Solarstrom auf Platz 1: Die EU erreicht einen Meilenstein in der Energiewende
Im Juni 2025 hat die Europäische Union ein energiepolitisches Novum erlebt: Solarstrom war erstmals die wichtigste Stromquelle im europäischen Strommix. Mit einem Anteil von 22,1 Prozent übertraf die Photovoltaik sowohl Kernenergie (21,8 Prozent) als auch Windkraft (15,8 Prozent) und fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas. Ein Ereignis, das nicht nur symbolischen Wert hat – sondern tiefgreifende strukturelle Veränderungen sichtbar macht.
Warum jetzt? – Die Kombination aus Wetter, Technik und politischer Strategie
1. Außergewöhnlich sonniger Juni
Der Juni 2025 war in vielen Teilen Europas der sonnenreichste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Ländern wie Spanien, Griechenland, Italien und Südfrankreich erreichten PV-Anlagen tägliche Rekordwerte. Selbst in Mitteleuropa konnten die Solaranlagen ihre Volllaststunden deutlich erhöhen.
2. Kontinuierlicher PV-Zubau in der EU
2024 wurden rund 66 Gigawatt neue Photovoltaikleistung in der EU installiert – ein neuer Höchstwert. Damit wuchs die installierte Gesamtleistung auf über 330 Gigawatt. Förderprogramme, Bürokratieabbau und neue Geschäftsmodelle wie Energy Sharing beschleunigten den Ausbau.
3. EU-weite Strategie: REPowerEU
Mit dem Ziel, die Abhängigkeit von fossilen Importen (vor allem aus Russland) zu beenden, verfolgt die EU mit REPowerEU einen klaren Plan: mindestens 700 Gigawatt Solarleistung bis 2030. Der Juni 2025 zeigt, dass dieses Ziel nicht nur realistisch, sondern notwendig ist.
Der Strommix im Detail: Gewinner und Verlierer
Solarstrom erreichte 22,1 % – eine neue Bestmarke.
Kernenergie lag bei 21,8 % – stabil, aber erstmals hinter Solar.
Windenergie blieb bei 15,8 %, mit leicht schwächerem Ertrag als in den Frühjahrsmonaten.
Kohle fiel auf nur noch 6,1 % – der niedrigste Wert seit Jahrzehnten.
Erdgas stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht an (ca. 18 %), um Schwankungen bei Wind und Wasserkraft auszugleichen.
Was dieser Moment bedeutet – und was nicht
Der Rekordmonat ist ein Etappensieg, aber kein endgültiger Durchbruch:
• Solarenergie ist volatil. Die Abhängigkeit vom Wetter bleibt eine technische Herausforderung. Ohne Speicher oder intelligentes Lastmanagement kann die Erzeugung nicht zuverlässig rund um die Uhr genutzt werden.
• Fossile Energien sind nicht verschwunden. In den Abendstunden und bei Wolken dominieren weiterhin Gas- und Kohlekraftwerke.
• Die Netze sind am Limit. Hohe PV-Einspeisung verlangt flexible Stromnetze und Speicherlösungen, die in vielen Ländern noch im Aufbau sind.
Forschung und Innovation als Schlüssel
Die Rolle der Wissenschaft ist in dieser Phase entscheidend:
• Materialforschung arbeitet an Solarzellen mit höherem Wirkungsgrad (z. B. Perowskit/Silizium-Tandemzellen).
• Systemtechnik entwickelt intelligente Netzinfrastrukturen und Nachfrageprognosen in Echtzeit.
• Speicherforschung treibt Lithium-, Natrium- und Wärmespeicherlösungen für Tag/Nacht-Zyklen voran.
• Sektorkopplung verbindet Solarstrom mit Mobilität (E-Mobilität) und Wärmeversorgung (z. B. Wärmepumpen).
Fazit: Die Energiewende ist messbar – aber noch nicht abgeschlossen
Der Juni 2025 ist ein Signal: Erneuerbare Energien können fossile Quellen verdrängen – technisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Die Photovoltaik hat bewiesen, dass sie mehr ist als ein Nebenakteur. Sie ist auf dem Weg, eine tragende Säule der europäischen Energieversorgung zu werden.
Doch der Weg in eine vollständig nachhaltige Energiezukunft erfordert mehr als sonnige Monate. Es braucht gezielte Investitionen, politische Verlässlichkeit, internationale Zusammenarbeit und vor allem: den Willen, diese Transformation auch in den Wintermonaten stabil zu machen.
Links
• Ember / Reuters, 09.07.2025: Solar tops EU power mix for first time in June
www.reuters.com
• EU-Kommission, REPowerEU – Zwischenbericht Juni 2025
energy.ec.europa.eu
• SolarPower Europe: EU Solar Market Outlook 2024–2028
www.solarpowereurope.org