Was wird der Klimagipfel in Dubai bringen?

Wir nähern uns mit Riesenschritten der 28. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP28) , die vom 30. November bis zum 12.Dezember in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) stattfinden wird. Den Vorsitz hat Sultan Ahmed Al Jaber inne, der gleichzeitig auch CEO des zwölftgrößten Öl-Konzerns der Welt ist, was dieses Jahr bereits zu viel Kritik geführt hat.

 

„Der Gastgeber der COP28, die Vereinigten Arabischen Emirate, ist ein Petrostaat mit einer zutiefst repressiven Regierung, die ihre fossile Brennstoffindustrie aggressiv ausbaut“, sagte Richard Pearshouse, Umweltdirektor bei Human Rights Watch und weiter: „Mit den VAE als Gastgeber der Konferenz müssen der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Achtung der Menschenrechte im Rahmen des Kampfes gegen den Klimawandel ganz oben auf der Tagesordnung der COP28 stehen.“

Wir haben ebenfalls darüber berichtet:

https://news.pro.earth/2023/06/09/wenn-der-bock-zum-gaertner-wird/

 

Mit den Ergebnissen nicht zufrieden

Die Vorverhandlungen für die COP28 lassen auf kein positives, die Erderwärmung effektiv eindämmendes Ergebnis in Dubai hoffen und sind nicht zufriedenstellend, meint Klimaforscher Hans-Otto Pörtner im RND-Interview: “ …  es ist zu wenig bei den Verhandlungen herausgekommen. Der Hauptpunkt, auf den wir als Klimaforscherinnen und Klimaforscher unser Augenmerk richten, ist, wie die Minderung des Klimawandels beziehungsweise der Treibhausgasemissionen vorangetrieben wird. Und das ist auch dieses Mal nicht erfolgt, sondern man hat die Umsetzung des Pariser Abkommens verwässert und damit verzögert. Es werden in den Diskussionen teilweise Argumente wie Gleichheit und Gerechtigkeit angeführt – die sind auch wichtig, aber wir müssen die Prioritäten einhalten. Gleichheit und Gerechtigkeit erreichen wir am besten dann, wenn wir rasch die Emissionen mindern und wirtschaftliche Entwicklung nur noch mit Erneuerbaren vorantreiben.

 

Leute stehen auf der Bremse

Laut Pörtner verheißen die Ergebnisse der Vorverhandlungen nichts Gutes : „Man kann sehr skeptisch sein. Wenn ich die Diskussionen richtig verfolgt habe, wurde unser Klimabericht bisher nur „zur Kenntnis genommen“ und nicht wie sonst üblich „willkommen geheißen“. Und das heißt wiederum, dass es da Leute gibt, die die Bremse ziehen wollen und die Erkenntnisse aus diesem Bericht, der eine ganz eindeutige zeitliche Vorgabe macht, nicht umsetzen wollen – oder zumindest nicht so schnell umsetzen wollen. Diese Verzögerungsstrategien müssen wir durchbrechen.“

 

Bock zum Gärtner gemacht

Auch auf den Aspekt, dass der CEO eines Ölkonzerns Vorsitzender der COP28 ist, meint Pörtner im RND-Interview: „Da gibt es sicherlich Interessenskonflikte – und die werden ja auch zunehmend sichtbarer. Es wird zum Beispiel nicht mehr darüber gesprochen, dass wir die fossilen Energieträger in der Erde lassen, sondern wir sprechen darüber, dass wir das daraus freigesetzte CO₂ binden und wegspeichern müssen. Dagegen ist zunächst nichts zu sagen, das kauft uns Zeit. Dummerweise brauchen wir die Zeit schon aufgrund bisheriger Untätigkeit. Kohlendioxid abzuscheiden und zu speichern ist einfach nur die zweit- beziehungsweise drittbeste Lösung, um den Zeitdruck abzumildern. Besser wäre es, wenn wir konsequent die Transformation zu einer klimaneutralen Zukunft betrieben. Dann würde es der Wirtschaft besser gehen und auch den Menschen.“

 

Kein Quantensprung aber Basis

Etwas zuversichtlicher bilanziert David Ryfisch, Bereichsleiter für Internationale Klimapolitik bei Germanwatch anlässlich des Climate Ambition Summit am 20.September 2023 in New York:

„Dieser Gipfel war kein Quantensprung für den Klimaschutz, aber er legt eine Basis für die kommende Weltklimakonferenz. In diesem von Hitzerekorden und Extremwetter geprägten Jahr bleiben die Staats- und Regierungschefs bisher eine überzeugende Antwort auf die Klimakrise schuldig. Es ist noch offen, ob es tatsächlich zu den notwendigen globalen Zielen für den schnellen Ausbau Erneuerbarer Energien und Energieeffizienz kommt und vor allem, ob es endlich klare Beschlüsse für das schnelle Runterfahren von Öl und Gas geben wird. Viel Arbeit liegt vor uns bis zur Weltklimakonferenz in zweieinhalb Monaten.“

 

Erstmals Global Stocktake

Der Global Stocktake ist ein wichtiges Element des Pariser Abkommens. Die Staaten müssen ihre Fortschritte bei der Umsetzung des Pariser Abkommens alle fünf Jahre messen und überprüfen, inwieweit sie ihre nationalen Klimaziele erreicht haben. Bei der COP28 werden die Länder nun zum ersten Mal gemeinsam Bilanz ziehen und die Verwirklichung der Ziele bewerten.

Dabei beinhaltet der Global Stocktake laut Wikipedia folgende Teile:

  • Klimaschutz (Emissionsminderung)
  • Klimaanpassung
  • die Mittel zur Durchführung und Unterstützung

 

„Der Global Stocktake könnte tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal des Gipfels in Dubai werden. Viel Raum werden aber auch die Klimafinanzierung und die Entschuldung des globalen Südens einnehmen. Das betont auch die COP-Präsidentschaft. Wie sich all das in Dubai entwickelt, ist im Moment noch der Blick in die Glaskugel.“, meint dazu die Grünen-Abgeordnete Lisa Badum im Klimareporter-Interveiw.

 

Afrika-Klimagipfel in Vorbereitung auf Dubai

Anfang September fand der erste Klimagipfel, bei dem es in erster Linie um Afrika und seine rund 1,3 Milliarden Einwohner ging, in Nairobi statt. Er war ebenfalls eine wichtige Vorbereitung für die COP28. „Erneuerbare Energien könnten das afrikanische Wunder sein. Aber wir müssen es möglich machen“, sagte Guterres bei seiner Rede in Nairobi.

Afrika leidet stark unter den Folgen der Klimakrise, trägt aber vergleichsweise wenig zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bei. Der erste Afrika-Klimagipfel schloss mit einer Forderung an Industriestaaten, stärker dabei zu helfen, die Folgen des Klimawandels zu beseitigen und nach mehr Fairness durch den Umbau des weltweiten Finanzsystems.

 

„Das Thema Schuldenumwandlung spielt hier eine ganz große Rolle. Aber auch die Frage der Weltbank-Reform und die Reform der Entwicklungsbanken spielt eine Rolle, die den Zugang der afrikanischen Staaten zu Finanzierungsmöglichkeiten verbreitert. Dafür Ansätze und Lösungen zu finden, das ist entscheidend und das erwarte ich hier von dieser Konferenz,“erklärte die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesentwicklungsministerium, Bärbel Kofler.

 

„Wir fordern faire Bedingungen für unsere Länder, damit sie Zugang zu den Investitionen erhalten, die sie benötigen, um ihr Potenzial freizusetzen und in Chancen zu verwandeln.“

William Ruto, Präsident Kenia

 

Unser pro.earth.Fazit: Wir sehen keine große Chance, dass sich bei der COP28 tatsächlich klare Beschlüsse MIT Zeitvorgaben für die so dringend notwendige Beendigung fossiler Energienutzung ergeben werden, eingedenk der Tatsache, das ein CEO eines Erdölkonzerns leitend dem Gipfel vorsteht und bereits angekündigt hat, die Förderung in den nächsten Jahren steigern zu wollen.