Regenwürmer – die Retter der Wälder

Unsere Wälder sind unter Druck. Zu intensive maschinelle Nutzung um die rasant steigende Nachfrage nach Holz zu decken, die jahrzehntelange Dominanz einer Baumart, die nun durch Borkenkäfer, Hitze und Trockenheit radikal dezimiert wird. Was wir brauchen, sind klimafeste Mischwälder mit einer durchmischten Altersstruktur. Der Waldboden spielt dabei ein zentrale Rolle und mit ihm die darin lebenden Regenwürmer.

 

Diese bauen eine Humusschicht auf, belüften den Boden und helfen dessen Wasserspeicherkapazität stark zu erhöhen. Im Rahmen des EU-Pilotprojektes „Future Forests“ in Ostbayern  wird die Verbesserung der Ökosystemleistungen von Wäldern mit dem innovativen Ansatz des Bodenmanagements untersucht.

 

Wer den Wald stark macht, macht starken Klimaschutz. Denn jeder stabile Hektar Wald schützt das Klima, bietet Tieren sowie Pflanzen einen Lebensraum und gibt den kommenden Generationen eine Perspektive.

Bundeswaldminister Cem Özdemir

 

Auf die Mischung kommt es an

Eine ausgewogene Durchmischung der Baumarten ist eine wichtige Voraussetzung für einen guten Regenwurmbestand im Wald. „Wir müssen aus nadelholzreichen Wäldern hochstabile Dauerwälder machen mit Mischungen, die einen gesunden Boden zur Folge haben“, sagt Förster Ludwig Pertl vom „Future Forest“-Projekt im Landkreis Landsberg.

 

Hervorragend würden laut Pertl dabei fein- und tiefwurzelnde Laubbäume, wie Ahorn, Esche, Ulme, Linde, Erle, Eberesche, Wildkirsche, oder Elsbeere abschneiden. Unter den Nadelbäumen eigne sich die flachwurzelnde Fichte, die schon jetzt mit der steigenden Trockenheit zu kämpfen habe am wenigsten. Etwas besser geeignet sei die Tanne. Eine Patentlösung könne es aber nicht geben, denn sehr viel hänge auch vom Standort ab. Dennoch kann man davon ausgehen, dass es mindestens eines Anteils von 20% an Edellaubhölzern in Mischung mit Buche, Tanne und Fichte bedarf, um eine ausreichende Regenwurmdichte im Waldboden zu erreichen.

 

Darüber hinaus sei es wichtig, die Stabilität des Waldes während des Umbaus zu gewährleisten und genügend hohe Altbäume stehen zu lassen, „damit wir in der Vegetationszeit noch genügend Niederschlag bekommen“, so Pertl. Schonende Bewirtschaftung inklusive achtsamem Umgang mit dem Boden, Verzicht auf jede Art von Kunstdünger und Glyphosat sind ebenfalls gundlegende Voraussetzungen für eine gesunde Regenwurmpopulation im Waldboden.

 

https://news.pro.earth/2023/04/15/myzel-das-geheime-wood-wide-web/

 

Was genau macht die Regenwürmer so speziell?

Es ist die vom Regenwurm verdaute Erde, die dem Boden eine echte Zauberkraft verleiht, der Humus! Humus ist nicht nur der größte Kohlenstoffspeicher an Land, es ist auch einer der wichtigsten Wasserspeicher.

 

Auch nach langer Trockenzeit und Hitze halten Wurmböden immer noch genügend Wasser, weil Humus das 5fache seines Eigengewichts an Wasser speichern kann. Gleichzeitig ist der Wurmhumus angereichert mit Stickstoff und Phosphor, kostenlosem Dünger und einer sehr wichtigen Grundlage stabiler Biotope.

 

Dr. Frank Hagedorn von der Eidgenössischen Forschungseinrichtung WSL in Zürich hat in einem einzigartigen Langzeitforschungsprojekt im Schweizer Pfynwald herausgefunden, dass feuchter Waldboden wesentlich mehr Kohlenstoff speichert als trockener. Der Waldboden selbst speichert fünf mal soviel Kohlenstoff wie die Vegetation darüber. Er fand in dem Projekt auch heraus, dass Regenwürmer bei unter 20% Bodenfeuchtigkeit ihre Aktivität einstellen. Sie gehen dabei in eine Art Sommerschlaf, die sogenannte Diapause, was dazu führt, dass der vertrocknende Boden damit zu einer CO2-Quelle wird.

 

Hier kann man eine kurze Doku auf 3sat zu dem Thema sehen!

 

Die Ergebnisse zum Nachlesen und Nachahmen

Eine Erkenntnis des dreijährigen Forschungsprojektes, bei dem sogenannte Dendrometer direkt am Stamm der Waldbäume messen, welche Baumarten bei welchem Wetter und auf welchem Boden besonders gut oder schlecht wachsen, ist die Tatsache, dass sich Regenwürmer in der Nähe von Ahorn und Linde häufiger anzutreffen sind.

Am Ende des Forschungsprojektes wird es einen Leitfaden für einen klimafesten Wald geben. „Das Handbuch wird allen Gemeinden in der EU zur Verfügung gestellt. Wir werden auch eine komprimierte Kurzversion machen, die kann dann auch der Praktiker oder jeder, der sich für den Waldumbau interessiert, lesen“, meint Nikolaus Storz vom Landratsamt Landsberg.

 

Der finanzielle Aspekt

Ein großes Problem sieht der Förster in der kurzfristig mangelnden Wirtschaftlichkeit eines dauerhaften und gesunden Klimaschutzwaldes. Das Future-Forests-Projekt wird zum Beispiel auf Gemeindeebene mit 400 Euro pro Hektar gefördert und über das Bundesprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ bekommen deutsche Waldbesitzer bis zu 100 Euro pro Hektar und Jahr, sofern sie ihren Wald besonders schonend bewirtschaften und auch in Österreich gibt es Förderprogramme zum Umbau in klimafitte Wälder.

 

Weiterführende Links:

Österreichischer Waldfonds

Infos zu klimafittem Wald

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft – Förderungen Deutschland

Förderprogramm Klimaangepasstes Waldmanagement