Ein Schritt weiter im gemeinsamen Schutz unserer Weltmeere

Unsere Weltmeere und ihre dringlichen Probleme wie Überfischung, Plastikverschmutzung, Klimakrise, Tiefseebergbau, Unterwasserlärm standen seit Montag auf der Tagesordnung der dritten UNO-Ozeankonferenz (UNOC) in Nizza. Teilnehmer:innen aus mehr als 170 Staaten konnten sich bis Freitag auf bedeutende Fortschritte bei der Ratifizierung des Hochseevertrags und einer deutlichen Erklärung zu einem neuen Plastikvertrag, der von 95 Regierungen unterzeichnet wurde, einigen. Umweltorganisationen fordern nun eine baldige, effektive Umsetzung durch die einzelnen Staaten.

 

Die Ozeane bedecken mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche, produzieren etwa 50 Prozent des weltweiten Sauerstoffs und haben etwa 90 Prozent der überschüssigen Wärme durch steigende Treibhausgasemissionen absorbiert. Die Ziele des Pariser Abkommens erfordern die sofortige Einstellung neuer Erkundungen fossiler Brennstoffe, dennoch fliessen weiterhin Milliarden in Öl- und Gasprojekte am Meeresboden. 

Aktuelle Daten zeigen, dass marine Hitzewellen zunehmen, geschätzte 9 Millionen Tonnen Plastikmüll jährlich weiter in die Ozeane gelangen und Kollisionsrisiken zwischen Schiffen und Walen in kritischen Gebieten trotz internationaler Zusagen von 2022 weiterhin erheblich hoch bleiben. Diese anhaltenden Trends verdeutlichen die Kluft zwischen politischen Zusagen und der Umsetzung von Schutzkonzepten, so die NGO OceanCare in einer Aussendung. 

 

Schaffung von Schutzgebieten

Nach der Ratifizierung wird der Vertrag das einzige Rechtsinstrument sein, mit dem Schutzgebiete in internationalen Gewässern, die oft als rechtsfreier Raum gelten, geschaffen werden können. Damit ist er von grundlegender Bedeutung für den Schutz von 30 % der Weltmeere bis 2030.Heute sind rund 8 Prozent geschützt. Gegenüber ORF.at erklärte der Ozeanforscher Mojib Latif: „Schutzgebiete sind dann eben Gebiete, wo die Menschen nichts zu suchen haben. Da darf dann auch nicht gefischt werden.“

 

50 Länder sowie die Europäische Union haben den Vertrag bereits ratifiziert. Damit es in Kraft treten kann, muss esvon  mindestens 60 Staaten ratifiziert werden, wobei laut Medienberichten diese Marke bis September erreicht werden soll.

 

Vermeidung von Plastikverschmutzung

In unseren Weltmeeren treiben mehrere riesige Plastikstrudel , die weltweite Plastikverschmutzung der Meere bedroht Korallenriffe, Mangrovenwälder und die Tierwelt. Wie sich das entstehende Mikroplastik auswirkt, ist noch gar nicht erforscht. Um die Plastikflut in den Griff zu bekommen, wird seit Jahren um ein globales Plastikabkommen gerungen. Im August wird dieses weiterverhandelt. In Nizza unterzeichneten 95 Regierungen eine Forderung, die Produktion von Primärkunststoffen zu reduzieren und auch die Verwendung besonders problematischer Inhaltsstoffe zu verbieten.

 

Moratorium gegen Tiefseebergbau

Der Tiefseebergbau stand bei den Konferenzdebatten ganz oben auf der Tagesordnung, was die Dringlichkeit des Widerstandes gegen diese Industrie verdeutlicht. Die Zivilgesellschaft und eine große Gruppe von Staaten, darunter die beiden Mitveranstalter der UNOC, erwarteten, dass die Regierungen Fortschritte bei der Beendigung des Tiefseebergbaus in Nizza erzielen würden. UN-Generalsekretär Guterres sagte, die Tiefsee dürfe nicht zum Wilden Westen werden. Der französische Präsident Macron erklärte, ein Moratorium für den Tiefseebergbau sei eine internationale Notwendigkeit. Vier neue Länder haben bei der UNOC ihre Unterstützung für ein Moratorium zugesagt, womit sich die Zahl der Länder auf 37 erhöht hat.

„Dies ist ein bedeutender Sieg“, sagte Herr Poivre d’Arvor. „Es ist im Moment sehr schwierig, am Meer zu arbeiten, wenn die Vereinigten Staaten so wenig beteiligt sind“. Der französische Gesandte spielte damit auf die Abwesenheit einer hochrangigen US-Delegation sowie auf die jüngste Verfügung von Präsident Donald Trump an, die den Tiefseebergbau fördert.

Die Aufmerksamkeit richtet sich nun darauf, welche Maßnahmen die Regierungen im Juli ergreifen werden, um den Beginn dieser Industrie zu verhindern. Denn da wird sich die Internationale Meeresbodenbehörde ISA erneut zusammensetzen und über ein weltweit akzeptiertes Regelwerk für den Tiefseebergbau beraten. „Jeglicher potenzieller Tiefseebergbau in Gebieten außerhalb nationaler Gerichtsbarkeit, der außerhalb des internationalen Rechtsrahmens stattfindet, (…) wäre entgegen internationalem Recht.“

 

Megan Randles, Greenpeace-Delegationsleiterin zum Hochseevertrag und zu den Fortschritten bei der Beendigung des Tiefseebergbaus, sagte: „Die Ratifizierung des Vertrags über die Hohe See ist zum Greifen nahe, aber der Fortschritt, der hier in Nizza erzielt wurde, fühlt sich hohl an, da diese UN-Ozeankonferenz ohne greifbarere Verpflichtungen zur Beendigung des Tiefseebergbaus endet.“

 

Gründung einer Koalition gegen Unterwasserlärm

Panama und Kanada haben bei der UN-Ozeankonferenz in Nizza mit 35 weiteren Ländern die „High Ambition Coalition for a Quiet Ocean“ gegründet — die erste weltweite Allianz gegen schädlichen Unterwasserlärm.

Die Initiative wird auch von indigenen Gemeinschaften, aus der Schifffahrtsindustrie, internationalen Organisationen sowie von Umweltverbänden unterstützt. Diese breite Koalition zeigt wie die Erkenntnis immer weitere Kreise zieht, dass Unterwasserlärm stark reduziert werden muss, um die Ziele zur Bewahrung der Artenvielfalt und für den Klimaschutz zu erreichen.

„Der Ozean ist eine akustische Welt, in der Geräusche überlebenswichtig sind – im Meer hängt das Leben von ihnen ab“, unterstreicht Carlos Bravo, Experte für Meerespolitik bei OceanCare. „Meerestiere nutzen Schall um kommunizieren, navigieren und Nahrung finden zu können. Die von Menschen verursachte Lärmbelastung übertönt aber diese lebenswichtigen Geräusche. Zum Glück verfügen wir über kosteneffektive technische Mittel, mit denen wir sowohl Unterwasserlärm als auch CO2-Emmissionen wirksam reduzieren können. Die High Ambition Coalition ist ein starker Hoffnungsschimmer – ein entscheidender Schritt, um dem Meeresleben seine Stimme in der Symphonie des blauen Planeten zurückzugeben.“

 

Nice Ocean Action Plan

Der Ozean-Aktionsplan von Nizza ist ein zweiteiliger Rahmen, der eine politische Erklärung und über 800 freiwillige Verpflichtungen von Regierungen, Wissenschaftlern, UN-Organisationen und der Zivilgesellschaft seit der letzten Konferenz umfasst.

„Diese reichen von der Lobbyarbeit junger Menschen über die Vermittlung von Kenntnissen über Tiefsee-Ökosysteme und den Aufbau von Kapazitäten in Wissenschaft und Innovation bis hin zu Zusagen, zwischenstaatliche Verträge zu ratifizieren“, sagte Li Junhua, UN-Untergeneralsekretär für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten und Generalsekretär des Gipfels gegenüber Journalisten.

Folgende Zusagen wurden in dieser Woche laut UN gemacht:

  • Die Europäische Kommission kündigte Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Euro zur Förderung des Meeresschutzes, der Wissenschaft und der nachhaltigen Fischerei an.
  • Französisch-Polynesien verpflichtete sich, das weltweit größte Meeresschutzgebiet zu schaffen, das seine gesamte ausschließliche Wirtschaftszone – etwa fünf Millionen Quadratkilometer – umfassen soll.
  • Deutschland startete ein 100-Millionen-Euro-Programm zur Beseitigung von Unterwassermunition in der Ost- und Nordsee.
  • Neuseeland stellte 52 Millionen Dollar für die Stärkung der Meerespolitik im Pazifik bereit.
  • Spanien kündigte fünf neue Meeresschutzgebiete an.

 

 

 

Links

UN News

OceanCare

UN Ocean Conference 2025 Website