Neue Studie: Kein Sektor weltweit auf Kurs für das 1,5-Grad-Ziel
Die Welt kommt beim Klimaschutz zu langsam voran. Das ist das zentrale Ergebnis des neuen „State of Climate Action 2025“-Reports, veröffentlicht von den Denkfabriken Climate Analytics und dem World Resources Institute (WRI). Die Analyse zeigt: Kein Bereich der globalen Wirtschaft befindet sich derzeit auf einem Pfad, der mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel vereinbar ist.
Ein ernüchterndes Ergebnis
Insgesamt wurden 45 Indikatoren aus den Bereichen Energie, Verkehr, Industrie, Gebäude, Landnutzung und Klimafinanzierung untersucht. Das Fazit fällt deutlich aus: Kein einziger dieser Indikatoren liegt auf Kurs, um die notwendigen Klimaziele bis 2030 zu erreichen. 29 von ihnen sind „weit vom Ziel entfernt“, sechs entwickeln sich zwar positiv, aber zu langsam. Fünf bewegen sich in die falsche Richtung, und bei weiteren fünf fehlen ausreichend Daten.
„Wir sehen Fortschritte – aber in einem Tempo, das nicht annähernd ausreicht, um die gefährlichsten Folgen der Erderwärmung zu verhindern“, erklärt Bill Hare, Geschäftsführer von Climate Analytics. Die Forscherinnen und Forscher warnen, dass sich die Emissionslücke weiter vergrößert, wenn nicht schnell und entschieden gegengesteuert wird.
Energie, Verkehr und Landnutzung im Rückstand
Besonders groß sind die Defizite im Energiesektor. Der weltweite Verbrauch fossiler Brennstoffe bleibt auf Rekordniveau. Trotz wachsender Investitionen in Solar- und Windkraft steigt der globale Energiebedarf so stark, dass die Emissionen kaum sinken.
Auch im Verkehrssektor geht die Transformation nur schleppend voran. Zwar wächst der Absatz von Elektrofahrzeugen, doch insgesamt nimmt der motorisierte Individualverkehr weiter zu – insbesondere in wachsenden Metropolregionen des Globalen Südens.
Im Bereich Landnutzung fällt die Bilanz sogar rückläufig aus. Laut Studie werden weltweit weiterhin Wälder in einem Tempo vernichtet, das etwa 22 Fußballfeldern pro Minute entspricht. Gleichzeitig kommt die Wiederaufforstung kaum voran.
Finanzströme in die falsche Richtung
Die Autoren der Studie machen deutlich, dass die globale Finanzarchitektur nach wie vor nicht auf Klimaschutz ausgerichtet ist. Trotz zahlreicher politischer Zusagen fließen jedes Jahr weiterhin über 75 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Mitteln in die Förderung fossiler Energien – etwa in Form von Subventionen, Steuervergünstigungen oder staatlichen Kreditgarantien für Öl-, Gas- und Kohleprojekte. Diese Zahl hat sich laut Bericht in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert und untergräbt zentrale internationale Klimaziele.
Parallel dazu bleibt die Finanzierung der Energiewende deutlich hinter dem erforderlichen Niveau zurück. Zwar verzeichnet die Studie eine positive Entwicklung bei privaten Investitionen: 2023 flossen weltweit rund 1,3 Billionen US-Dollar in erneuerbare Energien, Elektromobilität, Energiespeicherung und andere klimafreundliche Technologien. Doch um die 1,5-Grad-Grenze in Reichweite zu halten, müsste sich dieser Betrag bis zum Jahr 2030 mindestens verdreifachen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der ungleichen Verteilung der Klimafinanzierung. Während Industrienationen erhebliche Summen in eigene Transformationsprojekte investieren, bleiben ärmere Länder oft ohne ausreichende Mittel, um Emissionen zu senken oder sich an die Folgen der Klimakrise anzupassen. Der Bericht fordert daher, bestehende Finanzzusagen zu erfüllen und neue, verbindliche Mechanismen für internationale Klimahilfen zu schaffen – insbesondere für Staaten, die am stärksten von Dürren, Überschwemmungen und Extremwetter betroffen sind.
Zudem betonen die Autorinnen und Autoren die Rolle der Finanzinstitutionen und Zentralbanken, die Klimarisiken stärker in ihre Bewertungen und Investitionsentscheidungen integrieren müssten. Ohne klare Leitplanken und verbindliche Vorgaben drohe das Kapital weiterhin in Projekte zu fließen, die die globale Erwärmung anheizen statt sie zu begrenzen.
„Es ist paradox, dass Regierungen einerseits Milliarden für Klimaschutz mobilisieren, während sie gleichzeitig fossile Strukturen subventionieren“, so eine der Co-Autorinnen der Studie. „Wenn wir die Klimaziele ernst nehmen, muss jedes investierte Dollar-Signal in Richtung einer kohlenstofffreien Zukunft zeigen.“

Ausblick auf die Weltklimakonferenz COP30
Die Veröffentlichung des Berichts fällt in die heiße Phase der Vorbereitung auf die nächste Weltklimakonferenz (COP30) in Belém, Brasilien. Dort sollen die Staaten neue nationale Klimabeiträge (NDCs) vorstellen, die ihre Ziele bis 2035 und 2050 festlegen.
Die Studie sendet ein unmissverständliches Signal: Ohne eine deutliche Beschleunigung in allen Bereichen droht das 1,5-Grad-Ziel endgültig außer Reichweite zu geraten.
Conclusio
Die Botschaft des „State of Climate Action 2025“-Reports ist klar: Einzelne Fortschritte reichen nicht mehr aus. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, müssen Energie, Verkehr, Industrie, Landnutzung und Finanzen gleichzeitig und entschlossen transformiert werden. Je länger das Handeln verzögert wird, desto drastischer und teurer werden die notwendigen Maßnahmen.
Quellen und weiterführende Informationen
- World Resources Institute (WRI) – State of Climate Action 2025: Assessing Global Progress Toward 2030 and 2050 Targets, Oktober 2025
https://www.wri.org/research/state-climate-action-2025 - Climate Analytics – Press Release: State of Climate Action 2025 reveals world off track on every key climate goal, Oktober 2025
https://climateanalytics.org/press-releases/news-release-state-of-climate-action-2025 - WRI News Release – World Off Track to Meet Paris Goals as COP30 Looms, Oktober 2025
https://www.wri.org/news/release-state-of-climate-action-2025