Neues UN-Klimainstitut in Deutschland: Das „Liebig Centre“ startet in Gießen

Im Mai 2025 ist in Gießen ein neues Kapitel globaler Klimaforschung aufgeschlagen worden:
Mit der Gründung des Liebig Centre for Agroecology and Climate Impact Research erhält Deutschland das erste UN-Institut für Klimafolgenforschung an einer Universität. Benannt nach dem Chemiker und Agrarpionier Justus von Liebig, wird das Zentrum eine Schlüsselrolle in der Forschung zu nachhaltiger Landwirtschaft und Klimaresilienz übernehmen.
Was ist das Liebig Centre?
Das neue Institut wurde von der Justus-Liebig-Universität Gießen gemeinsam mit dem Joint FAO/IAEA Centre (ein gemeinsames Zentrum der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen [FAO] und der Internationalen Atomenergieorganisation [IAEA] mit Sitz in Wien) gegründet. Es ist damit Teil eines internationalen wissenschaftlichen Netzwerks, das sich der Anpassung agrarischer Systeme an den Klimawandel widmet.
Ziel:
Landwirtschaft fit machen für eine Zukunft unter veränderten klimatischen Bedingungen – auf wissenschaftlicher, technologischer und sozialer Ebene.
Warum liegt der Fokus auf Agrarökosystemen?
Landwirtschaft ist nicht nur Betroffene des Klimawandels, sondern auch Mitverursacherin und Mitgestalterin der Lösung:
Rund ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen stammt aus der Land- und Ernährungswirtschaft.
Gleichzeitig ist die Landwirtschaft massiv betroffen von Dürren, Extremwetter, Ernteausfällen und Bodenverlust.
Die Transformation von Agrarsystemen ist daher entscheidend, um globale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Das Liebig Centre möchte diese Transformation wissenschaftlich begleiten – mit einem ganzheitlichen, agroökologischen Ansatz, der Produktion, Ökologie und soziale Gerechtigkeit zusammendenkt.
Was wird am Liebig Centre konkret erforscht?
Die interdisziplinäre Forschung umfasst unter anderem:
- Klimawirkungsanalysen: Wie verändern steigende Temperaturen, veränderte Niederschläge und Extremereignisse Agrarökosysteme in Mitteleuropa und global?
- Agroökologische Innovationen: Wie können regenerative Anbaumethoden, Mischkulturen und biodiversitätsfördernde Praktiken zu stabileren Erträgen und gesünderen Böden führen?
- Kohlenstoffbindung & Bodenschutz: Welchen Beitrag können landwirtschaftlich genutzte Flächen zur CO₂-Reduktion leisten?
- Satelliten- und Strahlungstechnologie: In Zusammenarbeit mit der IAEA sollen moderne Überwachungstechnologien helfen, Umwelteffekte präziser zu erfassen.
- Sozioökonomische Resilienz: Wie können kleinbäuerliche Betriebe, insbesondere im Globalen Süden, klimaresilient unterstützt werden?
Ein globales Projekt mit lokaler Verankerung
Das Liebig Centre versteht sich als Plattform für internationalen Wissenstransfer, aber auch als Ansprechpartner für regionale Landwirtschaft und Politik. Gießen wird damit zu einem Knotenpunkt für den Austausch zwischen Forschung, Praxis und Entwicklungspolitik.
Der Austausch mit internationalen Partnerländern – insbesondere in Afrika, Lateinamerika und Asien – ist explizit Teil der Agenda. Hierbei sollen Forschungsergebnisse nicht nur generiert, sondern **gemeinsam entwickelt und angewendet** werden.
Die Gründung des Liebig Centre ist ein starkes Signal:
Klimaanpassung ist keine Zukunftsaufgabe mehr – sie ist Gegenwart. Und sie beginnt dort, wo Nahrung wächst: auf dem Feld, im Boden, im Wasserkreislauf.
Mit diesem Institut entsteht ein Ort, an dem wissenschaftlicher Fortschritt, internationale Zusammenarbeit und konkrete Lösungen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung zusammenkommen. Die Landwirtschaft kann – und muss – Teil der Lösung sein.
„Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Gerechtigkeit lassen sich nicht trennen – und genau da setzt das Liebig Centre an.“