daten darüber zu gewinnen, wie viel Kohlenstoff in den Wäldern der Welt gespeichert ist, was dazu beiträgt, wichtige Lücken in unserem Wissen über den Kohlenstoffkreislauf und letztlich das Klimasystem der Erde zu schließen.“

Große Rolle der Wälder

Die Wälder spielen eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Erde, da sie große Mengen an Kohlendioxid aufnehmen und speichern und so zur Regulierung der Temperatur des Planeten beitragen. Sie werden oft als „grüne Lungen der Erde“ bezeichnet und absorbieren jährlich etwa 8 Milliarden Tonnen Kohlendioxid – dies entspricht rund 20% unseres jährlichen CO2-Ausstoßes. Durch die Abholzung und Zerstörung der Wälder – insbesondere in tropischen Regionen – wird der gespeicherte Kohlenstoff jedoch wieder in die Atmosphäre freigesetzt, was den Klimawandel verschärft.

Eine große Herausforderung für Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger ist der Mangel an genauen Daten darüber, wie viel Kohlenstoff die Wälder speichern und wie sich diese Bestände aufgrund von Faktoren wie steigenden Temperaturen, zunehmenden Kohlendioxidwerten in der Atmosphäre und vom Menschen verursachten Landnutzungsänderungen verändern.

Der neue Satellit soll über einen Zeitraum von mindestens fünfeinhalb Jahren wichtige Informationen über den Zustand unserer Wälder und deren Veränderung liefern und unser Wissen über die Rolle der Wälder im Kohlenstoffkreislauf erweitern.

Neue Messdaten durch spezielles Radar

Biomass ist der erste Satellit, der mit einem P-Band-Radar mit synthetischer Apertur ausgestattet ist, das in der Lage ist, die Baumkronen zu durchdringen und die holzige Biomasse – Stämme, Äste und Halme – zu messen, in denen der meiste Kohlenstoff gespeichert ist. Diese Messungen dienen als Stellvertreter für die Kohlenstoffspeicherung, deren Bewertung das Hauptziel der Mission ist.

„Man kann sich das ungefähr so vorstellen wie eine Fledermaus. Mit dem Radarinstrument senden wir ein Signal aus, das dann von der Erdoberfläche reflektiert wird und von uns gemessen werden kann“, erklärte Klaus Scipal, der Manager dieser ESA-Mission gegenüber dem ORF.

Die Biomassedaten werden die Unsicherheiten bei der Schätzung von Kohlenstoffbeständen und -flüssen erheblich verringern, einschließlich derer, die mit Landnutzungsänderungen, Waldverlusten und Wiederaufwuchs zusammenhängen.

Hier ein ESA-Erklärungsvideo in Englisch

 

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ESA – Biomass

Titelfoto – Fotocredit