Rekordjahr für E-Autos: weltweit rund 42 Millionen Autos mit Elektroantrieb
Während in Deutschland durch den Förderstopp die Verkaufszahlen für Elektroautos rückläufig sind, wächst der weltweite Markt für batterieelektrische Fahrzeuge und Plugin-Hybride weiter stark. Dabei dominiert China den Weltmarkt mit einem Anteil von 60% Marktanteil bei Verkäufen und Produktion. Im vergangenen Jahr wurden 14,8 Mio. E-Autos verkauft, was einem Marktwachstum von rund 35% entspricht. Für 2024 rechnet die Internationalen Energie Agentur (IEA) mit weltweit 20 Prozent Wachstum.
Überdurchschnittlich zogen die Verkäufe 2023 in China (plus 37% auf über 8 Mio. Fahrzeuge) und den USA an (plus 48% auf knapp 1,5 Mio. E-Autos). Europa lag mit plus 16% auf über 3 Mio. E-Autos beim Wachstum zurück. Insgesamt waren 13% aller global verkauften Neufahrzeuge 2023 batterieelektrisch angetrieben, 6% hatten einen Plugin-Hybrid.
Auf Länderebene führt Norwegen mit 91% E-Auto-Anteil bei den Neuzulassungen die Marktseite klar an. Auf der Industrieseite führt China mit über 9 Mio. produzierten E-Autos – dies entspricht fast zwei Dritteln aller hergestellten Fahrzeuge. 2023 war jedes zweite verkaufte E-Auto von einer chinesischen Marke. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse des McKinsey Electric Vehicle Index (EVI), mit dem die Unternehmensberatung McKinsey & Company regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst.
Wettbewerb in China und Europa intensiviert sich
„2024 ist ein eher schwieriges Jahr für viele Anbieter von E-Autos. Die sinkenden Förderungen in Europa und das noch schmale Produktportfolio in den USA bremsen die Wachstumsraten für E-Auto-Verkäufe in diesen Märkten“, sagt Patrick Schaufuss, Partner im Münchner Büro von McKinsey und Experte für die E-Mobilität.
Der Wettbewerbsdruck ist vor allem in China sehr hoch – knapp 130 Marken mit über 400 angebotenen E-Auto-Modellen buhlen hier um die Kunden. „Die Folge könnte nicht nur eine Konsolidierung im Markt sein, sondern auch eine starke Exportorientierung der erfolgreichen chinesischen Marken“, so Schaufuss. „Zum einen wird es im lokalen Markt Überkapazitäten von über 40% geben. Zum anderen erwarten die chinesischen Hersteller im Ausland höhere Renditen aufgrund ihrer Kostenvorteile von bis zu 30% gegenüber westlichen Herstellern.
In China dürfte 2024 laut jährlichem Global EV Outlook der Internationalen Energie Agentur (IEA) der Verkauf von Elektroautos und Plug-in-Hybriden auf etwa 10 Millionen steigen, was rund 45 Prozent aller Autoverkäufe im Land ausmacht, im Vergleich zu 38 Prozent Anteil im Vorjahr.
Die drei größten Hersteller 2023 waren die chinesische Marke BYD mit gut 3 Millionen Neuzulassungen, Tesla mit 1,8 Millionen und BMW mit rund 500.000.
Mit über 4 Mio. Autos (plus 67%) ist China erstmals die stärkste Auto-Exportnation vor Japan. Chinesische Marken exportieren vor allem nach Europa (141.000 Einheiten) und in die ASEAN-Staaten (77.000 Autos). Neue Anbieter drängen in diese Märkte: Diese haben weltweit 55% Anteil am Markt für batterieelektrische Fahrzeuge, in China sogar 85%.
Anhaltende Dynamik im Sektor
„Die anhaltende Dynamik der Elektromobilität ist aus unseren Daten klar ersichtlich, wobei sie in einigen Märkten deutlich stärker ist als in anderen“, sagt IEA-Geschäftsführer Fatih Birol, der „eine neue Wachstumsphase“ in Aussicht stellt: „Die Welle der Investitionen in die Batterieherstellung deutet darauf hin, dass die Lieferkette für E-Fahrzeuge voranschreitet, um die ehrgeizigen Expansionspläne der Autohersteller zu erfüllen. Diese Verschiebung wird große Auswirkungen sowohl für die Automobilindustrie als auch für den Energiesektor haben“, erklärt Birol.
Die Ladenetze müssen laut IEA bis 2035 um das Sechsfache zulegen, um mit dem prognostizierten Wachstum von E-Autos schritthalten zu können.
Über 700 neue Modelle bis 2026
„Was aus Kundensicht erfreulich ist: Das Modellangebot wächst weiter – wir erwarten bis 2026 über 700 neue E-Auto-Modelle weltweit“, sagt Schaufuss. Deutschland ist mit über 200 angebotenen E-Auto-Modellen Nummer 2 hinter China. Mehr als 60% aller in Europa angebotenen E-Autos sind SUVs. In China sind hingegen bereits deutlich mehr kleinere EAutos verfügbar.
„Wir erwarten in den kommenden Jahren weiterhin unterschiedlich dynamische Entwicklungen in den drei großen Regionen China, Europa und USA“, so Schaufuss.
China
China werde – selbst bei stagnierenden Auto-Gesamtabsatz – weiter stark wachsen. Bereits heute sei ein chinesischer Hersteller global unter den 10 größten Unternehmen. Bis 2030 könnten es sogar drei oder mehr werden.
USA
In den USA sei die Entwicklung noch offen. Schaufuss: „Hier ist vermutlich ein breiteres Portfolio von effizienten Verbrennungsfahrzeugen, Hybriden und E-Autos gefragt.“
Europa
In Europa hat der Dialog zuletzt darüber wieder zugenommen, dass Hybride und Verbrenner noch länger relevant auf dem Kontinent bleiben könnten. Zudem sei in Europa eine hohe Wettbewerbsintensität zu erwarten, insbesondere im EV-Volumensegment, da chinesische Hersteller Europa neben Schwellenländern als wichtigen Zielmarkt sehen und hier neben Exporten auch stark lokalisieren werden.
„Für das Erreichen der deutschen Klimaschutzziele wird dringend ein attraktives Angebot in den unteren und mittleren Fahrzeugsegmenten benötigt, so dass eine größere Käuferschicht erreicht werden kann“, sagt Andreas Püttner vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW). Ansonsten bestehe die Gefahr, „dass andere Hersteller insbesondere aus China diese Chance ergreifen werden, selbst wenn die Einführung von Strafzöllen auf der europäischen Ebene dies aktuell zu verhindern versucht.“