Die Vision von Omar Yaghi – mit Molekülen gegen die Klimakrise

Bild: Omar Yaghi by Christopher Michel in 2025

Er ist einer jener Forscher, die den Blick auf die Chemie verändert haben: Omar Yaghi, 2025 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet, entwickelt Materialien, die die Luft selbst zu einer Ressource machen – indem sie Kohlenstoffdioxid speichern und Wasser aus trockener Wüstenluft gewinnen können.

 

Von Amman nach Berkeley

Yaghi wurde 1965 in Amman geboren, als Sohn einer palästinensischen Flüchtlingsfamilie. Seine Kindheit war geprägt von Enge und Improvisation – Bücher waren selten, Stromausfälle häufig. Doch genau dort, zwischen einfachen Lebensumständen und großer Neugier, erwachte sein Interesse an der Struktur der Dinge.

Mit 15 Jahren ging er in die USA. Dort studierte er Chemie, promovierte an der University of Illinois und begann eine Forscherlaufbahn, die ihn schließlich an die University of California, Berkeley führte. Heute gilt er als einer der einflussreichsten Materialwissenschaftler seiner Generation.

 

Die Kunst, Raum in der Materie zu schaffen

Der Schlüssel zu Yaghis Erfolg liegt in einem neuen Konzept der *retikularen Chemie* – einer Methode, mit der sich Moleküle zu *hochporösen Netzwerken* verbinden lassen. Diese Materialien heißen *Metal-Organic Frameworks (MOFs)* und bestehen aus Metallknoten, die durch organische „Brücken“ verknüpft werden.

Das Ergebnis sind ultraleichte, kristalline Strukturen mit riesiger innerer Oberfläche – ein Gramm kann mehr Fläche haben als ein Fußballfeld. Durch ihre Poren können sie Gase und Flüssigkeiten gezielt einfangen, speichern oder wieder abgeben.

„Wir schaffen Raum dort, wo vorher keiner war“, beschreibt Yaghi seine Arbeit. „Und dieser Raum kann etwas für uns leisten – er kann die Luft reinigen, Wasser bereitstellen, Energie speichern.“

 

Ein Werkzeug gegen Klimawandel und Wasserknappheit

Die Anwendungsmöglichkeiten dieser Materialien sind enorm:

  • CO₂-Abscheidung: MOFs können Kohlendioxidmoleküle aus Abgasen oder der Luft binden – ein potenzieller Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasen.
  • Wassergewinnung: In einem Pilotprojekt gelang es Yaghi, mit einem MOF-System in der Wüste von Arizona Trinkwasser aus Luftfeuchtigkeit zu kondensieren – ohne externe Energiequelle, nur durch Sonnenwärme.
  • Energiespeicherung: Bestimmte MOFs können auch Wasserstoff oder Methan speichern – ein wichtiger Schritt für saubere Energietechnologien.

Damit liefert Yaghis Forschung nicht nur Grundlagenwissen, sondern auch Werkzeuge für eine nachhaltigere Zukunft.

 

Der Nobelpreis als Meilenstein

Gemeinsam mit Susumu Kitagawa (Japan) und Richard Robson (Australien) wurde Omar Yaghi 2025 mit dem *Nobelpreis für Chemie* ausgezeichnet. Die Jury ehrte damit seine „bahnbrechende Entwicklung neuer poröser Materialien, die molekulare Speicherung und Umwandlung ermöglichen“.

Yaghi nahm den Preis als Botschaft an eine junge Generation von Forschenden: Wissenschaft könne mehr sein als Erkenntnis – sie könne eine *praktische Antwort auf ökologische Krisen* sein.

 

Ein Symbol für die Verbindung von Wissenschaft und Nachhaltigkeit

Yaghi gilt heute als Leitfigur einer neuen Art von Chemie – einer, die nicht auf industrielle Produktion, sondern auf planetare Lösungen zielt. Seine Arbeiten inspirieren Initiativen, die CO₂ als Rohstoff betrachten und Trinkwasser aus der Atmosphäre gewinnen wollen.

Seine Geschichte – vom palästinensischen Flüchtlingskind zum Nobelpreisträger in Kalifornien – verkörpert auch eine andere Botschaft: dass wissenschaftliche Innovation nicht in den Laboren mächtiger Konzerne entstehen muss, sondern aus Ideen, die den Menschen und den Planeten zugleich in den Mittelpunkt stellen.

 

Unser pro.earth.Fazit:

Omar Yaghis Arbeit zeigt, dass Chemie heute mehr kann, als Stoffe zu verändern – sie kann helfen, die Welt zu reparieren. Seine Materialien fangen Luft, speichern Hoffnung und machen sichtbar, was Wissenschaft leisten kann, wenn sie sich der Erde verpflichtet fühlt.