Drei Grad plus: Der Punkt, an dem die Erde kippt

Bei +3 °C globaler Erwärmung sprechen wir nicht mehr von „Klimawandel“, sondern von einer massiven planetaren Transformation. Das ist der Punkt, an dem Ökosysteme kippen und ganze Regionen unbewohnbar werden. Derzeit liegt die Welt – laut dem Weltklimarat (IPCC, AR6 Synthesis Report, 2023) – auf einem Kurs von etwa +3,2 °C bis zum Jahr 2100, wenn wir weitermachen wie bisher.

 

Was das bedeutet und warum drei Grad so viel sind

Drei Grad klingt harmlos.
Ein Sommertag mit drei Grad mehr wäre kaum spürbar – doch auf globaler Ebene bedeuten drei Grad ein völlig anderer Planet.

Mit +3 °C steigen die Durchschnittstemperaturen auf Werte, die die Erde seit Millionen Jahren nicht mehr erlebt hat. Die Eisschilde in Grönland und der Antarktis beginnen unumkehrbar zu schmelzen. Der Meeresspiegel steigt bis zum Jahr 2100 um 60 bis 100 Zentimeter –
und langfristig um mehrere Meter.

Küstenstädte wie New York, Miami, Shanghai, Mumbai, Bangkok, Lagos, Kapstadt, Buenos Aires, Vancouver, Amsterdam und Hamburg werden überflutet. Über 800 Millionen Menschen leben in gefährdeten Küstenregionen.

Offenbar glauben viele Menschen, ein Leben mit ein paar Grad mehr sei kein Problem – all jenen legen wir die Lektüre dieses Buches ans Herz

Hitzeextreme erreichen neue Dimensionen:
In Südeuropa, Nordafrika, dem Nahen Osten und Südostasien sind Temperaturen über 50 °C keine Ausnahme mehr. In manchen Regionen wird es so heiß und feucht, dass der menschliche Körper dort nicht mehr überleben kann, selbst im Schatten, selbst mit Wasser.

Flüsse und Seen trocknen aus, Trinkwasserquellen versiegen, Ernten brechen ein.
Wälder – vom Mittelmeerraum bis zum Amazonas – geraten unter Dauerstress, verwandeln sich von CO₂-Senken zu CO₂-Quellen.
Artensterben beschleunigt sich massiv – viele Ökosysteme kollabieren, weil sich Pflanzen und Tiere nicht schnell genug anpassen können.

 

Was das für uns Menschen bedeutet

Bei +3 °C geraten unsere Gesellschaften an ihre Grenzen. Klimamigration wird zu einem globalen Phänomen:
1 bis 3 Milliarden Menschen könnten gezwungen sein, ihre Heimat zu verlassen – nicht wegen Krieg, sondern wegen Klima.
Nahrungsmittelpreise steigen stark an, Konflikte um Wasser und Ressourcen nehmen zu.

Krankheiten wie Malaria, Dengue und West-Nil-Fieber verbreiten sich in Regionen, die sie bisher nie kannten. Hitze, Stress und Unsicherheit erhöhen die psychische Belastung – die Welt wird unruhiger, verletzlicher, angespannter.

Aber: Drei Grad sind nicht unvermeidlich

Das ist keine dystopische Fantasie – es ist das, was die Wissenschaft für wahrscheinlich hält, wenn wir unsere Emissionen nicht drastisch senken. Doch noch ist es nicht zu spät, diesen Kurs zu verlassen.

 

Wenn wir jetzt handeln und  …

• den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen,
• Kohle, Öl und Gas konsequent ersetzen,
• Wälder, Moore und Böden als CO₂-Speicher schützen,
• und Methan-Emissionen halbieren

… dann können wir die Erwärmung unter 2 °C halten, vielleicht sogar bei 1,5 °C stoppen.

Dazu brauchen wir globale Kooperation, politischen Mut, wirtschaftliche Verantwortung und eine Kultur, die nicht nur konsumiert, sondern bewahrt.

 

Was uns Hoffnung gibt

Die Technologien sind da:
Solar, Wind, Geothermie, Wasserstoff, Speicherlösungen, nachhaltige Landwirtschaft.
Die Kosten für saubere Energie sind so niedrig wie nie zuvor.
Und Millionen Menschen – Wissenschaftler, Aktivisten, Unternehmer, Künstler –
arbeiten bereits an Lösungen.

Jedes Zehntelgrad zählt.
Jedes Jahr, das wir früher handeln,
rettet Leben, Städte und Arten.

Drei Grad sind keine Statistik.
Es ist die Grenze zwischen einer Zukunft,
in der wir überleben –
und einer, in der wir kämpfen müssen, um zu überleben.

Noch ist Zeit. Aber nicht mehr viel.

 

 

Quellen (wissenschaftlich verifiziert):
• IPCC AR6 Synthesis Report (2023): Implementierte Politiken → ca. +3,2 °C bis 2100
• UNEP Emissions Gap Report (2023): Aktuelle Maßnahmen → +2,5 – 3,0 °C
• Climate Action Tracker (2024): Emissionstrends ≈ +2,7 °C
• Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): 3 °C-Szenario → massive Risiken für Wasserversorgung, Landwirtschaft und Biodiversität