Australiens Regenwälder: Vom CO₂-Speicher zur Kohlenstoffquelle

Ein ökologisches Warnsignal für die Welt

Lange galten Australiens tropische Regenwälder als unerschütterliche Kohlenstoffsenken – Orte, an denen mehr CO₂ gebunden als ausgestoßen wird. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen jedoch ein alarmierendes Bild: Die Regenwälder im Nordosten des Kontinents speichern heute deutlich weniger Kohlenstoff als in der Vergangenheit – und haben sich in Teilen bereits in Netto-Emittenten verwandelt.


Der Kipppunkt ist erreicht

Über mehrere Jahrzehnte hinweg beobachteten Forscherinnen und Forscher die Entwicklung der Baum-Biomasse in verschiedenen Regionen Queenslands. Das Ergebnis: In den 1970er- und 1980er-Jahren nahmen die Wälder noch stetig Kohlenstoff auf. Doch in den letzten Jahren hat sich dieser Trend umgekehrt. Höhere Temperaturen, anhaltende Trockenperioden und häufigere Extremereignisse wie Zyklone oder Buschbrände setzen die Wälder massiv unter Stress.

Bäume sterben häufiger ab, und das Holz, das dabei zerfällt, setzt den zuvor gespeicherten Kohlenstoff wieder frei. Gleichzeitig wachsen junge Bäume unter den neuen Klimabedingungen langsamer nach. Dadurch kann der natürliche Kreislauf der Kohlenstoffbindung nicht mehr aufrechterhalten werden.

 

Warum das von globaler Bedeutung ist

Australien ist eines der wenigen Industrieländer mit großflächigen tropischen Regenwäldern. Wenn selbst diese Ökosysteme ihre Funktion als Kohlenstoffsenke verlieren, hat das weitreichende Folgen für die globalen Klimamodelle. Viele Berechnungen zum Erreichen der Pariser Klimaziele gehen davon aus, dass Wälder weiterhin CO₂ aufnehmen und kompensierend wirken. Wenn das nicht mehr gilt, müssen Emissionsreduktionen in anderen Bereichen deutlich schneller und konsequenter umgesetzt werden.


Ursachen und Dynamik

Mehrere Faktoren tragen zum Wandel der Regenwälder bei:

  1. Hitze und Trockenheit: Längere Trockenphasen führen zu Wassermangel, wodurch Bäume anfälliger für Krankheiten und Schädlinge werden.
  2. Zunehmende Baumsterblichkeit: Wenn große Bäume sterben, wird gespeicherter Kohlenstoff in kurzer Zeit wieder freigesetzt.
  3. Langsames Nachwachsen: Jüngere Bäume haben es schwer, unter Stressbedingungen ausreichend Biomasse aufzubauen.
  4. Extremereignisse: Tropische Stürme und Brände zerstören große Flächen und verändern die Artenzusammensetzung dauerhaft.


Was jetzt zählt

Die Erkenntnisse sind ein deutliches Warnsignal: Selbst intakte, geschützte Regenwälder sind nicht immun gegen den Klimawandel. Der Schutz dieser Ökosysteme bleibt zentral, reicht aber allein nicht mehr aus.

  • Klimaziele verschärfen: Wenn natürliche Senken ausfallen, müssen menschliche Emissionen schneller sinken.
  • Anpassung stärken: Wiederaufforstungsprojekte sollten klimaresiliente Arten fördern, die Hitze und Trockenheit besser überstehen.
  • Langzeitbeobachtung ausbauen: Nur durch kontinuierliche Messungen lässt sich frühzeitig erkennen, wann Ökosysteme kippen.


Conclusio

Australiens Regenwälder stehen sinnbildlich für einen globalen Trend: Selbst die stärksten natürlichen Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise geraten an ihre Grenzen. Es ist ein Weckruf, Klimaschutz nicht länger auf die Fähigkeit der Natur zu verlassen, unsere Emissionen auszugleichen – sondern selbst konsequent zu handeln.

 

Link zur Studie:

Aboveground biomass in Australian tropical forests now a net carbon source von Hannah Carle et al., erschienen in Nature:

https://www.nature.com/articles/s41586-025-09497-8