Werbung im Kreislauf: Erste Recyclinglösung für großformatige Werbemittel gestartet

Pilotprojekt ONE TWO MORROW zeigt Alternativen zum linearen Werbemodell

Werbebanner, Plakate, POS-Materialien: In der klassischen Werbewirtschaft sind diese Produkte kurzlebig. Nach wenigen Wochen im Einsatz enden sie meist in der thermischen Verwertung. Dabei entstehen nicht nur große Mengen Abfall, sondern auch erhebliche CO₂-Emissionen. Das Projekt ONE TWO MORROW will nun einen anderen Weg aufzeigen – und führt als erster Anbieter ein industriell organisiertes Kreislaufsystem für Werbematerialien ein.

Hintergrund: Ein vernachlässigtes Abfallproblem

Die Produktion und Entsorgung großflächiger Werbemittel ist in der öffentlichen Debatte um Nachhaltigkeit bislang kaum thematisiert. Laut TREVISION werden in Österreich jährlich mehrere Hundert Tonnen bedruckter Kunststoffe allein aus Werbezwecken verbrannt – mit einem Emissionsfaktor, der laut Unternehmensangaben etwa dem 2,5-Fachen des Abfallgewichts entspricht.

Die Branche selbst bietet bislang wenig strukturierte Lösungen, abgesehen von punktuellen Wiederverwendungen oder Upcycling-Initiativen. Eine vollständige Rückführung der Materialien in den Rohstoffkreislauf war bisher nicht etabliert.

Pilotprojekt mit Recycling-Zertifikat

Das Projekt ONE TWO MORROW will diesen Zustand adressieren. Hinter dem Ansatz stehen drei Jahre Forschungsarbeit und ein neu entwickeltes Kreislaufsystem, das erstmals industriell umgesetzt wird. Die Materialien werden nach der Kampagne gesammelt, sortiert, zu Granulat verarbeitet und wiederverwendet. Unterstützt wird der Prozess durch wissenschaftliche Begleitung und eine CO₂-Bilanzierung. Teilnehmende Unternehmen erhalten ein entsprechendes Zertifikat.

Laut Geschäftsführer Jürgen Marzi versteht sich das Projekt als praktisches Gegenmodell zu „Greenwashing in der Werbebranche“. Die Entwicklung des Systems erfolgte über drei Jahre hinweg in Zusammenarbeit mit externen Forschungspartner:innen.

Einzelfall oder Modell mit Zukunft?

Ob sich das Modell breiter durchsetzen kann, hängt laut Beobachter:innen auch von regulatorischen Entwicklungen ab. Mit der Einführung strengerer EU-Vorgaben im Rahmen des Green Deals sowie wachsendem gesellschaftlichem Druck auf Unternehmen steigt zumindest der Anreiz, sich mit Kreislaufwirtschaft auch im Marketingbereich auseinanderzusetzen.

Zum Projekt: https://www.trevision.at/de/one-two-morrow/

Bild: Vom gebrauchten Werbebanner wieder zum Rohstoff: TREVISION-Geschäftsführer Jürgen Marzi präsentiert mit ONE TWO MORROW den ersten geschlossenen Stoffkreislauf für Werbematerialien. © TREVISION