USA – Warum der Nationale Klimabericht verteidigt werden muss

Seit mehr als dreißig Jahren liefert der National Climate Assessment (NCA), der wichtigste Klimabericht der USA, verlässliche Daten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die alle Regionen und Wirtschaftsbereiche der USA. Nun soll er stillschweigend durch Budgetkürzungen, die Entlassung verantwortlicher Autor:innen und anderer Maßnahmen ausgehebelt werden. Mehr als 130 Ökonom:innen haben diesebzüglich eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die wirtschaftlich schädlichen Folgen eines Abbaus des Nationalen Klimaberichtsprozesses der USA hervorheben.
In ihrer Stellungnahme machen sie deutlich:
„Unsere Resilienz als Nation hängt davon ab, ob wir bereit sind, der Realität offen ins Auge zu blicken. Seit über drei Jahrzehnten stützt sich der National Climate Assessment auf die best verfügbare Wissenschaft, um zu verstehen, wie der Klimawandel jede Region der Vereinigten Staaten und jeden Sektor der US-Wirtschaft beeinflusst – und hilft uns so, klügere, besser informierte Entscheidungen zu treffen. Diese Arbeit zu stoppen ist ebenso kurzsichtig wie rechtswidrig. Das Gesetz selbst stellt klar, dass Klimaforschung für das ’nationale wirtschaftliche Wohlergehen‘, die ‚öffentliche Gesundheit und Sicherheit‘ sowie die ‚internationale Zusammenarbeit‘ unerlässlich ist. Den Amerikanerinnen und Amerikanern dieses Wissen vorzuenthalten, untergräbt das verfassungsmäßige Versprechen, das ‚allgemeine Wohl zu fördern‘ und den ‚kommenden Generationen die Segnungen der Freiheit zu sichern‘ – und schwächt unsere Fähigkeit, uns auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.“
Klimawandel betrifft uns alle – Wissen schützt
Hitzerekorde, Waldbrände, Dürren, Überflutungen – die Klimakrise ist Realität. Um ihr wirksam begegnen zu können, braucht es verlässliches Wissen. Genau das leistet der National Climate Assessment (NCA) – der wichtigste Klimabericht der USA. Seit über 30 Jahren liefert er wissenschaftlich fundierte Daten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf alle Regionen und Wirtschaftsbereiche des Landes.
Doch nun wird dieses zentrale Instrument stillschweigend gefährdet: Autorinnen werden entlassen, Budgets gekürzt, Veröffentlichungen verzögert. In einem offenen Appell fordern führende US-Ökonominnen: Der Bericht muss verteidigt und vollständig veröffentlicht werden – aus rechtlicher, ökonomischer und gesellschaftlicher Verantwortung.
Rechtsbruch in Zeitlupe
Was viele nicht wissen: Der NCA ist gesetzlich vorgeschrieben. Der Global Change Research Act von 1990 verpflichtet die US-Regierung, regelmäßig Berichte zum Klimawandel zu veröffentlichen – für die Politik, aber auch für die Öffentlichkeit. Die Einstellung dieser Arbeit ist deshalb nicht nur unverantwortlich, sondern rechtswidrig. Seit der Verabschiedung des Gesetzes hat sich die Welt drastisch verändert: Die CO₂-Konzentration ist um fast 20 % gestiegen, die Erde hat sich um fast ein Grad erwärmt, der Meeresspiegel ist deutlich gestiegen. Der Bericht hilft, diese Entwicklungen einzuordnen und fundierte Maßnahmen zu treffen – vom Hochwasserschutz bis zur Stadtplanung.
Ökonomisch blind – ein teurer Fehler
Die unterzeichnenden Ökonom:innen betonen: Klimawissen ist wirtschaftlich unverzichtbar. Ohne entschlossene Maßnahmen könnten den USA laut Studien massive Einbußen drohen – bis zu 4 % des Bruttoinlandsprodukts bis 2100. Gleichzeitig zeigt der Bericht, dass Klimaschutz und Wachstum sich nicht ausschließen. 49 Länder, darunter auch die USA, haben bewiesen, dass Wirtschaft und Emissionsreduktion gemeinsam möglich sind. Der Bericht ist auch für die Zivilgesellschaft von unschätzbarem Wert. Städte nutzen ihn für Katastrophenschutzpläne, Gesundheitsbehörden für Hitzewarnsysteme, Landwirt*innen für langfristige Anbaustrategien. Ohne ihn fehlt vielen die Grundlage für faktenbasiertes Handeln.
Fazit: Wissen schützt Zukunft
Der Versuch, den Nationalen Klimabericht zu marginalisieren, ist weder demokratisch noch wirtschaftlich zu rechtfertigen. Er gefährdet Leben, Wohlstand und die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. Wer Klimawissen unterdrückt, handelt gegen das Gemeinwohl – und gegen kommende Generationen, so die Ökonom:innen abschließend. Sie fordern daher:
Sofortige Wiederaufnahme und Veröffentlichung des Nationalen Klimaberichts. Denn nur wer weiß, kann handeln.
Dieser Beitrag basiert auf der Erklärung Defending the National Climate Assessment – A Call from Environmental and Natural Resource Economists, unterzeichnet von führenden Wissenschaftler:innen aus den USA. Der vollständige Aufruf ist öffentlich einsehbar.
Link: https://support-nca.org/