Wenn der Rauch bis nach Europa zieht: Waldbrände in Kanada mit globalen Folgen

Wieder lodern riesige Waldbrände im Norden Kanadas – momentan sind es rund 220 Brände. Riesige Flächen, nämlich rund 3, 2 Millionen Hektar,  borealen Waldes stehen in Flammen – ein bekanntes Bild in den letzten Jahren, doch diesmal hat es neue Dimensionen angenommen: Der Rauch zieht Tausende Kilometer weit und ist mittlerweile auch über Europa messbar. Auch bei uns in Mitteleuropa macht sich der Rauch speziell seit dem Pfingstwochenende durch einen milchigen Schleier am Himmel bemerkbar.

 

Wald ist außer Balance geraten – ein globales Phänomen

Was wie ein lokales Naturereignis wirkt, ist in Wahrheit ein Symptom der globalen Klimakrise. Die kanadischen Wälder brennen inzwischen jährlich mit wachsender Intensität. Der Grund: steigende Temperaturen, anhaltende Dürren und eine Verlängerung der Feuersaison – alles Folgen des menschengemachten Klimawandels und jahrzehntelang verfehltes Forstmanagements.

 

2023 und 2024 waren bereits Rekordjahre, doch die Brände 2025 könnten sie sogar übertreffen. Der Rauch dieser Feuer ist nicht nur ein regionales Problem: Satellitenbilder zeigen, wie sich die Rauchwolken über den Atlantik schieben – bis nach Großbritannien, Skandinavien, Deutschland und teilweise sogar Südeuropa.

 

„Die fortschreitende Klimakrise hat uns in das Zeitalter der Megafeuer gebracht“

WWF-Waldreferent Johannes Zahnen

 

Bereits 2023 erklärte Alexander Held, Forstwissenschaftler und Brandexperte am European Forest Institute, dass die Brände in Kanada, die es immer schon gab, nun eine „neue Qualität“ angenommen hätten. „Das bedeutet, dass es vom Boden bis in die Baumkronen brennt. Diese Feuer entwickeln so viel Energie, dass das Löschen im Prinzip unmöglich wird, weil man wegen der enormen Hitze gar nicht nah genug rankommt. Und das, was man an Wasser zum Beispiel mit Löschflugzeugen dahin bringen kann, hat dann kaum einen Effekt.“

 

Die Gründe für die immer mehr außer Kontrolle geratenden Feuer sieht der Experte in einer Mischung verschiedener Ursachen. Die wichtigsten beiden sind die industrielle Nutzung der Wälder über Jahrzehnte und der Klimawandel. „Wir haben dem Feuer den Tisch gedeckt. Durch große Monokulturen, kaum Durchmischung in den Wäldern und zu wenig Prävention hat sich ein enormes Potenzial für solche Großbrände angehäuft.“

 

Durch lange anhaltende Trockenheit und hohe Temperaturen hat der Klimawandel diese Situation verschärft. Konnten früher die Brände durch intensive Bekämpfung meist eingedämmt werden, ist dies nun oft nicht mehr möglich. „Doch das, was wir im Moment sehen, hat eine neue Dimension erreicht: Das System Wald ist aus der Balance geraten. Und das kann man ganz klar dem Klimawandel zuschreiben. Durch ihn gerät das jetzt außer Kontrolle“, erklärte der Forstwissenschaftler im Jahr 2023.

 

 

Gesundheitliche und ökologische Folgen

Der Rauch enthält Feinstaub (PM2.5), der tief in die Lunge eindringen und erhebliche Gesundheitsrisiken verursachen kann – selbst über Tausende Kilometer hinweg. Luftqualitätsexperten schlagen Alarm: In einigen europäischen Städten wurde die Luftbelastung an Tagen mit „Kanada-Rauch“ als ungesund für empfindliche Gruppen eingestuft.

 

Auch ökologisch sind die Folgen dramatisch: Waldbrände in Kanada setzen enorme Mengen CO₂ und Methan frei, was die globale Erwärmung weiter antreibt  – ein Teufelskreislauf. Dazu kommt der Verlust von Biodiversität und die langfristige Schädigung der Böden.

 

Was können wir tun?

Die Brände sind ein Symptom – und sie werden nicht verschwinden, solange wir die Ursachen nicht bekämpfen. Dazu gehören:

  • Klimaschutzmaßnahmen beschleunigen
  • Wälder besser schützen und renaturieren
  • Globale Zusammenarbeit bei Prävention und Brandbekämpfung
  • Aufklärung und politische Verantwortung einfordern

 

Dass Rauch aus kanadischen Wäldern Europa erreicht, zeigt: Die Klimakrise kennt keine Grenzen. Was dort brennt, betrifft auch uns. Der Schutz von Wäldern – ob in Kanada, am Amazonas oder im heimischen Schwarzwald – ist ein globales Anliegen. Jeder Baum zählt. Jeder Beitrag zählt.