Präventiver Klimaschutz günstiger als Nichtstun

Die deutsche Umweltökonomin Claudia Kemfert konnte in einer neuen Studie zeigen, dass jeder Euro, den wir in Klimaschutzmaßnahmen investieren, einen Nutzen von 1,8 bis 4,8 Euro bringt. Sie konnte auch aufzeigen, dass die Kosten der Schäden des ungebremsten Klimawandels höher sind als die Kosten der Klimaschutzmaßnahmen. Klimaschutz ist auch ökonomisch sinnvoll. 

 

Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professorin für Energiewirtschaft und Energiepolitik an der Leuphana Universität, hat in einer neuen Studie die Entwicklung der Klimakosten bewertet und sowohl Fortschritte bei den angewendeten Methoden als auch neue inhaltliche Erkenntnisse der letzten zwei  Jahrzehnte in der Klimakostenforschung analysiert.

„Aktuelle Studien zu den Folgen des Klimawandels bestätigen frühere Projektionen zu den künftigen Klimakosten. Dabei zeigt sich auch, dass die Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen deutlich über deren Kosten liegen.“

Claudia Kemfert

 

Hier die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Die realen Schäden in Deutschland durch Klimafolgen in den Jahren 2000 bis 2021 lassen sich auf 145 Milliarden Euro beziffern, seit 2018 in der Höhe von 80 Milliarden Euro
  • EU-weit klimabedingte Extremwetterschäden zwischen 1980 bis 2023 rund 738 Milliarden Euro, wobei Überschwemmungen mit 44 Prozent den größten Anteil ausmachten, gefolgt von Stürmen (29 Prozent) und Hitzewellen (19 Prozent)
  • Durch erneuerbare Energien reduzierten sich in Deutschland die Importabhängigkeit und führten zu jährlichen Einsparungen zwischen 18 und 25 Milliarden Euro – europaweit konnte durch den Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen zwischen 2021 und 2023 rund 100 Milliarden Euro eingespart werden
  • Die Verbesserung der Luftqualität führte in Deutschland zu einer Verringerung der jährlichen Gesundheitskosten um acht bis zwölf Milliarden

 

Klimaschutz lohnt sich – auch volkswirtschaftlich

Die Ergebnisse von zwei Jahrzehnten deutscher Klimakostenforschung sind eindeutig: „Präventiver Klimaschutz spart Geld.“

Frühere Prognosen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) haben sich weitgehend bestätigt. Schon 2008 wurde geschätzt, dass ungebremster Klimawandel bis 2050 rund 800 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Schäden verursachen könnte – aktuelle Studien bestätigen diesen Rahmen.

Zwischen 2000 und 2021 summierten sich die realen Klimaschäden in Deutschland bereits auf 145 Milliarden Euro, davon 80 Milliarden allein seit 2018, also mit steigender Tendenz. Extreme Wetterereignisse, Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen hinterlassen sichtbare Spuren – und hohe Rechnungen.

Einsparungen durch Klimaschutz

Gleichzeitig zeigen empirische Daten: Klimaschutzmaßnahmen zahlen sich mehrfach aus.
Erneuerbare Energien senken jährlich:

  • 18–25 Milliarden Euro an Importkosten für fossile Brennstoffe,
  • 8–12 Milliarden Euro an Gesundheitskosten durch bessere Luftqualität,
  • und mindern langfristig Risiken durch Klimaschäden.

In Summe ergibt sich ein Nutzen-Kosten-Verhältnis zwischen 1,8 und 4,8 – jeder in Klimaschutz investierte Euro bringt also fast das Doppelte bis Fünffache an volkswirtschaftlichem Nutzen.

 

Forschung wird präziser und dringlicher

Die wissenschaftlichen Methoden zur Bewertung von Klimakosten sind heute deutlich weiterentwickelt. Modelle berücksichtigen Kipppunkte im Klimasystem, Unsicherheiten und Anpassungsstrategien. Dabei zeigt sich: *Die Kosten der Untätigkeit steigen exponentiell*, während frühzeitige Investitionen planbar und stabilisierend wirken.

Neue Modellierungen zeigen auch, dass ambitionierter Klimaschutz langfristig kostenneutral sein kann. Eine Studie von PwC (2024) vergleicht zwei Szenarien:

a) Klimaschutzpfad: 13,2 Billionen Euro Gesamtkosten bis 2050
b) Weiter-so-wie-bisher: 13,3 Billionen Euro

Die Bilanz: höhere Investitionen am Anfang, dafür geringere Energiekosten und weniger Schäden in der Zukunft.

 

Zwischen Gewissheit und Verantwortung

Klimawissenschaftlerin Claudia Kemfert zieht ein klares Fazit:

 „Die Datenlage zeigt eindeutig, dass Klimaschutz nicht nur ökologisch und moralisch, sondern auch ökonomisch der bessere Weg ist.“

Die bisherigen Schäden, die Stabilität der Prognosen und die wachsende Zahl empirischer Belege lassen keinen Zweifel: Deutschland kann es sich nicht leisten, beim Klimaschutz zu zögern.

 

Ausblick: Eine „Klimanutzen-Bilanz“ für Deutschland

Das DIW schlägt vor, künftig eine zentrale „Klimanutzen-Bilanz Deutschland“ einzuführen – ein jährlicher Bericht, der die volkswirtschaftlichen Vorteile von Klimaschutz und Energiewende systematisch erfasst. Denn was bisher oft als Kosten wahrgenommen wird, ist in Wahrheit eine Investition in die Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und Gesundheit der Gesellschaft.

 

Link:

Kemfert, Claudia (2025): Zwei Jahrzehnte Klimakostenforschung: Präventiver Klimaschutz als volkswirtschaftlicher Vorteil. DIW Wochenbericht 38/39, S. 613–619